Egal wie frau es macht, es scheint immer falsch oder zu wenig zu sein? „Nur“ Karriere machen aber keine Kinder haben zu wollen ist doch nichts, da fehlt doch was. Aber für eine Zeit lange oder für immer „nur“ Hausfrau und Mutter sein zu wollen, ist in den Augen der Gesellschaft auch pfui! Als Powerfrau muss man ja wohl im Stande sein, beide Welten unter einen Hut zu bringen oder man ist unfähig.
Kein Wunder, dass besonders jüngere Frauen sagen – DEN Hut hau ich Euch eher drauf, als ihn anzunehmen! Was sollen Platitüden über diese beiden Frauenpole – Karriere einerseits und Kinder andererseits – genau bedeuten? Es scheint, die Welt der Frauen drehe sich um nichts anderes und dürfe sich um nichts anderes drehen! Von frei von Einmischung entscheiden können, kann sowieso keine Rede sein. Aber wieso muss jede alles mögen und können, nur weil es anderen halt gefällt so zu leben?
Glitzer und Rosa
Gleich zwei sehr unterschiedliche Erlebnisse diese Woche brachten mich darüber zum Nachdenken. Zum einen war ich ihm Rahmen eines Gender-Projektes an einer Wiener Fachschule zu Gast und habe mit Mädchen um die 16 bis 18 Jahre gesprochen. Was die zu sagen hatten, fand ich mutig und sehr selbstbewusst. So mache Erwachsene in meinem Alter (also gut doppelt so alt wie die Mädchen!) würden sich das nicht (mehr?) sagen getrauen.
“Na und? Dann bin ich halt ein Mädchen, das Glitzer und Rosa mag. Die Klischees haben ja andere im Kopf!” kam die prompte Antwort gleich mehrerer ganz aufgebrachter Mädchen in dieser Gruppendiskussion nach der Aussage einer Schulkollegin, sie möge lieber keine Sachen in rosa oder pink kaufen/bekommen, weil das ohnehin wieder nur die üblichen „Weiber-Klischees“ bediene.
(Foto: “future so bright” von Scott Swigart @ Flickr)
Das andere Erlebnis war auf der „jobs and careers for women“-Messe. Kennen Sie auch diese zahlreichen Bücher und Artikel, die fast alle unisono beklagen, was Frauen doch schlecht verhandeln, immer der gute Lotsch der Abteilung sind, sich deppert zwischen Heim, Herd und Herren der Chefetage zersprageln und netzwerken können sie obendrein auch nicht, die armen Hascherln? Ergo, nun die große Erkenntnis – sie sollen das alles gefälligst nicht mehr tun bzw. endlich besser machen! Dann bekommen sie noch zahlreiche nette Tipps wie sie z. B. nein zum Chef (weil nur die sind „das Übel“, Chefinnen werden in diesen Abhandlungen selten angesprochen) sagen lernen und gut ist es.
Um das gleich vorweg klarzustellen: Ich halte auch Vorträge und Seminare für Frauen zu diesem Thema, also darüber, was man IM RAHMEN dieses Systems nutzen und selbst verbessern kann. Aber irgendwo ist dann einfach Schluss damit und es zeigt sich ein systemisches Problem (die „gläserne“ Decke oder 20 bis zu 40% weniger Gehalt bei selben Voraussetzungen wie Männer usw. sind perfide Ausprägungen dieser angeblich ach so unsichtbaren Grenze, an deren weibliches Können häufig ausgebremst wird), an denen viele dennoch nicht vorbeikommen KÖNNEN, selbst wenn sie alles richtig gemacht haben.
Bewerbung ist frei von Diskriminierung
Zwischen all den in Business Casual gekleideten Frauen (weil, man muss ja professionell ausschauen und schon einmal rein optisch seine Kompetenz unterstreichen, steht auch alles in so Ratgebern, die ICH auch lese …;) ) sitzend hörte mir dort am Freitag einen Vortrag zu Bewerbungsabläufen an und wie gut, weil weder wegen Geschlecht, Alter noch Herkunft signifikante Diskriminierungen vorkämen, diese in Österreich seinen. Das ist wirklich sehr SEHR löblich und ich war auch vom Thema ganz allgemein recht angetan! Wusste gar nicht, dass Prozesse um die Bewerbungseinsendung auch sehr gründlich untersucht werden, ungeachtet des Ausgangs einer Jobbewerbung.
Doch, warum kommen nicht endlich auch – Männer und Frauen! –, die zum DANACH etwas sagen können zu solchen Veranstaltungen? Was mich nämlich viel mehr interessieren würde: WIE kann man in den Entscheidungsprozessen für oder gegen eine Kandidatin oder einen Kandidaten die nicht zu knapp stattfindenden Diskriminierungen (gegen Mütter, Behinderte, AusländerInnen bzw. Menschen mit ausländisch klingendem Namen oder dunklerer Hautfarbe, ältere Berufstätige, usw.) verhindern oder zumindest besser abfangen? Denn, dass es die gibt wurde schon in zahlreichen Studien erhoben, das ist ein lange etabliertes und reproduziertes Faktum.
Karriere trotz xy
Bis es einmal so weit ist wirklich offen und ehrlich über genau diese Entscheidungen sprechen zu können, scheinen doch immer wieder nur „die Frauen“ und „die Diskriminierten“ selber Schuld zu sein! Sage nicht nur ich, sondern auch etliche andere (z. B. kürzlich in einem Artikel im “Standard”). Davon, dass ich – und Sie sicherlich genauso! – viele kompetente Frauen mit tollen Jobs kenne, spricht niemand. Denn dann müsste man ja doch einmal zugeben, dass es am österreichischen System, der Gesellschaft oder den Werten in unseren Unternehmen und unserer Arbeitgeberinnen liegt, wie mit Frauen und „Andersartigen“ umgegangen wird, und manche Unternehmen eben doch auch fair agieren können und wollen und tatsächlich die Fähigsten einstellen!
Chancen kann man sich nur nehmen oder selbst erschaffen, wenn das Umfeld auch willig ist!
Artikel von Natascha Miljković, 28. September 2014
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
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