5 Gründe für Studierende die Plagiatsprüfung doch zu mögen

Es stimmt schon – man kann viele Gründe dagegen anführen und viele davon sind auch gerechtfertigt. Angeregt durch eine Twitter-Diskussion möchte ich Studierenden folgende 5 Gründe mitgeben, warum Plagiatsprüfungen an Hochschulen aber nicht nur eine “böse Generalverdächtigung” sind, sondern sogar gut für sie … sein könn(t)en!

 

Die Hintergründe zur Plagiatsprüfung

Zunächst zur Klärung der Sachlage – die Plagiatsprüfung bzw. die dazu verwendete Software ist nicht das Problem! Es ist eher die häufig suboptimale Verwendung, die noch dazu nicht im Sinne der ErfinderInnen durchgeführt wird (von unausgebildeten Personen, zu spät/erst vor Approbation, Studierende erfahren nichts dazu außer es gibt einen Verdacht …).

Programme verdächtigen niemanden! Unangenehm bleibt es in jedem Fall! Ganz unverständlich ist aber auch die Angst der Hochschulen nicht etwas zu approbieren, dass von Titelblatt bis Anhang zusammengeklaut wurde, da es ja genug schwarze Schafe gab und gibt, die so wiederum ihrerseits – vermeintlich – eine Berechtigung zur Überprüfung aller auf dem silbernen Tablett servieren.

Außerdem zeigen diese Programme keine Plagiate sondern Textähnlichkeiten an und können rein technisch schon nicht “das” Allheilmittel gegen Plagiate sein. Zu den diversen Limitierungen habe ich schon einmal einen ausführlichen Artikel verfasst.

 

Week #51 Emotion [51of52]
(Foto “Week #51 Emotion [51of52]” von Camera Eye Photography @ Flickr; Verwendung nach freier Creative Commons-Lizenz, keine Abänderungen vorgenommen)

 

Warum sollten sich Studierende nicht gegen diese Überprüfung stellen?

Das soll weder als Frotzelei noch ironisch aufgefasst werden! Ich meine es tatsächlich so – was könnten Studierende aus der derzeitigen, oft eher unbefriedigenden Situation rund um die Plagiatsprüfungen doch noch für sich rausholen?

  • Grund 1: Es bringt nichts! Eine Abschaffung wird keine Hochschule vornehmen, sobald sie die Programme erst einmal in Verwendung gebracht hat. Diese sind meist sehr teuer, es wurden häufig Personen extra dafür eingestellt oder zumindest dafür eingeschult, auch das ist recht kostspielig. Darum ist es sehr unwahrscheinlich, dass man sie ohne z. B. heftige und sehr gut begründete rechtliche Bedenken gegen diese Produkte fallen lassen wird. Lieber gleich den Fokus auf eine korrekte und auch für Studierende nützliche Art und Weise der Verwendung lenken! Wer weiß, vielleicht ist bei Erfüllung der Gründe 2 bis 5 die Hochschule von sich aus soweit zu sagen, “Zukünftig brauchen wir das Plagiatsprüfen nicht mehr!”?
  • Grund 2: Nach dem Holzhammer Grund No. 1 nun die Abmilderung: Was man sehr wohl kritisieren kann und auch unbedingt von HochschülerInnenseite ins Gespräch bringen muss, ist, endlich klare Verhältnisse zu schaffen! Etliche Hochschulen haben vor einigen Plagiatsprüfungen Knall auf Fall eingeführt, mancherorts fehlen die Abbildung der Abläufe, Zuständigkeiten usw. großteils noch oder werden unter Verschluß gehalten. Diese Intransparenz muss bekämpft werden! Wenn es den Hochschulen schon so viel Geld wert ist diese Software zu kaufen, sollte es ihnen mindestens genau so viel wert sein klare Verhältnisse zu schaffen. Weiterhin eine “black box” der Plagiatsprüfungen zu betreiben, empfinde ich in gewissem Maße auch ein wenig unredlich! Will man das nicht eigentlich bekämpfen?!
  • Grund 3: Einer der wichtigsten Hintergründe, warum Hochschulen diese Software einsetzen, ist, eine Qualitätskontrolle der Abschlussarbeiten zu unternehmen. Mehr Qualität ist für die Studierenden ja auch nicht das Schlechteste! Toll verfasste Abschlussarbeiten, die zudem auch noch formell korrekt erstellt sind, machen auch bei zukünftigen ArbeitgeberInnen guten Eindruck. Die Unterfertigung der eidestattlichen Erklärungen dient dabei allerdings mehr zur Absicherung der Hochschulen (dass die Studierenden zumindest einmal hochoffiziell davon in Kenntnis gesetzt wurden, dass Plagiarismus etc. nicht toleriert wird). Gut so, denn Studierende können dementsprechend ihrerseits auch verlangen, konkrete Schulungen und handfeste Informationen zur Plagiatsprävention zu bekommen! Am besten sollte dies im Lehrplan verankert, Basis aller Fächer und eine Selbstverständlichkeit sein. Es muss Möglichkeiten für kompetentes Schreib- und Textfeedback, zu Recherche und und und geben. Nur weil es “eh irgendwann mal in einem wissenschaftlich Arbeiten-Seminar” vorgekommen ist, kann man nicht davon ausgehen, dass das Wissen anwendbar ist. Ein fataler Irrglaube der Hochschulen!
  • Grund 4: Indem Hochschulen angehalten würden Statistiken dazu zu veröffentlichen und das Vorgehen bei Plagiatsverdächtigungen transparenter zu gestalten, könnten Studierende noch mehr konstruktiven Druck (z. B. für die in Grund No. 3 angeführten nachhaltigen Maßnahmen zur Vermeidung bzw. eventuell sogar langfristig für die häufig so vehement geforderte Abschaffung der Plagiatsprüfungen) aufbauen und nutzen. Dann haben auch alle Seiten etwas davon! Evaluierungen sind bei Lehrveranstaltungen ja schon lange Gang und Gebe, Audits, Zertifizierungen und Normierungen aller Art ebenso – wieso nicht auch bei der Plagiatsprüfung und den dafür nötigen Vorgängen mehr Klarheit schaffen?
  • Grund 5: Wenn Studierende das “Spezialwissen” zu Plagiaten aufbereitet bekommen sollen, so muss dies auch für die Lehrenden gelten. Ja, man sollte meinen, viele Punkte worauf bei der Plagiatsbekämpfung unbedingt zu achten ist, wären ihnen ohnehin bekannt. Dem ist meistens jedoch nicht so oder nur als passives Wissen vorliegend! Die bestbesuchtesten Seminare und Workshops, die ich zu diesen Themen halte gelten Lehrpersonal! Vielerorts stehen tatsächlich auch die Lehrenden oft ohne Schulungen in diesem Gebiet da und müssen nun praktisch ausbaden, was einige schwarze Schafe in die Medien gebracht haben. Besser informierte Lehrende bedeutet sogar schon kurzfristig auch bessere Lernbedingungen, formell bessere Abschlussarbeiten und so auch eine bessere Einstellung gegenüber Plagiatsprüfungen, weil Unsicherheiten endlich schwinden. Das würde auch mehr Verbindlichkeiten schaffen (wenn einE StudierendeR abschreibt, kann nicht nur die/der Studierende “Schuld” sein, hatte sie/er doch schließlich für sie/ihn verantwortliche Betreuende), was gleichzeitig auch viel Druck von den Studierenden nehmen würde!

 

Ich finde, 5 sehr wichtige Gründe, die viel Nutzen ermöglichen und vom Willen der nachhaltigen Zusammenarbeit von Studierenden(vertreterInnen) und Hochschulverwaltung zeugen können.

Sind Sie anderer Meinung oder haben Sie weitere Vorschläge? Dann schreiben Sie mir bitte ( office (ät) plagiatpruefung (Punkt) at ). Auf Ihre Kommentare dazu freue ich mich sehr!

 

Artikel von Natascha Miljković, 21. Mai 2015

© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2015.
© Abbildungen: wie angegeben.

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About Dr. Natascha Miljkovic

Inhaberin der Firma Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention. Naturwissenschafterin mit viel Auslandsforschungserfahrung, Wissenschaftsberaterin und präventive Plagiatsprüferin. Berät Bildungseinrichtungen zum Themenkreis akademische Unredlichkeit und unterrichtet, wie man diese (z. B. Plagiate) nachhaltig vermeiden kann. Auch an allen anderen Themen in, um und durch Forschung und Bildungseinrichtungen interessiert.

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