(*) Achtung – heute teilweise sehr tief fliegende Satire! 😉
Viel ist schon über Plagiatsjäger geschrieben worden. Ich gebe es zu, ich mag diesen Begriff gar nicht! Es hat für mich etwas Gewalttätiges und Irrationales an sich. Ich persönlich sehe mich auch auf gar keinen Fall als „Jägerin“, da ich zum überwiegenden Teil in der Prävention tätig bin. Meine KundInnen muss ich nicht „erlegen“, sie kommen freiwillig zu mir! Allesamt sind sie noch im Abfassen und Lektorieren Ihrer Texte, sei es Abschlussarbeiten oder Publikationen, und wollen sich dabei wissenschaftlich möglichst korrekt verhalten. 😉
Taxonomie einer Jagd
Ein Aspekt an der Chose „Plagiatsjagd“ interessiert mich dran allerdings nun wirklich sehr. Die Taxonomie, wer aus welcher Motivation hinter der Plagiatssuche steckt!
(Foto “BENJI MARSHALL & DAVID KIDWELL von “NAPARAZZI @ Flickr)
(Anm.: der Haka wird oft als Kriegstanzz der Maori beschrieben)
Ergib Dich, sonst jage ich Dich
Zum Teil kenne ich manche Plagiatsjäger persönlich, zum Teil spekuliere ich hier über die Beweggründe. Warum auch immer sich jemand auf diesem Gebiet betätigt – ob anonym oder namentlich genannt, ob medial wirksam oder nur zu Dokumentationszwecken – ich möchte niemandens Beweggründe schlecht reden oder gar deren Legitimität abstreiten!
Mir liegt besonders am Sensibilisieren und aufmerksam machen, was es bedeuten kann Plagiate zu prüfen! Selbstverständlich sind mit unten stehenden Typologisierungen keine reel existierenden Personen beschrieben. Ähnlichkeiten werden möglicherweise vorkommen, doch sind diese nicht von mir beachsichtigt.
Die Phrase Plagiate prüfen ist ansich ja schon total widersinnig, denn man vergleicht ja nur Textelemente mit anderen Texten. Dabei können sich manche Teile als Plagiate herausstellen, oder eben nicht, doch mit Plagiaten hat die Plagiatsprüfung zunächst nun gar nichts zu tun.
Die Jäger des begangenen Plagiates
Klar ist, es gibt nicht DIE Plagiatsjäger! Diese Gruppierung ist sehr heterogen. Vorweg sei auch noch klar hervorgestrichen: zwar verwende ich in diesem Artikel nur die männliche Form, doch natürlich sind auch Frauen unter den Plagiatsjägern zu finden. Typen, die ich in den letzten Jahren wahrgenommen habe sind (* besonders in diesem Abschnitt Obacht auf Satire):
- Der Wissenschafter: fühlt sich der Wissenschaft und damit auch der Wissenschaftlichkeit als gesellschaftlich wertvollste Güter zutiefst verpflichtet; sieht sich teilweise gar persönlich angegriffen, wenn manche es etwas zu locker mit den Zitaten in den Abschlussarbeiten genommen haben, ha, da könnte ja jeder kommen, können sie aber nicht, sicherlich nicht, schliesslich musste er auch sehr hart für seine drei Doktor- und fünf Diplomarbeiten arbeiten; alles muss seine gerechte Ordnung haben, besonders in den Wissenschaften, die für alle Zeiten nachvollziehbar sein sollen.
- Der Theoretiker: liebt es zu klassifizieren, advokatische Winkelzugigkeiten zu ergründen und natürlich zu theoretisieren; ihm geht es eher um mögliche Hintergründe und mögliche Auswirkungen von Plagiaten, sowie mögliche Maßnahmen gegen Plagiaristen, als um das hehre Gut der Wissenschaftlichkeit ansich; ist sich jedenfalls ganz sicher, dass mindestens eine seiner Theorien unter irgendwelchen Voraussetzungen sicherlich richtig ist.
- Der Gerechte/ Der Helfer: glaubt an das Gute in Menschen und Plagiaristen; will letzere durch späte aber immerhin Strafe auf den wissenschaftlichen richtigen Weg zurückführen; Rügen auszusprechen macht ihm wahrlich keinen Spaß aber jemand muss den in Ungnade Gefallenen selbstlos helfend zur Seite stehen, wenn sich der mediale Shitstorm über dem nächsten Plagiaristen zusammenbraut, gegebenenfalls 30 Jahre nach Abschluss; im Fall der Fälle werden schon mal den Theoretikern unter den Plagiatsjägern die Pfründe widerspenstig gemacht und wider jegliche Vernunft die eine oder andere Plagiatsstelle durch Zudrücken von ein bis zwei Augen halt doch so irgendwie noch akzeptabel gemacht, wir sind ja alles nur Menschen.
- Der Schadenfrohe: hat es jemanden wegen Plagiatsverdachts aufgestellt, bevorzugterweise auf dem gesellschaftlichen Weg nach oben, noch bevorzugterweise gar medienwirksam insziniert, juchzt das schadenfrohe Jägerlein gar fein; da kommt der „ich hab’s immer schon gesagt, die/der XY ist a Fallot!“ ein bisserl Herr-Karl-mässig zum Vorschein, meist zum Amusement von zahlreichen Beistehern; besondere Finessen zeigt der wissenschaftlich unbeleckte Schadenfrohe, der endlich auch einmal einen „x’Studierten“ straucheln sieht.
- Der politisch/ wirtschaftlich Motivierte: prüft wegen und gegen Bezahlung, bevorzugt die (wirtschaftliche/ politische) Konkurrenz des Auftraggebers; ob diese Tätigkeit der Wissenschaftlichkeit zugute kommt oder nicht ist belanglos, irgendwas außer der Marie wird’s schon noch bringen, oder sonst halt nicht; Kritiker sehen ihn durchaus schon im Dunstkreis des juristisch relevanten Tatbestands der Verleumdung und Rufschädigung sowie Ehrabschneiderei; die Medien lieben ihn inniglich, denn von diesem Plagiatsjäger kommen auch die für die Öffentlichkeit interessanten Fälle häufig daher.
- Der Rätsler: dieser Typus mag gerne knifflige Rätsel lösen, sich beim Plagiatsprüfen sehr genau reinzubitzeln ist ihm ein Vergnügen der besonderen Art; da werden Fußnoten geschrumpft und Anführungszeichen ausgemessen, Klammer auf- und zugemacht, ja es regnet ein wahrer Interpunktionsregen auf das Wissenschaftsvieh hernieder; das Vergraben in diversen Nachschlagewerken und durchforsten aller 85 Auflagen von 15-bändigen Konvoluten liegt ihm besonders.
Gründe egal, das wissenschaftliche Ergebnis zählt
Zurück zum Ernst der Sache! Sicher ist, dass die Arbeit der Plagiatsjäger (auch mediale) Aufmerksamkeit auf große und sehr vielschichtige Themenbereiche der Wissenschaftswelt gelenkt hat. Und das in Zeiten von Abbau allgemeiner Wissenschaftstheorie und -Ethik an vielen Hochschulen. Für mich unter’m Strich doch ein Erfolg!
Jetzt liegt es in den Händen aller Universitätsangehörigen – das „Triumvirat“ aus Studierenden, Forschenden und Verwaltung – aus dieser Aufmerksamkeit das Bestmögliche rauszuholen!
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(Bericht vom 14. November 2013)