“Mensch Maier! Mitdenken müsst’ man können! Hat die/der denn null Hausverstand?!“, dachte ich mir vorige Woche – natürlich in aller Stille! – über einige Mitmenschen. Es war wieder einmal einer dieser Tage, an dem sich die Welt irgendwie ein wenig seltsam benahm, die Augenverdreh-Frequenz war deutlich gesteigert.
(Foto “Thinking RFID” von Jacob Boetter @ Flickr)
Doch, was ist das eigentlich – der Hausverstand? Soviel sei vorweg verraten, gemeint ist nicht der Marketing-Gag gleichen Namens des gelb-roten Supermarktes. 😉 Tatsächlich sagt man es so leicht daher und kann auch tolle Beispiele erbringen, aber was es wirklich ist bleibt doch immer irgendwie nebulös, oder.
Ich habe mich ein wenig schlau dazu gemacht, gefunden habe ich leider noch keine einzige gängige Lehrmeinung und nicht viele brauchbare Definitionen. Das kann es doch nicht geben!
Ich will versuchen dem ganzen auf die Spur zu kommen – was ist der Hausverstand (und synonym verwendete Begriffe gesunder Menschenverstand, natürliches Urteilsvermögen, Bauchgefühl, innere Stimme) wirklich? Und kann man sich das in der heutigen stark vernetzten Welt eigentlich noch erhalten bzw. darf man sich das überhaupt erlauben?
subjektiv – objektiv – Detektiv
Für mich persönlich stellt es eine wichtige Fähigkeit dar, sich rasch Antworten aus dem eigenen Wissen und der eigenen, möglichst breiten Bildung herleiten zu können und etwas damit einhergehendes Stimmiges zu sagen oder zu tun.
Da ich nichts wirklich Informatives dazu recherchieren konnte, machte ich eine informelle Umfrage unter FreundInnen und Bekannten. Es zeigte sich auch in diesen Antworten, defnieren lässt er sich wirklich schwer, der Hausverstand.
Ihre Antworten waren ergänzend zu meiner Definition zusammengefasst noch:
- wenn man „na no na ned“ sagen kann, also etwas Grundlegendes erwartet wird
- seine eigenen Erfahrungen verwerten können
- kann manchmal auch zu kurz greifen, wenn man von einzelnen Erfahrungswerten pauschale Begebenheiten ableitet
- nicht erst lange wo nachlesen müssen
Thinking, then and now
Was meine Urgroßeltern, Großeltern und Eltern mühelos schafften – mitdenken und scheinbar mühelos Situationen zu raffen und “richtig” zu agieren – wurde mir vielleicht auch an der Universität stückweise aberzogen: was nicht in mindestens 3 Hypothesen passt und eine ausschweifende Theorie nach sich zieht, kann doch nicht richtig sein, oder?! Logik ist das höchste Ziel und Gut der Menschen, sagt nicht “Mr. Spok” aus “Star Trek” sondern so mancheR UniversitätslehrendeR. Schon, aber es ist nicht alles!
Der Hausverstand ist in jedem Fall also auch eine sehr basale Entscheidungsgrundlage, denn zumeist weiss man ja ganz genau, wenn jemand eben über nicht ausreichend Hausverstand besitzt. Basal ist für mich nun aber auch ein häufig nicht sehr positiv besetzter Begriff … tja.
(Foto “I Think Therefore I am Dangerous” von “JohnE777” @ Flickr)
Eine Zutat fehlt
Ich gebe zu, mir persönlich fällt es zunehmend sehr viel schwerer, mich auf ein Urteil festzulegen. Man möchte ja, quasi in Anlehnung an das zutiefst amerikanische „Do the right thing“-Lebensmotto, das „Richtige“ tun und ein „guter“ Mensch sein.
Aber was ist heute gut und richtig in unserer vernetzten Welt? Sieht oder liest man Nachrichten und erfährt man (z. T. hinter den Kulissen) wie stark da manipuliert und verfälscht manches wird, fragt man sich – wozu dann überhaupt (miß-)informiert werden (wollen)? Mit bloßem Hausverstand kommt man oft nicht mehr weit, denn vor lauter mehr oder weniger richtigen Fakten und Informationen sieht man den Inhalt der Nachricht ja schon gar nicht mehr.
Vielleicht hilft der Hausverstand auch immer dann mit auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, wenn einem allzu Kategorisches all zu leicht über die Lippen kommt und sich Vorurteile einschleichen beginnen: immer, nie, jeder, alle … ist doch FAST IMMER großer Blödsinn! So einfach geht es auch wieder nicht mit dem Weltverstehen! Fakten und Wissen sind eine Sache, sie verknüpfen zu können und kritisch zu bleiben, zu hinterfragen, sich zu hinterfragen, eine ganz andere.
Also – zurück an den Start mit meiner Hausverstand-Recherche! Mein Fazit bisher: man sollte vielleicht einfach in allen Lebensbereichen das Hirn etwas öfter aus(!)schalten und gründlicher nachfühlen(!), ob man gerade etwas Stimmiges macht oder sagt. Dann klappt es auch mit dem „richtig“ agieren wieder besser!
In diesem Sinne – weiterhin viel Spaß mit Zwischenmenschlichem und mit mehr oder weniger Hausverstand! 😉
Lieben Dank an alle FreundInnen und Bekannten, die mir ihre Antworten zum Thema zur Verfügung gestellt haben!
@Anna – na klar können wir ein Seminar zu sarkastic face und Augenrollen anbieten! ;)))
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(Artikel von Natascha Miljković, 18. Februar 2014; letztes Update: 15. März 2014)
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