Die Aufregung war und ist immer groß, wenn dieser Mann etwas zu melden hat bzw. meint etwas zu melden zu haben. Das meiste davon muss man wohl als „beleidigtes Leberwurscht“-Getue abschreiben: die hart erkämpfte Karriere zuschanden wegen einiger böser AktivistInnen im Internet, partout nicht Vergessen und Vergeben wollen in Deutschland usw. Das Ganze ist nicht würdig für den ehemaligen Politstar und neuen Bürger von Welt, finde ich. Auch die meisten Reaktionen auf zu Guttenbergs Äußerungen kann man abtun, als Schadenfreude, als Masche zur Politprofilierung und Reichen-Basching, also als genau das, als was zu Guttenberg es bemängelt – Kleinkariertheit.
(Foto “Broom” von “1024greenstreet” @ Flickr)
Einsicht ist der erste Schritt
Aber nicht alle Kommentare sind so einfach wegzuwischen! Was auch mich an diesen ungebetenen Wortmeldungen des einstigen deutschen Ministers wirklich stört, ist die mangelnde Einsicht. Bis heute hat er keinen Fehler im Zuge der Erstellung seiner Dissertation eingestanden. Auch eine Taktik, nur keine kluge! Die BürgerInnen wünschen sich besonders von PolitikerInnen eine gute Selbsteinschätzung und ausgeprägtes Ehrgefühl.
Beides fehlt (nicht nur) PolitikerInnen wie zu Guttenberg anscheinend. Auch wenn jemand inhaltlich (in diesem Fall mit seinen politischen Ideen) gut oder hervorragend gewesen sein mag, es ist halt leider genau wie in der Wissenschaft – auch das Formelle muss stimmen! Ja, irren ist menschlich, doch wie zu seinen Erfolgen sollte man eben auch zu seinen Mißerfolgen stehen. Das lässt Menschen aufschauen, auch zu gefallenen Stars! Und so wird das auch in den von zu Guttenberg so hochgelobten USA gerne praktiziert.
Zudem ist es enorm anmassend und schlicht der falsche Begriff, wenn jemand wie zu Guttenberg, der aller Erkenntnis nach einen Ghostwriter engagiert hatte seine Dissertation zu schreiben von Scheitern spricht. Das setzt voraus, dass jemand sich REDLICH bemüht hat und nicht andere die „Drecksarbeit“ machen lässt, weil er sie nicht selbst tun will/kann! Ein essentieller Unterschied!
Scheitern inkludiert wie in manchen Zeitungsberichten im Kommentarteil zu lesen war, auch sehr häufig schwere Nachteile und nicht die Karriereleiter „hinauffallen“. Die „kleine Frau“ und der „kleine Mann“ von der Straße kommen besonders bei der aktuellen Arbeitsmarktsituation mit so schweren Schnitzern sicherlich nicht so glimpflich davon.
(Foto “Clean Slate” von Michael Coghlan @ Flickr)
Endlich andere Seiten aufziehen
Darum sollte sich zu Guttenberg auch nicht allzu heftig und allzu lange wundern, wieso ihm die Deutschen nicht „vergeben“ wollen. Sein Wegzug in die USA hat wohl wenig dazu beigetragen, den Skandal aufzuarbeiten, auch eine gewisse Art von Schuldeingeständnis wird damit in Verbindung gebracht. Tatsache ist, dass man Menschen nicht damit imponiert sich dauerhaft zurückzuziehen, nur um erst recht bei jeder Gelegenheit zum lange vergangenen Betrug von sich aus immer und immer wieder Stellung zu beziehen. Gerade jemand wie zu Guttenberg als geübter Medienmensch, kann Interviews gestalten, wie er möchte, wozu also dieses sinnbefreite Kratzen an eigenen alten Wunden?
Zum Aufziehen neuer Seiten und richtigen Aufarbeiten, kann man nicht Vorleistungen anderer erwarten. Man muss schon zunächst einmal selbst die richtigen Schritte setzen – eingestehen, das „Unrecht“ und seine negativen Auswirkungen wirklich verstanden haben. Dann erst klappt auch – eventuell mit ein klein wenig mehr Demut – der Neustart. Dann würden ihn bestimmt sehr viele wieder in der deutschen Politik sehen wollen. Einmal noch fleissig und sachbezogen durchstarten, sich aufrappeln, bei blöden Meldungen zum Plagiatsskandal der Vergangenheit die Zähne zusammenbeissen und endlich Ruhe geben.
Artikel von Natascha Miljković, 2. Juni 2015
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2015.
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