Heute spiele ich einmal Advokatin des Teufels und bin sehr unwissenschaftlich – weil unreflektiert und einfach einmal rotzig – unterwegs! 😉
In der Wissenschaftswelt wird gerne geehrt. Manchmal wie zum Beispiel in diesem jüngsten Fall (der mir allerdings des Weiteren nicht im Detail bekannt ist) kommt man dann jedoch – angeblich plötzlich – darauf, dass der mehrfach Geehrte mehrfach geschlampt und die Ehrungen ja wohl wirklich nicht verdient hat.
Tjo. UND DA KOMMT MAN NICHT SCHON VOR LANGER ZEIT DARAUF?!
Das regt mich auf!
Gut, soll es so sein, jemand hat gröber plagiiert und seine wissenschaftliche Arbeit ist nicht das Gelbe vom Ei – ihr/sein Problem! Heutzutage hat man tendenziell weniger denn je die Chance damit unbehelligt durchzukommen. Hat jemand absichtlich(!) plagiiert oder anderweitig geschlampt, geschieht es ihr/ihm gewissermaßen nur Recht für ihren/seinen Betrug auch belangt zu werden.
Was ich allerdings wirklich seltsam finde – wieso bemerkt man das nicht schon lange vorher, dass da Leistungen gar nicht erbracht wurden? Dass Daten hingepfuscht sind und Texte sich verdächtlich elaboriert anhören?
Ich spreche jetzt nicht von der “Schuld“, wer hat so etwas auch noch zu verantworten usw. Aber sind wir wirklich von Titeln oder wie zum Beispiel im Falle zu Guttenbergs vom bekannten Familiennamen oder der Selbstvermarktung mancher so geblendet, dass im Arbeitsumfeld der Betrug mancher KollegInnen niemandem auffällt?
(Foto “A wise man is astonished by everything” von Todd Huffman @ Flickr)
Provokante Inputs zum Nachdenken
Schaut man sich den heutigen Wissenschaftsbetrieb einmal an: sind es wirklich die Leute, die fleißig im Labor oder in Archiven stehen, die auffallen und einmal von ihrem Fleiß auch etwas haben? Meiner Erfahrung nach nicht, es sind leider oft die Schwätzer und die Wichtigtuer, die anderer Leute Arbeit zum Beispiel in nette Publikationen verpacken und dann bewundert werden oder Jobs vermacht bekommen.
Der schöne Schein ist auch in der Wissenschaftswelt wichtig und sich selbst gut verkaufen zu können wird auch hier immer entscheidender!
Und – es zählt NUR das Endergebnis. Wirklich? Wieso ist die Grundlagenforschung, der tägliche Knochenjob der Wissenschaft, derart unterbewertet? Wieso nur Experimente, die geklappt haben, aber nicht die – eigentlich wesentlich wichtigeren für neue Erkenntnisse! -, die nicht funktioniert haben?!
Nobelpreisträger werden für ihr Lebenswerk geehrt. Das ist großartig! Doch haben die meisten im Laufe der Jahrzehnte hunderte von Leuten für sie arbeiten lassen (können). Die werden nicht geehrt dafür! Ist das nicht eigentlich sehr unfair?
Mehr persönliche UND berufliche Integrität
Es muss wieder mehr Courage her, mehr Integrität in persönlicher wie beruflicher Hinsicht! Aufstehen dafür, dass man viel leistet und diese Leistung zeigen dürfen. Anerkennen, dass eben nicht alle Experimente immer klappen, aber dass korrekt gearbeitet wurde muss einen hohen Stellenwert haben.
Andere für ihre Leistung schätzen und nicht für ihr Konkurrenzdenken. Einfach einmal den Dampfplauderern den Dampf ablassen. Anderen auf die Finger klopfen, wenn sie sich oder andere wegen deren angeblich “besseren” Familiennamen über andere stellen. Und und und!
Und bitte endlich mal aufhören damit die Wissenschaftszweige gegeneinander auszuspielen und immer wieder mit dem Killerargument Verwertbarkeit für den Menschen daherkommen.
Um wieder zurück zum “vernünftigen” Blog zurückzufinden: Wo kann man Ihrer Meinung nach noch ansetzen? Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen!
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(Artikel von Natascha Miljković, 13. Jänner 2014; letztes Update: 15. März 2014)
© aller Texte: Dr.in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.
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