Mittwoch vorige Woche war ich wieder einmal für “Arbeiterkind Österreich” ehrenamtlich an einer Schule zu Gast.
In Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste in Wien wurde für die ca. 13-, 14-Jährigen, großteils aus sogenannten “bildungsfernen Schichten”, einer Neuen Mittelschule (NMS) in Wien ein “Speed Dating” mit Wissenschaftern organisiert.
Ziel war die Motivation und Information zu mehr (Aus-)Bildung ansich, eventuell für ein (künstlerisches)
Studium zu interessieren.
Mir hat es sehr großen Spass gemacht zu berichten, dass man auch studieren “darf”, selbst wenn es die eigenen Eltern oder Geschwister nicht getan haben. Man sollte meinen, im 21. Jahrhundert stehe das ohnedies ausser Frage. Dem ist aber bei weiten nicht so, das zeigen auch alle Studien zu diesem Thema.
In Österreich trauen sich viel zu wenige “Bildungsferne” diesen Weg überhaupt als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Nur magere 25% Kinder von Nichtakademikern studieren, hingegen 75% Akademikerkinder. Eine schlüssige Erklärung für dieses Phänomen fehlt.
(Foto “black board of questions” von “vorack” @ Flickr)
Persönliche Betroffenheit wird zur Informationsquelle
Wieviel Potential an Können und Fähigkeiten man als Gesellschaft so allerdings ungenutz brachliegen lässt oder gar sinnlos verschleudert, indem die benötigte Aufklärung nicht bis zu den betroffenen SchülerInnen und deren Eltern gelangt, macht fassungslos.
Meine Volksschullehrerin erklärte meinen Eltern vor 25 Jahren noch lapidar, dass ein Gastarbeiterkind nicht in ein Gymnasium gehen “muss”, die Hauptschule reiche allemal aus. Schliesslich hätten sie das ja auch selbst nicht absolviert, da ist es doch viel zu kompliziert für klein Natascha.
Sie hat es bestimmt nicht böse gemeint, sie war immer eine nette Lehrerin, es passte eventuell einfach nicht in ihr Bild von einer korrekten österreichischen Gesellschaftsstruktur.
Seither, seit fast einer gesamten Generation, hat sich in den Köpfen Vieler noch zu wenig getan! Dem will ich aktiv entgegentreten und die Betroffenen aufklären helfen, denn – man kann und darf alles wagen!
Seither interessiere ich mich für die unglaublich variablen persönlichen Bildungshistorien!
Studiosus werden muss nicht sein, eine gute Ausbildung schon
Dabei ist es ja völlig egal, ob man studiert oder nicht! Ich meine – Hauptsache eine gute Ausbildung machen, nicht beim Pflichtschulabschluss aufhören!
Ich habe es gewagt, denn ich hatte meine Eltern, die mich immer unterstützt haben. Dennoch war es schwer, weil ich niemanden fragen konnte, was studieren gehen bedeutet, was man besser machen und besser lassen sollte, um bessere Noten zu bekommen, schneller zu studieren usw. Funktioniert hat es trotzdem, sehr gut sogar!
Mein Wissen geben ich und zahlreiche andere ehemals Betroffene in der Initiative “Arbeiterkind Österreich” gerne an Interessiere ehrenamtlich und völlig kostenfrei weiter (nähere Informationen direkt über die Kontaktmöglichkeiten auf der Website)!
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(Bericht vom 13. November 2013)