Was macht so ein akademisches Schreibzentrum eigentlich?
Und warum sind die plötzlich so beliebt?
Schreiben kann doch jede/r, oder braucht es da doch noch Nachhilfe an Hochschulen?!
Fragen über Fragen! Die Zitier-Weise hat Antworten gefunden!
An einem wunderbaren Sommermorgen im Juli hatte ich mich mit einer Expertin getroffen, die ich für ein Interview für die „Zitier-Weise“ ganz rasch begeistern konnte. Ich freue mich Frau Dr.in Katharina Fleissner-Rösler vom Zentrum für wissenschaftliches Schreiben an der FH Campus Wien mit Fragen zum Schreiben, Schreibblockaden und Plagiate löchern zu dürfen.
Frau Fleissner-Rösler ist Germanistin und Historikerin mit Zusatzausbildungen in Bibliothekswesen. Ihre Fachbereiche sind Biografieforschung und natürlich das wissenschaftliche Schreiben. Zusammen mit ihrem Team bestehend aus Frau Mag.a Florentina Astleithner und Herrn René Fischbacher BA betreut sie an der FH Campus Studierende und Lehrende gleichermassen für effizienteres Schreiben aber auch für mehr Schreiben und Textnutzung in der Lehre.
(Foto: “Mic” von Cristian Allendes @ Flickr)
Zitier-Weise (ZW): Katharina, danke, dass ich Dich heute vor dem Mikrofon haben darf! Ihr habt an der FH Campus schon länger ein Schreibzentrum. Was waren denn für Euch die Hauptgründe dafür so eine Servicestelle zu errichten?
Katharina Fleissner-Rösler (KFR): Wir hatten schon 2012 mit dem Projekt „Schreibwerkstatt“ an der FH Campus begonnen. Ich bin sehr froh von Anbeginn an mit dabei zu sein und den Fortgang des Projektes bis zum Zentrum für wissenschaftliches Schreiben (ZEWISS) in seiner jetzigen Form begleitet zu haben. Ganz massgeblich für das Gelingen war auf jeden Fall unsere Vizerektorin Frau Dr.in Roswitha Engel, die sich immer schon sehr für das Schreibzentrum engagiert und das Projekt intensiv voran getrieben hat. Wir sind nun fix in der Organisation unserer FH implementiert, was mich sehr stolz macht. Das war ein wichtiger Schritt!
Starken Auftrieb bekamen wir durch die durchwegs sehr positiven Rückmeldungen nach dem anfänglichen Pilotprojekt, dass ein großer Bedarf an so einer Form von Unterstützung gegeben ist. Die Gründe liegen wahrscheinlich in den sehr dichten und anspruchsvollen Curricula der Studierenden. Manche brauchen da etwas mehr Hilfestellung für das Erstellen der Abschlussarbeiten, das können wir außercurricular sehr gut leisten. Es sind allerdings nicht nur die Studierenden, die vom Schreibzentrum profitieren, auch die Lehrenden unserer FH können Unterstützung für ihre Schreibprojekte bei uns bekommen. Die FH hat damals unmittelbar auf diesen Bedarf reagiert und das Projekt direkt weitergeführt.
ZW: Schreibzentren an Hochschulen zu gründen scheint gerade sehr im Trend zu liegen, zumindest an deutschsprachigen Hochschulen – in den USA und ganz allgemein im angloamerikanischen Raum sind sie längst etabliert und sehr beliebt. Warum glaubst Du ist es so „in“ geworden auf das Schreiben zu setzen? Oder wirkt das eh nur so, als ob es so „in“ wäre?
KFR: Nein, es wirkt sicherlich derzeit nur so, als ob es etwas komplett Neues wäre. Tatsächlich hinkt der deutschsprachige Hochschulraum in diesem Bereich noch ein wenig den USA nach. Vor allem in den letzten 5 Jahren wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr viele Schreibzentren begründet oder aufgestockt. Zuvor gab es auch schon vereinzelt Schreibkurse und natürlich Kurse an Bibliotheken für Recherchetechniken usw.
Die Popularität kommt wohl auch zu einem großen Teil vom Status des Schreibens in den Wissenschaften. Gut Schreiben zu können, in Wissenschaftskommunikation verisiert zu sein, eloquent zu argumentieren ist fast ein Garant für beruflichen Erfolg bei WissenschafterInnen. Der Ruf hängt davon ab zu publizieren, Gutachten, peer reviews, Fachbücher u.v.m. zu schreiben. Einzig das Schreiben für Social Media ist in der europäischen Wissenschaftswelt noch nicht so ganz angekommen, denke ich, aber auch das wird wohl noch viel mehr aufkommen.
ZW: Verrate uns bitte welche Falschinfos rund um’s Schreiben Dir echt auf die Nerven gehen! Gibt es vielleicht einen hartnäckigen Mythos, was man unbedingt oder auf keinen Fall tun sollte, der ein Schmarren ist? Klär’ uns auf!
KFR: Oh ja, da gibt es wirklich etwas, was ich so oft höre! Ziemlich viele Studierende glauben (warum habe ich noch nicht herausgefunden), dass schreiben zu können nicht wirklich erlernbar ist. Das sei etwas, wofür man halt Talent brauche, und wenn man das nicht hat, hat man halt ein Pech und die Abschlussarbeit wird fast zwangsläufig „schlecht“. Ich widerspreche dem vehement – natürlich kann man das lernen!! Wieso sonst gäbe es Schreibzentren und Kurse?!
ZW: Könnte das mit dem Starrummel um berühmte RomanautorInnen zu tun haben? Das ist eine komplett andere Branche des Schreibens aber dennoch …
KFR: Vielleicht. Ich mutmasse, dass es bei vielen aufgrund ihrer Sozialisation zu Schulzeiten so ist oder generell ihrer individuellen Bildungshistorie entspringt. Denen wurde wohl mehrmals gesagt, dass sie nicht gut schreiben, und das meinen sie dann gelte für immer und ewig. Die eigene Schreib- und Lesesozialisierung zu hinterfragen lohnt da wirklich!
ZW: Apropos Lesen – Ihr bietet am Schreibzentrum ja nicht nur Weiterbildungen zum Schreiben an, sondern auch zum Lesen. Das finde ich sehr gut! Man hört ja besonders in den letzten Jahren häufig, dass vor allem jüngere Menschen immer weniger lesen. Ich kann mir das gar nicht vorstellen und erlebe es auch nicht so, besonders Studierende haben im Normalfall doch eine Menge wissenschaftlicher Literatur zu bearbeiten. Wird wirklich so wenig gelesen und was sollte man Deiner Meinung nach beim Lesen von wissenschaftlicher Literatur besonders beachten?
KFR: Ich würde nicht sagen, dass weniger gelesen wird. Tatsächlich wird wohl heute anders gelesen, mehr digital, in eBooks usw. Zu beachten ist bei allen Lesestoffen, dass ich mir vor dem Lesen schon überlegen sollte – WARUM möchte ich das jetzt lesen?
Diese jeweilige Lesemotivation entscheidet schon mein grundsätzliches Herangehen an einen Text sehr stark, zum Beispiel:
- Ich lese zum Vergnügen/ privat.
- Ich lese, weil ich aus diesem Text für eine Prüfung lerne.
- Ich lese diesen Text, weil ich ihn als Grundlage für eine Diskussion in einem Seminar brauche.
Das bedarf alles komplett anderer Voraussetzungen, worauf ich mich beim Lesen fokussiere. Ich brauche für jede Lesemotivation ein anderes System für die Textauswertung. Dessen muss ich mir allerdings schon VORHER klar sein, sonst trödle ich beim Lesen nur dahin, schade um die Zeit, die man so ungeplant dahinliest, ganz besonders wenn es beruflich ist oder für das Studium.
ZW: Gibt es konkrete Lesemethoden für Studierende, die Du empfehlen kannst?
KFR: Die SQ3R-Methode nutze ich sehr oft mit meinen Studierenden in den Kursen, das kann ich sehr empfehlen! Es zwingt zu sehr viel aufmerksameren und strukturierenen Lesen, was natürlich ganz besonders für Sachtexte äußerst nützlich ist. Und natürlich zum Exzerpieren rate ich dringend! Ohne dem geht es nicht! Mir ist es ein wenig unverständlich, denn gerade das wird erstaunlicherweise heutzutage nicht mehr wirklich gut gekonnt. Ein Exzerpt ist aber besonders deshalb so wichtig, weil es ein ganz entscheidende Zwischenstufe zum eigenen Text (oder wenn man etwas für ein Referat vorbereitet dann zum Referat) darstellt, ein „Sprungbrett“ so zu sagen. Welche der vielen Lesetechniken man bevorzugt ist Geschmackssache, keine ist viel besser als die anderen.
ZW: Eine weitere Unterstützungsmöglichkeit, die Ihr am ZEWISS anbietet, sind die Peer-Schreib-Gruppen. Wie funktioniert dieses „Schreiben im Team“ denn genau?
KFR: Wir probieren schon seit dem Pilotprojekt viele Ansätze der Schreibförderung aus. Die Peer-Gruppen haben sich für unser Setting bislang am besten bewährt, besonders wenn wir die Gruppen nicht zusammenstellen. Für unser Schreibzentrum klappt es sehr gut, wenn sich die Studierenden selbst zusammenfinden und als geschlossene Gruppe arbeiten können. Meist kommen KommilitonInnen aus einem Lehrgang oder einer Forschungsgruppe gemeinsam zu uns. Das ist sehr förderlich, denn sitzt man in einer Gruppe von Menschen, die man ohnehin schon ein wenig oder sogar sehr gut kennt, lässt sich einfach leichter über Texte reden. Die Studierenden in den Peer-Gruppen schreiben zeitgleich an Texten und analysieren das auch gegenseitig und ihre Vernetzung und der Austausch findet auch online statt.
Wir bieten die Unterstützung eines Schreibmentors an, René Fischbacher, der sehr individuell mit den Gruppen arbeitet, je nach Wunsch und Bedarf der Gruppen lernt er mit ihnen zum Beispiel Feedbackmethoden, wissenschaftliche Lesetechniken, wie man den Rohtext effizient überarbeiten kann usw. Es kann auch sein, dass manche Gruppen mehr organisatorische Unterstützung oder einige Tipps zu Kommunikation brauchen, da kann der Mentor auch sehr gut unterstützen!
ZW: Die „Angst vor dem leeren Blatt“ ist seit Otto Kurses Buch [Anm.: 2000 im Campus Verlag erschienen, hier kann man ein wenig hineinschmökern] in der deutschsprachigen SchreibberaterInnenszene ein geflügeltes Wort geworden. Bis vor Kurzem hatte ich zu dieser Form von Schreibblockade gar keinen persönlichen Bezug, tatsächlich kann es aber schnell zu so etwas kommen und man drückt sich plötzlich „gekonnt“ vor dem Schreiben. Wie kommen Deiner Erfahrung nach Schreibblockaden zustande und was kann man dagegen unternehmen, wenn nichts mehr geht?
KFR: Der Begriff ist wirklich sehr verbreitet! Ich sehe auch bei Studierenden ein wachsendes Verständnis dafür, seit einigen Jahren sie sprechen sie doch viel offener über ihre Probleme beim Schreiben. Vor allem in Workshops sehe ich einen sehr positiven Umgang damit, man gibt heutzutage viel eher zu Unterstützung zu brauchen. Es kann eben jede und jeden treffen!
Ursachen gibt es sehr viele! Hauptsächlich ist wohl der Stress zu nennen, das anspruchsvolle Curriculum des FH-Studiums gut zu bewältigen oder familiäre Probleme, Belastungen durch Nebenjobs usw. Und es gibt bei manchen zusätzlich sicher auch viele überzogene Erwartungen an das Studium. Manche Menschen mit Schreiblockade wissen einfach nicht für wen und mit welchem Ziel sie schreiben sollen, aber auch einige, in deren Familie Bildung einfach keinen guten Stand hat quälen sich manchmal sehr ihre Abschlussarbeit fertig zu stellen. Das alles und viele andere Gründe können Einzelne sehr unter Druck setzen und blockieren.
Besonders gut kann man solche Dinge in den Einzelberatungen bearbeiten und auflösen, die wir auch im ZEWISS in Kooperation mit der ÖH der FH Campus Wien anbieten. Diese Themen sind nicht so gut geeignet für Peer-Gruppen oder Workshops, da geht es doch stark in die Tiefe eines Menschen. Das muss individuell geklärt werden.
ZW: Um eine andere Art von Angst, die unter Studierenden gerade grassiert ist die Angst vor unabsichtlichen Plagiaten. Ich komme da als langjährige Plagiatsprüferin natürlich nicht herum, Du als Schreibberaterin wahrscheinlich auch nicht. Was sagst Du dazu, ist diese Angst berechtigt oder ist das ganze nur ein großer Hype?
KFR: Da ist meiner Meinung nach sicher viel weniger dran, als es den Anschein hat! Meiner Erfahrung nach sind wohl geschätzte 90% der Fehler in Abschlussarbeiten völlig unabsichtlich. Denn Studierende sind meist noch unerfahren im Erstellen eines wissenschaftlichen Textes, besonders Bachelor-Studierende. Dazu sollen sie ja eine Abschlussarbeit produzieren, um das im Laufe dessen unter Anleitung zu erlernen! Viele verstehen es nicht gut, wie ein wissenschaftlicher Text funktioniert, man schreibt nicht einfach so drauf los und auch der Umstand dass und wie man Informationen anderer weiter benutzt werden muss, um den Text im Vergleich zum eigenen Standpunkt einzubauen, ist vielen nebulös. Ich würde sagen, die vielleicht 1 bis 2% an Studierenden, die wissen wie es richtig geht, aber sich aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit entscheiden zu schlampen und Plagiate zu fabrizieren, sind eine kleine Minderheit, „schwarze Schafe“ eben.
Wichtig ist immer darauf zu achten, WANN im Curriculum wissenschaftlich Arbeiten in der Lehre verankert ist und für die Lehrenden auch akzeptieren zu lernen, dass nicht jede und jeder die gleichen Ansprüche an Texte hat. Manche Studierende wollen einfach bloß fertig werden und es hinter sich bringen. Ist nicht jedermanns Sache, aber es ist für manche aus den unterschiedlichsten Gründen eben so. Das muss man mit bedenken. Die Lehrenden an der FH sind allerdings ohnehin sehr reflektiert, denen ist das durchaus sehr bewusst und es wird auch entsprechend agiert um alle Studierende zu unterstützen.
Persönlich sehe ich die Plagiatsprüfungen als sehr zweischneidig an: Natürlich kann man sie zur Verbesserung von Texten sehr gut verwenden, aber es wird eben vor allem von Laien leider nicht immer sehr gründlich angewandt und es kann sein, dass es auch die Angst der Studierenden steigert statt senkt, weil für sie ein komplett unbekanntes Programm ganz „objektiv“ etwas Schreckliches finden könnte, von dem sie gar nichts wussten. Da können sie sich nicht darauf einstellen, das ängstigt.
ZW: Das kann ich auf jeden Fall bestätigen: Studierende, die mich für eine Plagiatsprüfung kontaktieren haben oft regelrecht Panik vor der Überprüfung ihrer Hochschule, weil sie kaum Informationen dazu haben und diese Programme wie „black boxes“ auf sie wirken, da haben sie vermeintlich nichts in der Hand dagegen. Zu mir kommen meist allerdings auch erst Studierende, die schon fast fertig sind oder gerade am Zusammenschreiben sind. Da sollte meiner Meinung nach das Überarbeiten ganz generell im Vordergrund stehen. Was kannst Du als erfahrene Schreibberaterin und Lektorin diesen Studierenden an Last-Minute-Tipps für das Überarbeiten und Kontrollieren von Texten mit auf den Weg geben? Was sollte man tun, wenn man nur noch wenige Tage bis zur Abgabe hat?
KFR: Ich empfehle die klassischen Überarbeitungsschritte sehr, das hat sich einfach schon immer sehr gut bewährt:
- Die erste Korrekturrunde fokussiert nur auf inhaltliche Aspekte meines Textes.
- Mit der zweiten Runde geht es ins Eingemachte, da nimmt man die Struktur genau unter die Lupe und prüft gründlich, ob Inhalt und Form auch zusammenpassen.
- Bei der dritten Korrekturrunde kümmert man sich dann noch um Orthografie, Zeichensetzung und Layout.
Runde 1 und 3 kann man ziemlich zügig machen, Runde 2 deutlich langsamer und genauer. Generell würde ich diese Schritte unbedingt getrennt halten (also nicht während der inhaltlichen Kontrolle schon Tippfehler umbessern, das lenkt sehr ab) und wenn es zeitlich noch irgendwie ausgeht zwischendurch den Text auf jeden Fall einen Tag liegen lassen. Man sieht mit „frischen Augen“ so viel mehr.
Toll ist auch die Übung „Adressatenorientierung“ von Ulrike Scheuermann [Anm.: diese Übung wird von Scheuermann „Leserorientierung“ genannt und kann in ihrem Buch „Die Schreibfitness-Mappe“ (2011 bei Linde erschienen) auf S. 74 f. nachgelesen werden], bei der man beim Überarbeiten nochmals gründlich klären kann, ob man das Zielpublikum meines Textes auch wirklich entsprechend anspricht und somit erreicht.
Ein weiterer Tipp ist den online „Duden“ zu verwenden. Was viele gar nicht wissen, der „Duden“ ist weit mehr als ein reines Wörterbuch ist. Hier kann man auch ganze Sätze eingeben und auf grammatikalische Fehler, Beistrichfehler usw. überprüfen lassen. Wirklich nützlich!
ZW: Der Beistrich! Von Deinem Kollegen gibt es am ZEWISS auch einen witzigen Kurs namens „Beistrich and friends“. Ich persönlich könnte so etwas als Auffrischung auch wieder einmal gut gebrauchen! 😉 Tatsächlich habe ich auch schon einige kritische Stimmen gehört, dass Hochschulen sich nicht um so basale Kenntnisse wie Rechtschreibung und Zeichensetzung zu kümmern haben und man das als MaturantInnen oder Studienberechtigte doch wohl unbedingt mitzubringen hat. Natürlich ist es keine Hauptaufgabe, aber schaden kann es ja wohl kaum? Wie sind Eure Erfahrungen mit diesen Kursen, warum bietet Ihr sie an?
KFR: Unsere „Beistrich-Kurse“ sind unglaublich beliebt! Der Bedarf ist auf jeden Fall sehr gegeben, natürlich nur als Auffrischung und extracurricular über das ZEWISS. Tatsächlich können und sollten sich Lehrende nicht mit der Vermittlung grundlegender Kenntnissen aus Mittelschulzeiten herumplagen müssen. Eine Auffrischung ist aber sicherlich für viele sehr sinnvoll!
Satzzeichen gehören als ganz essentielle Elemente eben auch zum Formulieren dazu und sind eine Form von rhethorischem Mittel (zum Beispiel können lange Sätze mit geschickter Beistrichsetzung viel „verträglicher“ gemacht werden). Oft sind es genau diese Formalia, die Menschen beim Schreiben verunsichern können, im Übrigen durchaus auch MuttersprachlerInnen!
ZW: Bleiben wir noch kurz bei den Lehrenden. Thema textorientierte Lehre – welche Tipps gibt es für Lehrende, die ihre Studierenden anregen möchten ein wenig mehr wissenschaftliche Literatur zu nutzen? Wie kann man denn Studierende dazu anleiten?
KFR: Wer mehr textorientiert unterrichten möchte, dem kann ich unsere Lehrenden-Kurse sehr ans Herz legen (zum Beispiel „Schreiben durch’s Curriculum“, der an ein Moodle Methodentool gekoppelt ist)! Die Übungen für die textorientierte Lehre sollen ja einfach und schnell umzusetzen sein. In unseren Kursen kann man das alles darum natürlich auch gleich einmal selbst ausprobieren. Dann kann man sich für seinen eigenen Unterricht aus der Fülle an Tipps etwas Passendes auswählen. Es lohnt!
Texte kann man aber ganz generell viel öfters in der Vorlesung oder im Seminar bringen. Das zahlt sich durchaus aus, vor allem den Studierenden deutlich zu machen WIE sie Texte gestalten sollen. Und zwar ganz genau wie, bis hin zum Layout, wenn es sein muss. Haben sie das als Anleitung vor Augen, fällt es ihnen meist deutlich leichter den Erwartungen auch gerecht zu werden. Ansonsten sollten natürlich auch Feedback-Schleifen auf Textaufgaben folgen. Eventuell kann man auch einige klassische Übungen wie „freewriting“ einbauen, wenn das die Lehrenden zuvor selbst schon einmal ausprobiert haben.
ZW: Wie wird es denn weitergehen am ZEWISS? Ihr bietet viele Kurse für Studierende an, Du hast uns auch von den Peer-Gruppen und den Einzelberatungen erzählt. Auch für Lehrende gibt es Kurse. Was nun?
KFR: Genau, für Studierende und Lehrende gibt es schon Kurse. Nun werden die Forschenden unsere nächste Zielgruppe sein! Wir erheben gerade zusammen mit dem Vizerektorat für Forschung an der FH Campus den genauen Bedarf. Publikationen und Forschungsanträge effizienter zu schreiben wäre ein Ansatzpunkt, wo wir Unterstützung bieten könnten, aber auch Forschungsethik und Datenschutz sind sehr aktuelle Themen für uns.
Generell geht es in den Bereich des beruflichen Schreibens, zumal ja die FH ansich anwendungsorientiert ist. Allerdings müssen wir eben den konkreten Bedarf der einzelnen Studienrichtungen noch abklären, da sich diese an den Textsorten (z. B.: Praxisbericht, PatientInnenblätter, technische Beschreibungen, usw.), die im Studium und später im Beruf erstellt werden, doch sehr massiv unterscheiden. „One fits all“ würde da wenig Sinn machen! Wir arbeiten an einem passenden Angebot und werden wohl schon bald mehr darüber berichten können.
ZW: Zum Abschluss noch ein kleiner Ausblick – was wünscht Du Dir für das Schreibzentrum für die Zukunft?
KFR: Dieses Jahr war sehr gut! Ich bin sehr stolz auf unseren hervorragenden Leistungsbericht, der FH-intern sehr gut angenommen wurde. Wir haben daher wirklich tolle Rückendeckung und aktive Unterstützung für unsere Pläne, wie zum Beispiel den erwähnten Ausbau des Angebots für Forschende und das berufliche Schreiben. Das wäre ein großer Wunsch, das in der näheren Zukunft aufbauen zu können. Für das Zentrum geht es nun von der Implementierungs- in die Etablierungsphase, das wird sicherlich sehr spannend! Natürlich würde ich mir auch sehr wünschen das Niveau unserer bestehenden Angebote zu halten und zu steigern!
Persönlich hoffe ich auch auf noch mehr Vernetzung mit SchreibkollegInnen. Dazu planen wir eine hochschuldidaktische Tagung im Herbst, die Einladung folgt bald. Es gibt also viele Wünsche, ich denke, das ist mit meinem engagierten Team auch alles durchaus machbar! Ich freue mich schon darauf!
ZW: Liebe Katharina, danke, dass Du Dir Zeit genommen hast für dieses Interview und uns einen schönen Einblick in Deine Erfahrungen mit dem Zentrum für wissenschaftliches Schreiben geschenkt hast!
KFR: Vielen Dank für die Einladung! Hat mir große Freude gemacht über das ZEWISS und unsere Arbeit berichten zu dürfen!
Artikel von Natascha Miljković, 21.09.2016
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© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2016.
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