(Abb.: Die Angst vor Plagiaten hemmt Studierende, Lehrende und Hochschul-Verwaltung.
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Angst ist höchst individuell und sie sollte immer ernst genommen werden. Doch wie meine eigene Angst vor großen Höhen, ist ein Gefühl von Angst oft auch sehr irrational. Im Zusammenhang mit Angst vor Plagiaten und der Plagiatsprüfung sollte man sie nicht überbewerten: Bei vielen Studierenden kommt Unwissenheit gepaart mit einigen konkreten Quellen und Auslösern zusammen und löst so Angst und Befürchtungen aus. Vieles davon stimmen gar nicht oder ist nur halbrichtig. In Summe kann das Studierende jedoch arg hemmen und sich besonders auf den Schreibprozess auf dem Weg zur Abschlussarbeit negativ auswirken. Woher kommt sie also, die Angst vor Plagiaten? Eine Suche mit Happy End.
Angst vor Plagiaten
Hunderte Studierende aus den unterschiedlichsten Fachbereichen haben mir in den letzten Jahren von ihrer Angst vor Plagiaten und ganz besonders auch vor der Plagiatsprüfung berichtet. Besonders diejenigen unter ihnen, die sich sehr bemühen – und das ist die absolute Mehrheit! – ihre Abschlussarbeit sehr gründlich zu erstellen, sind schrecklich verunsichert:
Habe ich wirklich alle wichtigen Informationen bekommen/ gefunden?
Habe ich alle Anleitungen zum Zitieren auch wirklich verstanden?
Was, wenn ein Satz/ ein Zitat nicht stimmt, falle ich dann durch die Plagiatsprüfung?
Diese und ganz ähnliche Fragen beschäftigen viele Studierende, oft monatelang. Bis zur Abgabe haben viele die Angst, doch irgendwie etwas falsch gemacht zu haben, ohne dass sie das möchten, einfach aus einem echt blöden Zufall heraus. Ich kann die Frustration der Studierenden sehr gut nachvollziehen! Etwas „unbewusst“ falsch zu machen und dann riesen Ärger zu bekommen, wäre absolut bitter.
Was löst die Angst vor Plagiaten aus?
Gründe für diese Angst gibt es wie zumeist natürlich sehr viele. Keinesfalls möchte ich hier den „Schwarzen Peter“ an diese oder jede Stelle schieben. Meine Erfahrungen der letzten Jahre zeigen jedoch ganz klare Tendenzen, was zu dieser ziemlich weit grassierenden Verunsicherung und Angst beträgt:
- Studierende und Lehrende sind oft zu wenig über Sinn und Zweck der Plagiatsüberprüfung durch Software informiert.
- Studierende bekommen viele, manchmal sogar widersprüchliche Informationen über Plagiate und sind orientierungslos.
- Hochschulen sind meist zu zögerlich beim Umsetzen von konkreten präventiven Maßnahmen gegen Plagiate.
- Die Funktionsweisen von Plagiatsprüfprogrammen wird von den Hochschulen wie ein Geheimnis gehütet.
- Frustierte Lehrende weigern sich über Plagiate zu sprechen, in der Hoffnung die Herausforderungen und Ängste rund um Plagiate gehen von alleine weg.
- Medienberichte zu Plagiatsskandalen bauschen auf und geben nur einseitige Blickwinkel wieder.
Jagd die Angst zum Teufel!
Sehen Sie es auch? Die Lösungen für all diese Probleme rund um die Angst vor Plagiaten? MITEINANDER sprechen! Die beiden erstgenannten Gründe sind tatsächlich die hauptsächlichen Auslöser für Befürchtungen, auf allen Seiten. Denn auch die Lehrenden sehen sich in einem Dickicht an manchmal sogar widersprüchlichen Infos ziemlich alleine auf weiter Flur stehen.
Man teilt den eigenen Studierenden mit bestem Wissen und gewissen einige Grundsätze zu Zitierstilen, Zitiertechnik und Formatvorlagen für ihre Abschlussarbeiten mit … und auf einer Website der Hochschule werden diese allerdings zu etwas völlig anderem angehalten. Ich meine hier nicht fachspezifisch andere Gestaltungsweisen, sondern Dinge wie „An unserem Institut ist Zitierstil XY Pflicht.“ … worüber man als Lehrende jedoch nie informiert wurde. Oder „Verwenden Sie Zitierstil ABC mit Fußnoten für Ihre Literaturangaben.“ … wenn dieser spezielle Zitierstil tatsächlich gar nie Fußnoten erlaubt.
Auch die Heimlichtuerei rund um die sogenannten Plagiatsprüfprogramme ist schädlich, weil es eigentlich nur Textvergleichsprogramme sind, sie zeigen ja gar keine Plagiate an! Verwendet werden sie von Hochschulen aber als ob, mit hinreichend unangenehmen Konsequenzen, wie ich in diesem Artikel über die vermeintliche Objektivität der Prozente Plagiat in einem Text erläutere.
Daraus resultiert leider der fünfte Punkt häufig – der Frust steigt. Der Frust mit den Studierenden, die es immer noch nicht kapiert haben, wie man zitiert, obwohl man es doch ohnehin schon so häufig erläutert hat. Der Frust mit der Verwaltung, die zu wenig Angebote für Studierende bereithält, wohin man sie schicken kann, wenn sie immer noch Unterstützung brauchen sollten. Die Studierenden sind gefrustet, weil sie sich im Stich gelassen und manchmal sogar ziemlich verschaukelt vorkommen. Wie kann es sein, dass man sich nicht einmal auf eine gemeinsame Linie einigt, was zutun ist und das dann ausgibt?! Auch die Hochschul-Verwaltung ist gefrustet, weil alle Unterstützung wollen, alle was anderes zur Prävention gut und richtig fänden, doch das Geld zu knapp ist, um zum großen Gegenschlag gegen Plagiate anzusetzen.
Es gibt nichts, wovor man sich fürchten müsste
Ja, auch nach acht, neun Jahren werde ich immer noch auf den Skandal um zu Guttenberg angesprochen. Nicht nur dieser Herr ist darüber gar nicht begeistert. Die Medienberichte sind Fluch und Segen zugleich, wenn es um meine Arbeit geht. Sie haben selbstverständlich ihre Berechtigung, besonders wenn es darum geht, die Bevölkerung vor möglichen Betrug durch ihre PolitikerInnen zu warnen. Aber dann ist es wirklich auch mal wieder gut! Denn über Plagiatsprävention und was auch bereits alles an Hochschulen dagegen unternommen wurde und wird, verbreiten sich die Medien dann nicht auch. Das ist unnötig und trägt zur allgemeinen Verunsicherung und zur Angst durchaus deutlich bei.
Nicht, dass ich etwas schön reden möchte, was mich seit Jahren beschäftigt. Oder, dass ich etwas verharmlosen möchte, was tatsächlich für Hochschulen, Lehrende und Studierende sehr herausfordernd ist. Doch wenn ich Ihnen etwas rund um Plagiate und Angst davor mitgeben kann, dann dieses: es gibt nichts wovor man sich fürchten müsste!
Liebe Studierende: Informieren Sie sich so gut es geht, was Sie zu tun haben. Und dann schreiben Sie drauf los! Beachten Sie nicht, was Sie in den Medien hören, das hat nichts mit Ihnen und Ihrer Arbeit zu tun. Ihre Betreuenden sind Ihre einzige echte Bezugsquelle für Informationen und nach denen gehen Sie vor. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie nach oder schauen Sie in den jüngsten Abschlussarbeiten nach, wie man das lösen könnte.
Liebe Lehrende: Verzweifeln Sie nicht, die allermeisten Studierenden bemühen sich wirklich, doch ihnen fehlt Ihre Erfahrung noch. Sie hören viel Quatsch über Plagiate und das macht ihnen Angst schlechte Noten zu bekommen, die Abschlussarbeit wegen Plagiatsverdachts negativ bewertet zu bekommen und durch das Studium zu fallen. Für die Studierenden hängt so viel ab und sie sind auch so abhängig. Von Ihnen! Geben Sie ihnen, was sie wissen sollten, um korrekt zu zitieren und üben sie das Paraphrasieren (der bei weitem häufigste Grund für Plagiatsverdacht!) zumindest einmal im Semester kurz mit ihnen. Ja, es wird immer wieder auch mal Studierende geben, die es einfach nicht kapieren wollen, andere werden absichtlich pfuschen. Dafür werden Sie Vorgesetzte vielleicht unter Druck setzen, doch bleiben Sie Ihren Studierenden dennoch ein gutes Vorbild und offen für ihre Fragen.
Liebe Hochschul-Verwaltung: Vergessen Sie die Plagiatsskandale ein für alle mal! Trauen Sie sich die Themen Plagiate, Plagiatsprüfung und Plagiatsvermeidung proaktiv anzugehen! Fragen Sie Studierende und Lehrende, wo und wie man verbessern könnte. Am besten geben Sie nur eine Version an Informationen heraus und, übrigens, regelmässige Updates dieser Informationen und leichte Zugänglichkeit dazu sind wirklich essentiell! Klar, viel Dankbarkeit kann man dennoch nicht erwarten, es wird nie perfekt genug und klar genug sein für jede Person an Ihrer Hochschule. Aber wenigstens gibt es dann keine plausiblen Gründe mehr, warum jemand Angst vor Plagiaten hat.
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Artikel von Natascha Miljković, 20. September 2017
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2017.
© Abbildungen: wie angegeben.
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