Echt falsch – Kunstfälschungen im Fälschermuseum Wien

Fälschungen sind selten gut, zumindest nicht so gut wie das Original. Vermutet man geländeläufig, denn die meisten Fälschungen werden wohl nicht entdeckt. Sagen die FälscherInnen, wenn man ihnen auf die Schliche kam. Mit Immitationen verhält es sich ein wenig ambivalenter, denkt man an nützliche Produkte, wie Generika in der Medizin, die nach Ablauf einer Patentfrist günstiger nachgemacht werden können als die Originale.

In der Kunst verhält es sich mit Fälschungen ein wenig unerklärlich: Millionenschäden richten Sie an, manche Nachkommen von großen (und besonders von weniger großen) KünstlerInnen bestätigen jedoch gerne einmal alles als Original, um zu etwas extra Taschengeld kommen zu können. Und dann gibt es da noch FälscherInnen, die so berühmt wurden, dass nun deren Fälschungen von Kunstwerken selbst viel Geld wert sind.

 

Was hat es auf sich mit Fälschungen, dass sie Menschen so faszinieren?

 

Führung Fälschermuseum Wien(Abb.: Direktorin Diane Grobe bei einer Führung im Fälschermuseum Wien; (c) N. Miljkovic)

 

Das Wiener Fälschermuseum

Dem Faszinosum Fälschung bin ich im Juli 2016 bei einem schon lange ersehnten Lokalaugenschein* in einem privat geführten Museum, dem Fälschermuseum Wien, auf der Spur. Untergebracht im Kellergewölbe einer schön restaurierten ehemaligen Tischlerei befindet sich das Museum seit 2005 im dritten Wiener Gemeindebezirk gegenüber dem Hundertwasserhaus.

Die Führung ist Chefinnensache: Eine der österreichischen ExpertInnen in Sachen Kunstfälschungen, die Direktorin des Museums, Frau Diane Grobe, erzählt mit vollem Enthusiasmus unzählige Details und kuriose Schwänke aus dieser in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Branche des Kunstfälschertums.

Beispielsweise sei wenig bekannt, dass man Kunstwerke durchaus nach Ablauf des Urheberrechts ohne Kennzeichnung kopieren dürfe. Außnahmen gibt es nur in Museen, wo man gelegentlich MalerInnen mit Staffelei oder Block sitzen und malen sieht. Diese Werke müssen dann genehmigt, nummeriert und speziell ausgezeichnet sein. Fotografieren sei in Museen hingegen nicht wegen der Kunstwerke ansich häufig nicht gestattet, sondern weil man mit Fotorechten ins Gehege käme.

 

Falsch – fake – faux

Noch komischer wird es bei Fotorechten für Fälschungen! Ja, richtig gelesen, auch auf Fälschungen besteht ein Fotorecht! Auch der Grund, warum in diesem Artikel nur Übersichtsbilder des Museums jedoch kein gefälschtes Werk abgebildet zu sehen ist.

Frau Grobe erwähnt auch ein spannendes Detail zu Identfälschungen, die besonders bei Druckgrafiken sehr leicht anzulegen sind, da ohnedies viele Kopien im Umlauf seien – deren Markt sei daher wohl bis zu 50% „durchseucht“ von Fälschungen.

Wahrscheinlich nicht so relevant, denn auch Fälschungen haben einen teils gar nicht einmal so niedrigen Eigenwert. Doch vielleicht überlegen Sie sich den Kunstankauf als Wertanlage so oder so nochmals sehr gründlich, denn Auktionshäuser übernehmen (zumindest in Österreich) nur begrenzt Haftung, ob Sie Ihnen Fälschungen oder Originale verkaufen.

 

Überblick Fälschermuseum Wien(Abb.: das Fälschermuseum Wien in alten Gemäuern; (c) N. Miljkovic)

 

Besuch in einer anderen Welt

Ein Besuch in diesem einzigartigen Museum kann ich allen Wien-BesucherInnen wie auch den Einheimischen nur wärmstens ans Herz legen! Nehmen Sie sich unbedingt auch Zeit für eine Führung und lauschen Sie Frau Grobe und ihrem geballten Wissen.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei Frau Grobe und dem Fälschermuseum Wien für die Einladung zur Führung, ich habe so viel Neues gelernt! Bleibt nur zu hoffen, der Wert dieses Privatmuseums wird auch von offizieller Stelle endlich erkannt und gefördert!

Weitere Informationen zum Museum finden Sie hier: http://www.faelschermuseum.com/Seite1_deutsch.htm

 

 

Artikel von Natascha Miljković, 14.09.2016

* Dieser Artikel spiegelt ausschliesslich die persönliche und unbeeinflusste Meinung der Autorin wieder.

© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2016.
© Abbildungen: wie angegeben.

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About Dr. Natascha Miljkovic

Inhaberin der Firma Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention. Naturwissenschafterin mit viel Auslandsforschungserfahrung, Wissenschaftsberaterin und präventive Plagiatsprüferin. Berät Bildungseinrichtungen zum Themenkreis akademische Unredlichkeit und unterrichtet, wie man diese (z. B. Plagiate) nachhaltig vermeiden kann. Auch an allen anderen Themen in, um und durch Forschung und Bildungseinrichtungen interessiert.

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