ArbeitgeberInnen suchen den Wunderwuzzi! So wirken die Karriereseiten in Zeitungen mit ihren zig Jobausschreibungen beim Durchblättern häufig auf mich. Und was die oder der Neue neben den fachlichen Kompetenzen noch alles können muss – sagenhaft! Viele verunsichern all diese Anforderungen sehr. Besonders Studierende sind am Ende ihrer (meist eher) theoretisch orientierten Studien noch mit wenig Praxis und Lebenserfahrung ausgestattet und wissen zudem nicht genau was sie alles in den Lebenslauf schreiben können und sollen.
Eine Zusammenfassung der Vorbereitung zu meinem diesjährigen Vortrag an der „UniLeben“-Messe an der Universität Wien:
In the mix
Die Bedeutung dieser so genannten Soft Skills (auch interpersonelle oder Social Skills bzw. Schlüsselkompetenzen genannt) gewann in den letzten Jahren im Berufsleben enorm an Bedeutung. ArbeitgeberInnen suchen sie Studien zufolge nun in BewerberInnen gezielt und sehr aktiv. Zu den ihren beliebtesten Skills zählen u. a. Teamarbeit, selbstständig arbeiten und analytisches Denken. Auch Phrasen wie eine integre Persönlichkeit haben und analytisch denken können sind häufig zu finden.
Im Unterschied zu reinem Faktenwissen, das man in klassischen Ausbildungen gewinnen kann, zeigen Soft Skills zwei ganz wesentliche Vorteile:
- sie „alternd“ kaum und
- sind sehr universell verwendbar, denn sie betreffen meist alle Lebensbereiche.
Zählen tun allerdings nicht zwei, drei bestimmte Skills, sondern die persönliche Mischung an Soft Skills, Hard Facts und (insbesonders prakische) Erfahrungen, die man der/dem zukünftigen ArbeitbegeberIn offerieren kann.
Einteilungen der Soft Skills in Kategorien (z. B. Methoden-, Handlungs-, Sozial-Kompetenzen usw.) gibt es viele, meist sind diese aber eher schwammig, da sich die Skills häufig sehr überschneiden bzw. sich hinter einem Begriff oft mehrere Soft Skills verstecken können. So benötigen Sie beispielsweise, um ein gelungenes, konstruktives Feedback geben zu können (dazu mehr in meinen anderen Blogbeiträgen) neben Kommunikations-Skills, auch Einfühlungsvermögen/Empathie/Taktgefühl, analytisches Denken, gutes Timing, Wissen über soziale und berufliche Gefüge, u.s.w.
(Foto “Think Outside the Box” von Leland Francisco @Flickr)
Skill up! Wo kommen Soft Skills her?
Nicht jedeR ist gleich talentiert: Die eine kann besser zuhören, der andere pakt rascher an als andere, wieder andere sind schlagfertig, eine weitere schlichtet Streit gekonnt. Im Prinzip hat jedeR alle Skills vorliegen, allerdings ins komplett unterschiedlichen Ausmaßen!
Zugang zu noch schlummernden Skills bekommt man daher indem man sich zunächst einmal bewusst macht – WAS kann ich denn eigentlich alles (gut)? Abgesehen vom sehr nützlichen Zusatzeffekt des höheren Selbstvertrauens, den man dadurch auch gewinnt, kommt man dadurch auch rascher auf die Entstehung von Skills.
Eine DER wichtigsten Quellen für soziale Skills ist zum Beispiel die eigene Familie. Sie haben wohl die Art und Weise Ihrer Familienmitglieder nicht in der Hand und können diese nicht ändern. Doch, sie können an sich selbst arbeiten mit Konflikten umzugehen, Frustration besser auszuhalten usw. Weiters ist Ihr Engagement in einem Verein/Ehrenamt eine enorm wichtige Quelle um z. B. Teamgeist, Organisationstalent, um die Ecke denken, Konflikt- und interkulturelles Management und vieles vieles mehr zu lernen. Ganz nebenbei bilden und stärlen Sie so auch Ihre Persönlichkeit Im universitären Umfeld können Sie u. a. über Lerngruppen, Auslandsaufenthalte und Organisationskommitees von Veranstaltungen wie Konferenzen und Kongressen zu sehr wertvollen Lernmöglichkeiten für zahlreiche Soft Skills kommen.
Zusammenfassung: WO lernt man welche Soft Skills und Methoden?
- in der Familie: Konfliktmanagement, gegenseitiger Respekt, sich helfen, Empathie, …
- Diskussionen im Freundeskreis: Rhetorik schulen, lernen sich durchzusetzen, nachgeben lernen, flexibel sein, rasch umdenken können, andere Blickwinkel einnehmen können, Akzeptanz, andere fördern/anerkennen, …
- in Lerngruppen: selbstbestimmt etwas in Angriff nehmen, planen, Zeit einteilen, Rat und Ratschläge von anderen akzeptieren lernen, andere Lerngeschwindigkeiten akzeptieren, von versch Hintergründen profitieren, …
- Konferenzen/ Kongresse/allg. Veranstaltungen organisieren: Organisationstalent, dringende Deadlines einhalten, Kommunikationsfähigkeit, unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse verstehen und bedienen können, technisch flexibel sein, vorrausschauend planen/vorbereiten, Problemlöse-Skill, anpacken/selbstständig sehen wo es zu tun gibt, Hilfsbereitschaft, in Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahren, Multitasking, ev. auch sprachliche Fähigkeiten und interkulturelle Kompetenz stärken, …
- in Praktika und z.T. in Nebenjobs (abgesehen von rein fachlichen Aspekten): sich bewerben, sich vorstellen, die/der Neue sein aushalten, neue Kontakte knüpfen, Fragen äußern, …
- in Vereinen: Teamfähigkeit, Organisation, Kommunikation, verantwortungsvoller Umgang mit Menschen, Zeit und Geld u. a. Ressourcen, ev. Öffentlichkeitsarbeit, ev. Umgang mit Online Medien, für jemanden oder etwas einstehen, Einfühlungsvermögen/ empathisch und achtsam sein, meist auch interkulturelle Kompetenzen, Abläufe gestalten, Verbesserungen überlegen und durchführen, …
- mit Tieren: lenken über die eigene Körpersprache, deren Körpersprache und Benehmen interpretieren lernen; Tiere unterstützen auch die Entspannungsfähigkeit und Vertrauen aufzubauen, Verantwortung für andere haben, vorausschauend handeln (muss ich Futter einkaufen für’s Wochenende?, brauche ich einen Pflegeplatz für den Urlaub?), Bedürfnisse erkennen können, …
Mit sich alleine kann man auch an diesen Skills ganz gut arbeiten:
- Stress: analysieren woher er kommt kann helfen ihn zu vermeiden oder besser auszuhalten, liegt es am fehlenden Zeitmanagement (von wem: beginne ich zu spät mit einer Arbeit und komme dann nicht mit der Deadline zurecht oder bekomme ich wichtige Informationen von anderen zu langsam?), wie kann man das verbessern?, kommt man immer wieder in ählichen Gesprächssituationen oder mit bestimmten Leuten unter Druck, was irritiert mich da genau und warum?, …
- mehr Gelassenheit (Emotionskontrolle) gegen die Perfektionsmusfalle: auch bei geringsten Anlässen gleich in die Luft zu gehen macht Sie bei anderen nicht gerade besonders sympathisch, genau/gründlich und pedantisch liegen schon noch Welten – check ob es wirklich immer so genau sein muss
- Motivation: bewusst machen was mich motiviert, wenn nötig kleine Belohnungen in den Alltag einbauen, Dankbarkeit für den bisherigen Weg (was kann ich gut?, was macht Freude?, wofür bin ich dankbar (auch an die „kleinen“ Dinge denken!)), auch in Stresszeiten Freunde und Hobbies nicht vergessen, …
- Selbst- und Zeitmanagement: notieren wie man den Tag verbringt – gibt es „Zeitdiebe“?, bin ich ein Morgen- oder eher ein Nachtmensch?, plane ich genug Zeit für Vorbereitungen/ für’s Lernen ein?, plane ich genug Zeit zwischen Terminen ein?, …
Übrigens: in Wien findet Ende Oktober wieder die Freiwilligenmesse statt, wo Sie sich über verschiedenste Vereine und Initiativen unverbindlich und bei freiem Eintritt informieren können!
Raus aus der Komfortzone!
Zusammenfassend kann man also sagen – raus aus der Komfortzone und rein ins pralle Leben schafft viele Soft Skills! Natürlich kann man Soft Skills auch in diversen Kursen und Weiterbildungen erlernen (ich selbst trage immer wieder zu Motivation und Zeitmanagement für Studierende vor!), allerdings lassen sich so nur methodische Aspekte davon erfahren (z. B. was könnte ich machen, um meine Zeit besser einzuteilen). Tatsächlich nützen diese Kurse jedoch deutlich mehr, wenn man es nicht nur als theoretisches Wissen behandelt – Soft Skills entstehen und wachsen durch learning by doing am besten.
(Foto “Take Courage” von Paul Simpson @ Flickr)
Meine Top Tipps zu Soft Skills sind:
- Setzen Sie sich möglich diversen, unbekannten Situationen aus! Ja, das erfordert manchmal schon ein wenig Mut und kann auch einmal nicht so toll klappen. Doch, Perfektionismus ist hier nicht nützlich und auch kein trainierenswerter Skill. Kommen Sie ins Tun und lernen Sie daraus, mehr bedarf es zunächst auch gar nicht.
- Machen Sie sich regelmässig bewusst, was sie schon alles erreicht haben, was Sie gut können, auch auf was Sie stolz sind und wofür Sie dankbar sind. So stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Persönlichkeit und sind weniger stressanfällig!
- Reflektieren Sie bei Konflikten und Problemen (ABER NICHT NUR DANN!!) was Sie selbst eventuell dazu beigetragen haben und was Sie daraus lernen möchten. Nach dem berühmten Kommunikationsexperten Paul Watzlawick kann man nicht nicht kommunizieren. Das bedeutet aber auch, man kann immer etwas verbessern an seinem Umgang mit anderen Menschen und in verschiedenen Situationen, Flexibilität trainieren und Spaß daran haben.
- Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, konzentrieren Sie sich darauf Stärken zu stärken!
- Meiner Meinung nach drei der wichtigsten Skills sind: aktives zuhören/aufmerksam sein, konstruktives Feedback geben (und annehmen können) und netzwerken/Kontakte aufbauen.
Beginnen Sie gleich mit dem Auf- und Ausbau Ihrer Skills! Am Ende des Studiums ist es noch nicht zu spät, man lernt sicherlich ein Leben lang nicht aus, doch Ihren persönlichen Traumjob bekommen sie mit mehr Skills und Fähigkeiten wahrscheinlich deutlich einfacher!
Falls Sie Interesse an gezielten Bewerbungstrainings haben, wenden Sie sich an Ihrer Universität oder Fachschule in erster Linie an das hiesige Career Center (z. B. an der Universität Wien bei „Uniport“).
Ich wünsche allen einen tollen Start in ein erfolgreiches neues Semester!
Artikel von Natascha Miljković, 1. Oktober 2014
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.
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