Heute gibt es hier im Blog etwas ganz besonderes – mein erstes Blog-Interview! Dieses Mal bin nicht ich im Fokus, sondern die Arbeit einer Schreibpsychologin und -Coachin.
Meine 5 Fragen an Johanna Vedral
Lest selbst, wie es Studierenden beim Schreiben ihrer Abschlussarbeit so gehen kann:
*) Mit welchen Herausforderungen und Hürden haben Studierende zu kämpfen, wenn Sie zu Dir kommen, weil sie Hilfe für die Abschlussarbeit brauchen?
“Studierende kommen oft zu mir, weil sie nicht ins Schreiben hineinkommen und das Anfangen immer weiter aufschieben. Andere suchen mich mitten im Schreibprozess auf, weil sie blockiert sind und nichts mehr geht.
Bei vielen Studierenden geht es um die Präzisierung der Forschungsfrage und das Herausarbeiten des roten Fadens. Und dann gibt es noch die Studierenden, die mir ihre fertigen Arbeiten zum Lektorat schicken.
In vielen Fällen braucht die Arbeit noch einen Überarbeitungsgang, um den roten Faden herauszuarbeiten. Oft fehlen auch wichtige Teile der Arbeit, die die Studierenden mit intensivem Feedback weiterschreiben.”
(Foto “rotstift” von Clemens Loecker @ Flickr)
*) Bitte beschreibe uns Deine Rolle als Schreibcoachin und -Beraterin!
“Ich habe viele Rollen bei der Beratung von Studierenden, wobei nicht jeder Studierende mich in jeder dieser Rollen in Anspruch nimmt. Ich bin Schreiblehrerin/ writing teacher, d.h. ich vermittle/unterrichte Schreibmethoden und Schreibstrategien und beantworte alle Fragen zum wissenschaftlichen Schreiben, die sich die Studierenden sonst nicht zu stellen trauen.
Dabei macht es mir besonders Spaß, den komplexen Prozess des wissenschaftlichen Schreibens in einfache Lektionen herunterzubrechen. Ich bin Schreibcoach, d.h. ich motiviere und ermutige und inspiriere und unterstütze die Studierenden dabei, ihr Selbstmanagement zu optimieren. Im Coaching arbeite ich mit konkreten Schritten und Handlungsvorschlägen.
Zusätzlich bin ich Klagemauer und Reflexionspartnerin für den Unifrust und die oft schwierige Beziehung zum Betreuer. Im Coachinggespräch werden auch Themen eingeschränkt, Forschungsfragen präzisiert und der Metatext der Arbeit reflektiert.
Meistens habe ich dabei nicht mit meinem Fach Psychologie zu tun, sondern mit einer große Bandbreite von Fächern, deren Diskursen und Fragen. Dass ich meistens nicht vom Fach bin, hilft mir, schnell die richtigen Fragen zu stellen. Ich bin Psychologin und Therapeutin für die Studierenden, die das Schreiben der Abschlussarbeit psychisch beeinträchtigt. Ich bin Lektorin und Korrektorin und gebe konstruktives Textfeedback.”
*) Wie machst Du den Studierenden das Schreiben wieder angenehm und zum erfolgreichen Erlebnis?
“Oft reichen konkrete Anweisungen für erste Schritte oder Textfeedback, um das Schreiben wieder in Schwung zu bringen. Gut bewährt hat sich auch, dass Studierende entweder im Gruppensetting regelmäßig über ihren Schreibprozess sprechen können.
Im Einzelsetting bin ich als Ansprechperson auch über die persönlichen Termine hinaus da: meine Coachees schreiben mir einmal pro Woche ein Mail mit ihren Fortschritten/ Schwierigkeiten, so dass sich neuerliche Blockaden gar nicht erst entwickeln können.
Mein Ziel beim Schreibcoaching ist, mich selbst als Coach überflüssig zu machen, indem ich den Studierenden das Werkzeug vermittle und die richtige Einstellung, ihre Schreibprojekte erfolgreich durchzuziehen.”
*) Zu Plagiatsskandalen – haben die diversen Verdächtigungen der letzten 3 Jahre das Schreiben für Studierende Deiner Meinung nach verändert?
“Ja. Die Studierenden sind oft sehr verunsichert und wollen ganz genau wissen, wie sie vorgehen müssen, um nur ja nicht in Plagiatsverdacht zu geraten.
Hier reicht entweder das Vermitteln von Zitierregeln oder auch das exemplarische gemeinsame Paraphrasieren von ein paar Sätzen, um den Studierenden die Angst vor dem unabsichtlichen Plagiat zu nehmen.”
*) Was bedeutet das Schreiben für Dich persönlich?
“Und das als Schlussfrage? (Anm. NM: na klar! Das musste ja noch kommen! 😉 Es ist seit fast vierzig Jahren mein wichtigstes Ausdrucksmedium und konstituierender Bestandteil meiner privaten wie meiner professionellen Identität.
In meiner langjährigen Praxis als Schreibende habe ich viel gelernt und freue mich, das in Kursen und Einzelcoachings weitergeben zu können.”
Danke für das Interview, liebe Johanna!
Mehr über Johanna Vedral und ihre Schreib- und Schreibberatungsangebote findet Ihr auf Ihrer Website.
Auch sehr empfehlenswert ist Johanna’s vielseitiger Schreibstudio-Blog, eine Fundgrube für Schreibende (und solche, die es noch werden wollen), finde ich sehr motivierend!
Wer auch Unterstützung mit der Abschlussarbeit braucht, kann hier mit Johanna in Kontakt zu treten, E-Mail genügt (johanna.vedral(a)schreibstudio.at)!
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(Artikel von Natascha Miljković, 28. November 2013; letztes Update 1. Februar 2014)
© aller Texte: Dr.in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.
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