… und dennoch überlebt habe. Heute dreht sich hier alles um die Kontaktenetzwerk-Pflege!
Kennen Sie das auch: phasenweise haben viele von uns einen gesteigerten Ordnungssinn – räumen um, putzen, entsorgen auf Teufel komm raus. Am häufigsten tritt das Phänomen zu Jahresbeginn und auch gegen Ende des Jahres hin auf. Da bekommt man gleich so ein richtig gutes Gefühl, ganz frisch und ordentlich in ein neues Jahr loslegen zu können!
Auch ich zähle mich (nicht ganz ohne Stolz) zu diesen „Aufräumbienchen“, wirble gerne von November bis in den Jänner hinein durch meine Wohnung und das Büro. Ich geniesse diese Zeit des neu Orientierens sehr!
Networking – kann doch jede/r!?
Bei mir beschränkt sich das Aufräumen allerdings nicht nur auf Physisches: ich überfalle auch meinen Handyspeicher, meine Computer und „putze“ die Social Media-Kanäle gründlich durch. Dieses Jahr habe ich so mehr als 100 Kontakte aus Plattformen wie Xing und Facebook (bei mir ist das ein rein privater Account) entfernt.
Warum?
Weil es MEINE Plattformen sind, ich gestalte sie so, wie es zu mir und zu meiner Arbeit bzw. in mein Leben passt! Meine Anforderungen entscheiden, und diese ändern sich eben auch wieder. Daran muss ich anpassen. Ich und nicht das, was Social Media- und Networking- „ExpertInnen“ durchaus gutgemeint wollen (z. B. die Mär je mehr Kontakte man hat, umso besser ist es) ist ausschlaggebend.
Für mich zählt die Konzentration auf Menschen und was sie bewegt zu einer Form von Respekt, die ich ausdrücken können möchte. Das Leben ist „laut“ genug, ich möchte dementsprechend den „Lärm“ so gering als möglich halten und mich auf die entscheidenden, mir wichtigen, interessanten, netten Menschen konzentrieren können.
(Abb. “Collage of Digital (Social) Networks” von Tanja Cappell @ Flickr)
Meine persönlichen Qualitätsmerkmale von Kontakte-Netzwerken sind daher vor allem folgende:
- Heterogenität der Verbindung – wer nur im eigenen Süppchen schwimmt (also in den ewig gleichen Netzwerken verkehrt), wird nur schwer über seinen eigenen Tellerrand gelangen.
- Qualität der Interaktionen – schön, wen man zumindest einmal pro Jahr Kontakt zu anderen hält … für Nichtreligiöse wenn schon nicht zu Weihnachten wenigstens immer dann, wenn Facebook und Co. freudig signalilsieren da hätte jemand aus dem Netzwerk Geburtstag. Aber Hand auf’s Herz – das ist nicht wahnsinnig persönlich. Ein paar schöne Zeilen auf einer Glückwunschkarte machen da schon mehr her, oder ein Anruf aus ernst gemeintem Interesse am andern, statt diesem seltsamen „must do“.
- Man kann viel aus Netzwerken herausholen (Hilfe beim Übersiedeln, Zahnarzt oder Klemptner gesucht, Notfall-Babysitter gesucht, könnte mir jemand meine Masterarbeit korrekturlesen, mein Kind braucht Nachhilfe, wer kann einspringen, …). Dafür sind (private) Netzwerke da, sicherlich. Richtiger sollte es jedoch heissen „AUCH da“ – das Ziel ist viel eher ein Geben und Nehmen. Wem kann ich etwas Mehrwert geben, wer mir?
Networking – missverstandene Wunderwaffe
Networking wird häufig völlig falsch verstanden: Nicht die schiere Menge an Kontakten macht die Qualität Ihres Netzwerkes aus, viel wesentlicher sind die Art der Verbindungen! Eine gute Mischung der Kontakte muss es sein – verschiedene Branchen, EntscheidungsträgerInnen und BerufseinsteigerInnen, Selbstständige und Angestellte, usw. Auch eine Balance an privaten und beruflichen Verbindungen wäre sehr wünschenswert.
Der zweite entscheidende Faktor sind nachhaltige Interaktionen. Das habe ich bei meinen rund 400 Kontakten nur auf Xing, ca. 600 auf LinkedIn und noch etlichen privaten auf Facebook natürlich nicht mehr im Detail im Kopf.
Meiner Beobachtung nach unterscheidet sich da das internationalere LinkedIn allerdings auch entscheidend vom deutschsprachigen Xing. Hier kann ich durchaus spannende Beiträge finden, denn man konzentriert sich weniger auf Self Marketing und mehr auf Informationen bieten. Gefällt mir deutlich besser!
Netzwerke müssen regelmäßig gewartet werden
Um beste Funktionalität ihres Netzwerke zu gewährleisten müssen wir sie also pflegen bzw. kuratieren. Sind Sie wie ich während des Jahres nur was die Aufnahme von neuen Kontakten betrifft restriktive, nicht jedoch mit der Wartung, sollte man dies zumindest ein- bis zweimal pro Jahr nachholen. Ich mache das im Sommer und zu Jahresende.
Diese Fragen haben mir dabei geholfen zu entscheiden, wie wichtig mir Kontakte sind:
- Kenne ich den Kontakt persönlich? – diese Personen bleibt fast immer in meinem Netzwerk.
- Möchte ich diesen Kontakt näher kennenlernen? – Wenn ja – konkret: warum, wie und vor allem wann tue ich das?
- Habe ich von dieser Person interessante/ nützliche/ unterhaltsame Postings gelesen? – Wenn ja, was könnte ich ihr und eventuell dafür bieten (soll ja ein Geben und Nehmen sein)?
- Regelmässig prüfe ich auch welche Kontakte die Menschen in meinen Netzwerken so alles kennen (Kontakte 2. und 3. Grades), da hier die meiste und wertvollste Entwicklungschance wartet (über den Tellerrand schauen können durch Aufbai von heterogenen Netzwerken)!
Danke … und tschüss!
Habe ich diese Fragen in jedem einzelnen Fall (ja, wirklich in jedem Fall!) für mich geklärt, fällt es mir auch nicht schwer mich von im Moment nicht passenden Kontakten zu trennen. Da das ein sehr persönlicher Prozess ist, schreibe ich meist mir sowieso nicht näher bekannten Personen keine Nachricht über den Abschied. Das kann man allerdings handhaben wie man möchte, manche NetzwerkerInnen schreiben zuvor, dass man sie erinnern soll, wie man sich gegenseitig unterstützen könnte ansonsten entfernen sie den Kontakt. Geschmackssache.
Für mich und mein Netzwerk fände ich das wenig respektvoll als Dieter Bohlen-Verschnitt eine Art Kontakte-Casting zu veranstalten. Wen es interessiert hätte, hätte bestimmt ein Jahr lang eine Möglichkeit gefunden mit mir Kontakt zu halten oder umgekehrt hätte ich selbst Chancen genützt mich mal zu melden. War nicht. Auch nicht schlimm.
Auch mal Neues wagen
Derzeit teste ich wieder mehrere Taktiken und plane gerade mich von einem oder gar zwei Social Media-Kanälen gänzlich zu trennen. Ein ganzes Netzwerk ausmisten?! Das wirkt radikal, fühlt sich allerdings für mich schon jetzt richtig an. Ein wenig wehmütig bin ich allerdings noch, vor allem, weil manche der wirklich guten Kontakte nur in einem Kanal vertreten sind. Dafür muss ich mir noch etwas überlegen, verlieren will ich sie keinesfalls. Und dafür brauche ich noch ein wenig Zeit, die noch freigeschaufelt werden will.
Generell bin ich der Meinung, dass man sich auf einige Prioritäten (und parallel auf einige Kommunikationskanäle) beschränken sollte und diese dafür richtig gut und ausreichend oft bespielen sollte, damit man selbst und auch die Kontakte am meisten davon haben.
Mein letzte Aufräumschritt besteht im Aktivieren und – sehr wichtig – im Terminisieren der Schritte, die für mein gut funktionierendes Netzwerk nötig sind. Habe ich die Zeit für das Kontakte pflegen nicht fix eingeplant (z. B. 15 Minuten zu Mittag oder 1x/Woche, immer freitags nachmittags), stehen die Chancen einfach zu gut es zu vergessen. Das wäre schade!
Zu guter letzt noch eine entscheidene Frage – wann höre ich von IHNEN, liebe Leserin, lieber Leser? Ich bin hauptsächlich auf LinkedIn anzutreffen und freue mich dort über Ihre Kontaktaufnahme! Lassen Sie mich wissen, wie Sie es mit Kontaktenetzwerke und -pflege halten!
Artikel von Natascha Miljković, 16.11.2016
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2016.
© Abbildungen: wie angegeben.
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