ICH doch nicht! Nein, die kann nicht MICH meinen! Nie im Leben! Ich täte das niemals! Also wirklich … Wenn Sie an diesem Punkt sind, haben Sie zumindest schon mal mein Mini-Experiment durchgeführt und meine Theorie bestätigt, dass Clickbaiting auch bei gescheiten Menschen funktioniert – ich bilde mir nämlich immer ein, ich täte das nie und lande dann auf Seiten, die ich nie gesucht hatte. 😉
Höchste Zeit für die Notbremse
Zurück zu meinem eigentlichen Thema. Ab diesem Punkt sollten Sie sich nun ernsthaft mit Ihrer Kommunikation Ihren Studierenden* gegenüber auseinandersetzen. Ja, kein verantwortungsvoller Mensch, Lehrender,* WissenschafterIn* würde seinen Studierenden* bei vollem und noch halbwegs intaktem Verstand anschaffen, GhostwriterInnen* zu beauftragen und das selbst schreiben schleunigst bleiben zu lassen.
Dennoch bekomme ich leider sehr regelmässig Feedback von Studierenden*, die vorsichtshalber eine Plagiatsprüfung durchführen lassen möchten, über Mythen und schlichte Mißinformation, die ihnen ihre Lehrenden* zukommen lassen. Wie gesagt, scheinbar leider keine Einzelfälle. Hier ein live Bericht aus meiner Praxis als Plagiatsprüferin*!
Aus der Praxis
Ein Anruf vor zwei Wochen: einE StudierendeR* lässt sich dreimal bestätigen, ob man wirklich wirklich wirklich nicht erfahren kann, ob sie/er* eine Plagiatsprüfung durchführen ließ. Auf meine Bestätigung, dass ich nichts weitergeben darf noch werde, zudem ja ein eingetragenes legales Business habe und alles mit rechten Dingen zugehe, fragte ich genauer nach, denn nun war ich schon ein wenig stutzig geworden, warum sie/er da gar so panisch ist.
Sie/er* berichtet mir daraufhin, dass ihnen Lehrende* strengstens eingebläut hätten, dass das Beauftragen einer Plagiatsprüfung jedenfalls ein Schuldeingeständnis(!) sei und sie dann annehmen müssten, würden sie darauf kommen, dass Studierende* eine solche machen liessen, dass die betrügen WOLLTEN.
((c) Abb. “Argh!” von User “Banalities” @Flickr)
Nun bin ich sprachlos,
- weil diese Aussage mehrmals von Lehrenden* einer Wiener FH kam (ich werde nicht sagen von welcher, doch es ist zumindest schon sehr erleichternd zu hören, dass es nicht von einer kommt, an der ich auch unterrichte – PRÄVENTION WIRKT DOCH!),
- außerdem meines Wissens an ebendieser FH wie an zahlreichen anderen Einrichtungen auch über die Studierenden*vertretung kostenlose Schnellchecks nach Plagiaten durchgeführt werden können(sic!), die sogar ganz öffentlich auf der FH-Website beworben werden(sic sic sic!),
- das ganze kompletter Humbug ist, es sehr viele Beweggründe gibt, aber etwas zu erreichen versuchen (formell korrekte Texte abgeben) indem man nicht korrekte Methoden anwendet (betrügen versuchen) ist bei mir noch nie vorgekommen, das steht schon auf Seite 1 meiner Website und dann noch ca. 1000 Mal, dass ich da die falsche Ansprechperson dafür bin und
- solche Aussagen wirklich „gefährlich“ sind, die Leute vielleicht erst recht dazu veranlassen könnten es doch auf die leichte Tour zu probieren, wenn man ihnen ohnedies schon von vorneherein und per Generalverdacht das Schlimmste unterstellt, kann man’s ja eigentlich gar nicht mehr richtig machen.
- (Luft hol) Außerdem ändert die Plagiatsprüfung noch GAR NICHTS an den Texten selbst und sie ist ohnehin nur ein Tool zum Textvergleich! Entwickelt wurden diese Programme außerdem für genau DAS – Texte professionell formell korrigieren zu können!
Jetzt schlägts 13 – mindestens!
So viel Unwissenheit mit didaktischem Holzhammer gepaart, habe ich schon lange nicht mehr zu anderen Themen gehört, aber bei Plagiatsprüfungen scheint wohl häufig das Phänomen zuzuschlagen:
„Ich weiss was es ungefähr ist, ich glaube gehört zu haben, dass es da immer Probleme gibt, Genaueres weiss ich nicht, egal, ich bin schrecklich beschäftigt und kann/will/muss mich da jetzt nicht auch noch drum kümmern, lieber den Studis Feuer unterm Hintern gemacht. Augen zu und durch!“
Da weiss jeder mitzureden, auch (auch das habe ich schon erlebt) wenn die Betreffenden* noch nie ein Plagiatsprüfprogramm gesehen haben!
Liebe Lehrende*! Ich habe vollstes Verständnis für Sie, kenne (und teile zum Teil auch) die hohen Anforderungen und auch vielen Sorgen des Unterrichtens und Betreuens mit Ihnen, unterrichte Sie ab und an selbst österreichweit in meinen Workshops und Seminaren zu Plagiatsprävention … aber DAS geht zu weit!
Careful what you wish for
Solch unqualifizierten Aussagen treibt Studierende* ja förmlich weg von Fragen an Sie, falls sie mal was nicht verstanden haben, und schlimmstenfalls schleunigst in die Hände von GhostwriterInnen*! Total kontraproduktiv!
Nehmen wir uns alle einmal an der Nase – wie ist es um unsere persönliche Fehlerkultur bestellt? Da beginnt es nämlich!
- Erlauben Sie Studierenden* Fehler zu machen und „schlechte“ Entwürfe abzugeben?
- Können sie Sie in geschütztem Rahmen fragen, ohne Angst haben zu müssen bloßgestellt oder gar lächerlich gemacht zu werden?
- Haben Sie Standardantworten á la „Das hab ich doch wohl schon zig Mal erklärt, wie oft denn noch?! “?
- Setzen Sie viel voraus ohne abzutesten, was Studierende* wirklich schon können/verstehen?
- Bekommen Ihre Studierenden* mehr als die flapsige Antwort „Ja, schon ganz gut, aber überarbeiten Sie den Text noch ein wenig.“ oder doch konstruktives Feedback dazu, was zu ändern wäre?
NEIN, es ist nicht immer leicht zu unterrichten und zu betreuen!
NEIN, es ist nicht fair, wenn an den besonders harten Tagen immer wieder die selben “dummen” Fragen kommen!
NEIN, es ist nicht lustig, wenn trotz all Ihrer Bemühungen vielleicht doch nur mediokre Abschussarbeiten entstehen.
NEIN, es ist nicht angenehm, Plagiatsverdächtigungen verantworten zu müssen.
…
Lassen Sie alles raus, nur bitte nicht auf dem Rücken der Studierenden!
Infos fassen! Gerne geschehen!
Und dennoch können Sie dem ohne allzu großen Zeitaufwand beikommen! In diesem Blog biete ich für SIE viele Informationen und Hintergründe zu Plagiatsprävention und -prüfungen. In kleinen, schnell zu lesenden Häppchen! Dabei bin ich so kritisch und so selbstkritisch wie möglich, lasse mich nicht von Standardansichten verleiten, zeige meist Vor- UND Nachteile auf (besonders der Prüfprogramme). Natürlich finden Sie auch eine gute Anzahl anderer Schreiberlinge: von Anwälten zu technisch Versierten zu WissenschaftstheoretikerInnen*, so viele Menschen tragen zu diesem Thema bei!
Gerne stehe ich auch persönlich für sehr dringende Fragen zu Plagiatsprüfungen und allem was dazu gehört zur Verfügung. Zudem biete ich Beratungen für Hochschulen, Erklärungen zu und Einschulungen an Prüfprogrammen, ich unterstütze bei Strategien zur Vermeidung, zum Kauf von Produkten … und natürlich halte ich viele Arten von Schulungen, Workshops u.v.m.
Verlangen Sie auch von Ihrer Einrichtung mehr Unterstützung. Vor allem was die Seminare betrifft konnte ich so schon mancherorts eingeladen werden, weil Bedarf erkannt und/oder geäußert wurde. Meine Empfehlung: Holen Sie sich die Infos, die Sie für sich und Ihre Studierenden* zum Thema Plagiate brauchen!
* Ich denke gar nicht daran für die vermeintlich bessere Lesbarkeit von Texten auf die faire Ansprache von Frauen zu verzichten! Soviel „Aufwand“ beim Lesen kann durchaus sein! Ich achte darauf neutrale Formulierungen zu setzen, aber wo es nicht anders geht, werde ich weiterhin „gendern“. Stören tut es bislang niemanden, was auch die stetig steigenden BesucherInnen- und LeserInnenzahlen des Blogs zeigen. Aber das wollte ich einmal quasi offiziell klarstellen, weil ich mal darauf angesprochen wurde. Das „warum“ muss allerdings auf einen anderen Artikel warten, vielleicht bald mal. Und überall Sternderln gibt’s bis Weihnachten nimma! Versprochen!
Artikel von Natascha Miljković, 25.01.2017
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2017.
© Abbildungen: wie angegeben.
Den Plagiatpräventions-Blog der Zitier-Weise als E-Mail lesen
Mit einem Feed-Reader abonnieren
Der Wissenschaftlichkeits-Blog von Natascha Miljkovic ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. Wenn Sie über diese Lizenz hinausgehend Erlaubnis zur Verwendung meiner Inhalte haben möchten, können Sie diese sehr gerne unter www.plagiatpruefung.at/kontakt anfragen!