Hektische Arbeit und schlampige Notizen – Jane Goodall zu Plagiaten

Stellen Sie sich vor, Sie wachsen mit den Geschichten einer Wissenschafterin auf, die in fernen Ländern – für Sie als Jugendliche zu dem Zeitpunkt einfach völlig unerreichbar weit weg – mit wundervollen wilden Tieren arbeitet.

Ach, Begeisterung ist gar kein Ausdruck! Mehr als nur ein Hauch von Abenteuer liegt in der Luft, wenn man ihren Namen hört oder liest! Sie inspirierte und beflügelte viele, nicht nur mich! Die Primatenforscherin Jane Goodall.

Zumindest bis vor kurzem.

Chimpanzees at the LA Zoo 061409
(Foto “Chimpanzees at the LA Zoo 061409 von “vmiramonte” @ Flickr)

 

Was bitter aufstößt

Fehler können passieren – kein Thema! Was bei Jane Goodalls unbeabsichtigtem Plagiarismus allerdings bitter außstößt, ist ihr Umgang damit.

Sie werden sich vielleicht erinnern: vor rund einem Jahr stellte sich heraus, dass  [Tweet “im neuen Buch von Goodall an zahlreichen Stellen viele nicht zitierte Stellen gefunden wurden.”] Das Buch musste überarbeitet und berichtigt werden und wird nun nochmals aufgelegt.

Das ganze wurde meiner Meinung nach ungewöhnlich schnell unter den Teppich gekehrt. Ich vermute, da hatte der Verlag die Finger im Spiel.

Auch unangenehm aufgefallen ist die kaum vorhandene Stellungnahme Goodalls. Erst jetzt, mehr als ein Jahr später (und sehr passend zum Neuerscheinen des Buches), spricht sie darüber.

Ausreden, aber keine Entschuldigung

Natürlich unterstellt man ihr nicht, dass es absichtlich geschah. Dennoch lösten bei mir einige Passagen in ihren kürzlich in einem Interview dazu geäußerten Statement  Irritationen aus.

Leading primatologist Jane Goodall has blamed a “hectic work schedule” and her “chaotic method of note taking” for a plagarism controversy surrounding her reissued book. (Artikel “Jane Goodall blames ‘chaotic note taking’ for plagiarism controversy“, The Guardian, April 1st 2014)

 

Das sind wirklich sehr lahme Ausreden!! Würden das Studierende als Begründung nehmen, die könnten aber was erleben von ihren Betreuenden! Aber hallo!

Zum Einen muss man sich bei “schlampige Notizen” sehr wundern – wie arbeitet die dann ihre Daten seit zig Jahrzehnten auf?! Ist da auch egal, wie was notiert ist, tun wir eventuell Zahlen hint’ und vorne dazu wie es beliebt?! Also wirklich …

Zum Anderen, wer mit über 80 immer noch nicht delegieren kann, lernt es wohl nicht mehr. [Tweet “Bitte, so etwas nicht als Erklärung für Plagiate vorschieben!”] Da fühlt man sich als Leser gefrotzelt!

Plagiaten sei Dank Vorbildwirkung abmontiert

Da sie eine derart große Vorbildwirkung weltweit hat, hätte ich mir schon ein kurzes Statement MIT Entschuldigung erwartet. Das muss ja nicht aufgeplustert werden, aber doch klar machen – so geht es eben wirklich nicht und ihr tut es leid.

Stattdessen wird überall von “Kontroverse” gesprochen, so als seien die “Plagiat-Ankläger” ein wenig plemplem. Nun, ihr Buch wurde nun eben einmal durchgesehen und man fand Plagiarismus. Punkt. Nichts daran ist ungewöhnlich, unfair oder gar unredlich abgelaufen.

Schlimmer noch, ihr anscheinend komplettes Abtun von Plagiaten als etwas Schädlichem für die Wissenschaft. Goodall habe nun eh ein paar kleinere Änderungen bei der Überarbeitung vorgenommen, wird weiter berichtet. Alles wurscht, weil war ja eh unabsichtlich. Na dann … Ich hoffe sehr, Sie hat sich wirklich bemüht das zu berichtigen!

Schade das Ganze! Es wäre so toll gewesen, hätte sie daraus als das Vorbild, das sie ist, für Studierende auch gleich eine Warnung weitergegeben [Tweet “beim Zitieren gut aufzupassen und Attribution nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.”] Besonders dann nicht, wenn man etwas so leicht Auffindbares wie “Wikipedia” als Quelle verwendet hat.

Immerhin, dieser letzte Satz läßt mich ein wenig aufatmen – wenigstens für sich selbst hat sie Schlüsse gezogen, dann wird das nächste Buch vielleicht gleich auf Anhieb “sauber”:

“And she claimed the controversy had turned out to be a “godsend.”” (Artikel “Jane Goodall blames ‘chaotic note taking’ for plagiarism controversy“, The Guardian, April 1st 2014)

 


Na gut, dann sag ich es eben ALLEN weiter – die beste Immunabwehr bei Plagiaten: immer auf ein gutes Notizenmanagement achten und alles ordentlich zitieren!

 

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(Artikel von Natascha Miljković, 7. April 2014)

 

© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.

 

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About Dr. Natascha Miljkovic

Inhaberin der Firma Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention. Naturwissenschafterin mit viel Auslandsforschungserfahrung, Wissenschaftsberaterin und präventive Plagiatsprüferin. Berät Bildungseinrichtungen zum Themenkreis akademische Unredlichkeit und unterrichtet, wie man diese (z. B. Plagiate) nachhaltig vermeiden kann. Auch an allen anderen Themen in, um und durch Forschung und Bildungseinrichtungen interessiert.

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