Seit den Plagiatskandalen in Deutschland vor einigen Jahren, ist akademisches Fehlverhalten ein heiss diskutiertes und fast immer verteufeltes Vergehen von Studierenden und Wissenschaftern gleichermassen geworden.
Akademisches Fehlverhalten ist mehr als Plagiate schreiben
Interessanterweise versteht man in manchen Ländern einen deutlich breiter aufgefassten Begriff unter akademischem Fehlverhalten, als dies in Mitteleuropa der Fall ist. In den USA zum Beispiel gelten noch ganz andere Vergehen als misconduct.
(Foto: “WRONG WAY” von CarbonNYC/David Goehring @ Flickr)
Do the right thing
Hier eine bei weitem nicht vollständige Auflistung (mehr dazu hier). Beginnen wir bei den Studierenden: da kann man schon beim Bewerbungsprozess viel absichtlich falsch machen, bei den Prüfungen sowieso, und natürlich beim Abschluss.
- falsche Angaben bei der Bewerbung/ Einschreibung,
- Zeugnisse und andere Dokumente fälschen,
- Schummelzettel und andere nicht erlaubte Hilfmittel bei Prüfungen,
- andere bei Prüfungen abschreiben lassen oder selbst abschreiben,
- Lehrmaterial und Bücher beschädigen oder beschmutzen,
- Arbeiten von KollegInnen sabotieren oder sie beim Schummeln unterstützen,
- Prüfungen für andere ablegen,
- Plagiarismus in Haus-, Seminar- und Abschlussarbeiten,
- akademisches Ghostwriting für Abschlussarbeiten in Anspruch zu nehmen oder anzubieten, usw.
Eine Randbemerkung: in den USA haben natürlich auch Leistungen im Namen der Hochschul-Sportteams “sauber” zu sein. Doping und unfaires Verhalten zählen daher dort auch zu akademischem Fehlverhalten.
Lehrende und Betreuende als Vorbilder
Sie sollen den Weg weisen, alle auf dem rechtem Weg bewahren und ihnen so einiges mit auf den Weg geben – die Rede ist von den Lehrenden. Trotz Vorbildfunktion sind sie nicht vor Missetaten gefeit. Was so alles schief gehen kann, wenn man nur genug negative Motivation aufbringt sehen Sie hier in Auszügen wiedergegeben:
- falsche Angaben bei Anträgen für Forschungsförderung,
- Missbrauch des Betreuendenverhältnisses (sexuelle Übergriffe, Ausbeutung, Gefährdung),
- ungerechte und unbegründbare Benotungen,
- nicht melden von beobachtetem Fehlverhalten anderer,
- missbräuchliche Verwendung und/oder Verschwedung von Forschungsgeldern,
- Nichteinhaltung von wissenschaftlich-ethischer und moralischer Richtlinien,
- Sabotage und anderes Nichtermöglichen von Forschungstätigkeiten anderer,
- Plagiarismus in Publikationen,
- Datenmanipulation (Fälschung, Erfindung, Weglassungen),
- Fotomanipulationen in Publikationen,
- falsche Autorenschaften auf Publikationen (“Ehrenautor”),
- Nepotismus fördern (die klassische “Freunderlwirschaft” oder Vetternwirtschaft, also die Vergabe von Jobs ohne Ausschreibungsrichtlinien zu beachten), usw.
Beim Begehen und beim Vermeiden – es gehören immer mehrere dazu
Konkrete Zahlen zur Häufigkeit sind bei allen Formen von akademischen Fehlverhalten äußerst mager bis höchst spekulativ. Meiner Meinung nach ist die Häufigkeit jedoch nicht wirklich relevant.
Was mich besonders irritiert, ist die fast vollständige Fokussierung auf die Vergehen der Studierenden und/oder auf Plagiate. Ohne Plagiarismus verharmlosen zu wollen, werden die meisten richtig üblen Vergehen, die dem Ansehen der Wissenschaft deutlich mehr schaden als Texte zu klauen, nicht von Studierenden begangen.
Das wirkliche Drama liegt vielmehr in der Art des Aufarbeitens und Vermeidens der akademischen Fehlverhalten! Da müssen alle an einem Strang ziehen: Administration und Hochschulverwaltung, Betreuuende und Studierende!
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(Bericht von Natascha Miljkovic, 29. Oktober 2013; letztes update: 7. September 2014)
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