Anlässlich des Welttages des Buches (23. April) stelle ich Ihnen eine Auswahl an Büchern zu den Themen wissenschaftliches Schreiben und wissenschaftliche (Un-)Redlichkeit vor. Annotierte Werke (gekennzeichnet mit „Anm.“) haben mich persönlich durch das Studium und in späteren Jahren begleitet, manche habe ich in beruflichem Zusammenhang begutachtet und rezensiert.
Die meisten dieser Werke, viele davon Klassiker, sind praktischerweise an Universitätsbibliotheken und zum Teil auch in Stadtbüchereien entlehnbar. Außerdem habe ich besonders darauf geachtet, aktuelle, angenehm zu lesende und (im Falle der Schreibratgeber) auch praktisch anwendbare Literatur auszuwählen. Einige englischsprachige Werke sind ebenfalls dabei.
Da die Geschmäcker verschieden sind, wird sicherlich nicht jedes Buch jeder/ jedem LeserIn gleichermassen liegen. Zum Glück gibt es auch Schreibratgeber schon wie Sand am Meer, mein Tipp daher: Blättern Sie vor Entlehnung/ Kauf die Bücher durch und überprüfen Sie stichprobenartig, ob Sie mit der Gliederung und dem Schreibstil zurande kommen!
Falls Sie andere Bücher-Tipps bzw. Anmerkungen zu den vorgestellten Büchern haben, freue ich mich natürlich sehr über eine E-Mail von Ihnen!
Literatur zu wissenschaftlichem Schreiben
ECO, Umberto: „Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften“. 13., unveränderte Auflage, Wien: UTB/ Facultas.wuv, 2010.
Anm.: von vielen hochgeschätzt liegt mir persönlich der Schreibstil Ecos in diesem Werk gar nicht; sehr ausführlich und mit vielen Beispielen; ist speziell für Geistes- und Sozialwissenschafter, für andere Fächer nur bedingt nützlich.
DONHAUSER, Gerhard und Thomas JARETZ: „Vorwissenschaftliche Arbeit. Maturatraining“. Wien: ÖBV, 2012.(*)
Anm.: Schulbuch zur Vorwissenschaftlichen Matura (VWM), die schon im Schuljahr 2013/14 schon an österreichischen höheren Schulen eingeführt werden soll; anhand zahlreicher Beispiele, Fragen, Kopiervorlagen und Muster wird die/der LeserIn bzw. SchülerIn durch den Aufbau und die Ausführung einer vorwissenschaftlichen Maturaarbeit geführt; das Kapitel „Wofür Zitate gut sind und weshalb man sie braucht“ ist dann doch ein wenig umständlich geraten.
ESSELBORN-KRUMBIEGEL, Helga: „Von der Idee zum Text: Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben“. 3., überarbeitete Auflage, Stuttgart: UTB, 2008.
Anm.: Tolle Zusammenstellung für Studierende; Inputs zu allen Stationen des wissenschaftlichen Arbeitens (recherchieren, lesen, exzerpieren, zitieren, referieren); Anleitung zu „Rohfassung, was nun?“; spezielle Ausführungen zum Wert von Sekundärliteratur, Anwendung von direkten Zitaten und Fußnoten. Gelungen!
GOTTSCHLING, Stefan: „Einfach besser texten. Techniken für professionelles Schreiben“. 4., überarbeitete Auflage, Offenbach: GABAL, 2010.
HEIMES, Silke: „Schreiben im Studium: das PiiP-Prinzip“. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011.
KARMASIN, Matthias und Rainer RIBING: „Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein Leitfaden für Seminararbeiten, Bachelor-, Master- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen“. 6. Auflage, Wien: UTB/ facultas.wuv, 2011.(*)
Anm.: Besonders für Bachelor- und Masterstudierende geeignet, da sehr viele sehr grundlegende Infos (z.B. Gestaltung von Deckblatt, ein „how to“ zu Kapitelgliederung, …) gebracht, die DoktorantInnen nicht mehr kümmern dürften; korrektes Zitieren wird genauestens erklärt, auch etliche Spezialfälle angeführt; kleines Manko – WARUM man zitieren soll/ muss wird auch hier nicht nahegebracht; inhaltlich top ist es für meinen Geschmack leider etwas trocken geschrieben, das Layout grau in grau läd außerdem nicht wirklich zum Lesen ein; leider kaum weiterführende Quellen angeführt.
KORNMEIER, Martin: „Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: für Bachelor, Master und Dissertation“. 4., aktualisierte Auflage, Bern, Stuttgart, Wien: Haupt/ UTB, 2011.(*)
Anm.: Was für ein Fazit – eine wissenschaftliche Arbeit schreiben ist wie Gugelhupf backen … tja, der Herr Kornmeier würde das nicht behaupten, hätte er mich schon einmal backen sehen! 😉 … eine nette und sehr einigängige Umschreibung des Vorganges; sehr genau alle möglichen Aspekte des Schreibens beleuchtend und mit sehr vielen Beispiele (leider wieder in grauen Kästchen, muss an UTB liegen?) gespickt. Ein Favorit!
KRUSE, Otto: „Keine Angst vor dem leeren Blatt: ohne Schreibblockaden durchs Studium“. 12., völlig neu bearbeitete Auflage, Frankfurt: Campus Verlag, 2007.
Anm.: Sehr ernstes Thema – beim Schreiben hängen, sehr zermürbend für Betroffene, sollte man nicht unterschätzen; ersten sechs Kapitel sehr ausführlich über Psychologie des Schreibens und über Schreibblockaden, zweite Hälfte des Buches Informationen zu allen Abschnitten des Schreibprozesses; Manko: richtiges Zitieren ist nur nebenbei erwähnt.
MATTHEWS, Janice R. und Robert W. MATTHEWS: „Successful scientific writing. A step-by-step guide for the biological and medical sciences“. Third edition, Cambridge: Cambridge University Press, 2007.
NICOL, Natascha und Ralf ALNRECHT: „Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit Word 2010“. 7., aktualisierte Auflage, München: Addison-Wesley Verlag, 2011.
RICO, Gabriele L.: „Garantiert schreiben lernen“. 11. Auflage, Hamburg: Rowohlt, 2001.
ROENTGEN, Hans Peter: „Drei Seiten für ein Exposé – Schreibratgeber“. 1. Auflage, Reinheim: Sieben Verlag, 2010.
SCHIKORSKY, Isa: „Aus dem Lektorat: 50 Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen“. Books on Demand, 2009.
SCHMITZ, Wolfgang, SÖSEMANN, Silke und Friedrich HASSE: „Schneller lesen. Besser verstehen für Jugendliche“. Hamburg: Rowohlt, 2011.
SCHMITZ, Wolfgang, SÖSEMANN, Silke und Friedrich HASSE: „Schneller lesen. Besser verstehen“. 6. Auflage, Hamburg: Rowohlt, 2011.
SKERN, Tim: „Writing scientific English. A workbook“. 2., überarbeitete Auflage, Stuttgart: UTB, 2011.
Anm.: Bei Professor Skern habe ich als Studentin selbst live und in Farbe ein Semester lang einen tollen „Writing Scientific English“-Kurs besucht, das Buch ist quasi die Quintessenz aus seinen Kursen; das Wörtchen workbook würde ich hier auch ernst nehmen, hat uns immer sehr sehr feine Aufgaben gestellt, die wir uns bis zum nächsten Kurs erschreiben mussten – einfach die beste Art zu lernen! Dranbleiben, dann klappt es auch in English!
THEISEN Manuel René: „Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form“. 15. Auflage, München: Verlag Franz Vahlen, 2011.
Anm.: Ausführliche Kapitel zu Planung, Material- und Themenübersicht, bis Materialauswahl, -Suche und -Auswertung; gut gegliedert und mit vielen kleinen Beispielen wirkt das Buch insgesamt sehr brauchbar für Anfänger bis mäßig fortgeschrittene Studierende.
WOLFSBERGER, Judith: „Frei geschrieben. Mut, Freiheit und Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten“. 3. Auflage, Wien, Köln, Weimar: Böhlau, 2010.
Anm.: tolles Buch, sehr leichtgängig, sehr einfühlsam; einziges Werk, das ich kenne, das sich mit dem Mut, den es braucht eine wissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben, beschäftigt; ein weiterer Klassiker!
VON WERDER, Lutz: „Lehrbuch des kreativen Schreibens“. Wiesbaden: Marixverlag, 2007.
Literatur zu wissenschaftlicher (Un-)Redlichkeit
ASPETSBERGER, Friedbert (Hrsg.): „Beim Fremdgehen erwischt!: Zu Plagiat und “Abkupfern” in Künsten und Wissenschaften. Was sonst ist Bildung?“. 1. Auflage, Innsbruck: Studienverlag, 2008.
Anm.: Vom ersten geschichtlich belegten Plagiatsfall im 1. Jhdt. n. Chr., über die Theorie(n) und Praxis des Plagiierens bis zu konkreten Beispielen des Abschreibens in den Literatur- und Sozial-/Geisteswissenschaften bietet das Werk viele Einblicke und Hintergründe.
BARTH, Robert et al. (Hrsg.): „Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel?: Plagiate als Herausforderung für Lehre, Forschung und Bibliothek“. Books on Demand, 2009.
LAY, Rupert und Ulf D. POSÉ: „Die neue Redlichkeit – Werte für die Zukunft“. Frankfurt a. M.: Campus Verlag, 2006.
MACRINA, Francis L.: „Scientific integrity – an introductory text with cases“. ASM (American Society for Microbiology) Press, 1995.
Anm.: neben Allgemeinem zu akademischem Fehlverhalten auch Interssantes zu Mentoring-Verhältnissen, (mit guidelines für BetreuerInnen – Seltenheitswert!), scientific record keeping (wem gehören Daten?, wie und wo sind sie zu speichern?), sowie den viel diskutierten Themenfeldern authorship und peer review.
PARK, Robert: „Fauler Zauber. Betrug und Irrtum in den Wissenschaften. Wie wir reingelegt werden und uns schützen können“. Hamburg: Europa Verlag, 2002.
POSNER, Richard A.: „The Little Book of Plagiarism“. First edition, New York: Pantheon Books: 2007.
THEISOHN, Philipp: „Literarisches Eigentum. Zur Ethik geistiger Arbeit im digitalen Zeitalter (Essay)“. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 2012.
VEC, Milos et al. (Hrsg.): „Der Campus-Knigge. Von Abschreiben bis Zweitgutachten“. München: Beck, 2008.(*)
Anm.: Mittlerweile ein Klassiker an deutschen Hochschulen geworden und viele Diskussionen ausgelöst, Professor Vec mittlerweile an die Wiener Universität berufen worden. Viele Problemfelder aufgezeigt – was geht und was nicht an Hochschulen?
WEBER, Stefan: „Das Google-Copy-Paste-Syndrom. Wie Netzplagiate Ausbildung und Wissenschaft gefährden“. Heise, 2008.
Anm.: von „Mister Plagiatjäger“ himself – mein Kollege Stefan Weber rechnet (zurecht?!) mit der exzessiven und alleinigen Verwendung der Suchmaschine Google ab; eingehende Behandlung von gängigen Mythen und Meinungen zu Technik und Medien; natürlich auch ausführliche Behandlung des Themas Plagiat – warum, wieso, weshalb. Lesenswert!
ZANKL, Heinrich: „Fälscher, Schwindler und Scharlatane – Betrug in Forschung und Wissenschaft“. Wiley-VCH Verlag, 2006.
Anm.: Historische und einige neuere Fälschungs- und Betrugsgeschichten aus mehreren Fachgebieten aufbereitet, besonders aus der Medizin (Kapitel 3).
Diese erste Zusammenstellung wird im Laufe der Zeit immer weiter von mir ergänzt und nach Möglichkeit auch annotiert werden. Sie können Sie zukünftig im Kapitel Ressourcen abrufen können.
(*) Covers im Foto gezeigt, das Urheberrecht darauf liegt natürlich beim jeweiligen Verlag.
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(Beitrag vom 23. April 2013)
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