Anleitungen für plagiatsfreies Editieren (Rezension)

„Against Plagiarism. A Guide for Editors and Authors“ von Yuehong (Helen) Zhang ist bei Springer in der Reihe „Qualitative and Quantitative Analysis of Scientific and Scholary Communication“ erschienen. Wie der Titel schon sagt, betrachtet dieses Buch die „Geisel Plagiat“ einmal nicht aus Hochschulsicht, sondern von Seiten der Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die in Journalen die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten einreichen und der dort zuständigen EditorInnen.  (Abb.: Cover des vorgestellten Buches von Y. H. Zhang; (c) Springer Verlag) Der Einstieg in die Materie Da meine erste fachliche Sommerlektüre 2017 verspricht, mit praktischen Hilfestellungen gegen Plagiarismus aufzuwarten, bin ich reichlich nervös und sehe dem Unterfangen Rezension freudig entgegen. Die ersten, einleitenden Zeilen (der Editorin Sally Morris) lesen sich klar und einfach: Plagiarismus ist Diebstahl und Betrug, auch wenn der Text oder andere Elemente aus eigenen zuvor publizierten Werken stammen (Selbstplagiarismus). Wer mehr als ein paar Zeilen kopiert ohne entsprechende Angaben zu machen, könnte sich auch am Urheberrecht vergehen. Das Problem ist alt, aber Schuld ist heute natürlich das Internet, das kopieren so viel einfacher macht. Starkes Stück! Nur – wenn denn alles so klar und einfach ist, wieso sind wir dann immer noch nicht besonders weit gekommen in Sachen Plagiatsprävention?! Das frage ich mich jetzt und erwarte Aufklärung dazu in diesem Buch zu finden. Nur bis zum vierten Absatz dauert es dann noch, bis die leidige Textabgleichssoftware („Plagiatsprüfsoftware“) erwähnt wird, allerdings erfreulicherweise mit den Hinweisen, dass die Software nicht jede Form von Betrug finden kann, noch alle je erschienenen Texte als Vergleichsmaterialien vorliegen hat,… Lesen Sie hier weiter!

Contract cheating – Outsourcing von Aufgaben durch Studierende

Contract cheating war bei der diesjährigen internationalen Plagiarismus-Tagung in Brno DAS Buzzword schlechthin. Tatsächlich ist diese Bezeichnung ein Sammelbegriff für eine spezielle Form von Schummeln an Hochschulen, dem Outsourcing von Aufgaben, allerdings schon rund 10 Jahre alt und somit gar nichts mehr Neues. Für mich ist immer wieder erstaunlich zu hören, wie einfallsreich viele beim Schummeln werden … wäre dieser Energieaufwand nicht gleich viel sinnvoller in das Lernen gesteckt?!   Worum geht es bei contract cheating? Kurz gesagt – einE Studierende umgehen die an sie gestellten schriftlichen Aufgaben, indem sie jemanden beauftragen, der ihre Uniarbeit (von Hausarbeit bis Abschlussarbeit) verfasst (akademisches Ghostwriting). Die Gründe sind wohl genau so vielfältig wie die Methoden, warum jemand einen Schreiberling für seine Uniarbeiten hinzuziegt. Während die LohnschreiberInnen in früheren Jahren ohne entsprechende Internet-Plattformen wohl Bekannte und Empfehlungen von FreundInnen waren, ist die Sache mittlerweile ein riesiger und sehr heterogener Dienstleistungssektor geworden. Die Beauftragung kann über „klassische“ sogenannte Ghostwriting-Agenturen, „essay mills“ (Text-Tausch-Seiten) und Auktionsseiten für FreelancerInnen stattfinden. Wie schnell klar wird, stehen dahinter viele Personen, die super verdienen – ein Millionengeschäft mit dem akademischen Betrug lockt! Denn leider zeigen Studien (z. B. 2017 von Curtis & Clare), dass wohl an die 60% der Studierenden in Großbrittanien zumindest einmal bereits solche Dienstleistungen in Anspruch nahmen. Rechnen Sie auch nur einen Minimalbetrag von 10 Pfund pro erfolgtem Auftrag, kann das ganz schnell in die Millionen gehen!   (Abb.”Arms crossed” von “Forest Runner” @Flickr)   Ich lass das mal wen machen … Wie einfach man zu Texten kommen… Lesen Sie hier weiter!

Ein Highlight jagte das nächste bei der Internationalen Plagiarismuskonferenz

Nach mehreren Dienstreisen in den vergangenen Wochen, ging meine voletzte Reise nach Brno (Tschechien) am Freitag ereignisreich und sehr bestärkend zuende. Die Mendel Universität in Brno hatte zur dritten Internationalen Plagiarismuskonferenz geladen – aus allen Erdteilen außer der Antarktis folgten wieder zahlreiche KollegInnen dem Aufruf sich über „Plagiarism in Europe and Beyond“ (das Programm) auszutauschen. Das war die dritte Plagiarismus-Konferenz! Der Fokus der Veranstaltung lag dieses Jahr besonders auf Contract Cheating (kurz gesagt sind das unerlaubte Hilfeleistungen für Hausarbeiten in Schulen und an Hochschulen; bald mehr dazu in einem eigenen Blogbeitrag!). Nicht nur einige spannende neue TeilnehmerInnen folgten (mehr auch dazu in ein, zwei geplanten Bloginterviews im Herbst), die Konferenz ging auch mit einem Paukenschlag zuende: Die neu gegründete Plattform „ENAI“ (= European Network for Academic Integrity) wurde den Kolleginnen und Kollegen offiziell vorgestellt. Ich freue mich künftig als Supporting Expert daran teilzuhaben! (Foto: Tag 1 – die Konferenz kann starten; (c) N. Miljkovic) Tag 1 mit Stargästen Der erste Konferenztag startete gleich mit einer tollen Keynote Speech von Tracey Bretag, einer australischen Kollegin, die erste Ergebnisse einer großen Studie des Hochschulwesens präsentierte. Besonders auch Australien wurde in den letzten Jahren von zahlreichen Skandalen rund um Plagiate und Machenschaften hunderter akademischer Ghostwriting-Agenturen erschüttert. Das „Outsourcing“ diverser Aufgaben von Studierenden (Contract Cheating) hat mittlerweile erschreckende Ausmaße angenommen, aber wo genau ende „gute Hilfeleistung“ und wo beginnt der Betrug?! Der nächste „Stargast“ (für mich auf jeden Fall) war Jeffrey Beall, den Sie als treue Lesende von einem meiner kürzlich erschienenen Artikel über… Lesen Sie hier weiter!

Denkstück über Sinn und Unsinn der eidesstattlichen Erklärung

Spätestens dann, wenn Sie als Studierende eine Abschlussarbeit abgeben möchten, müssen Sie nach dem Deckblatt eine wichtige Passage anfügen, mit der Sie die Korrektheit aller Angaben bestätigen. In der Printversion ist diese eidesstattliche Erklärung auch zu unterzeichnen. Klingt denkbar einfach und klar. Hier ein Beispiel der Universität Köln: „Hiermit versichere ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne die Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten Schriften entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit ist in gleicher oder ähnlicher Form oder auszugsweise im Rahmen einer anderen Prüfung noch nicht vorgelegt worden. Ich versichere, dass die eingereichte elektronische Fassung der eingereichten Druckfassung vollständig entspricht.“ (Quelle: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, entnommen von Uni Köln Leitfaden; letztes Zugriffsdatum: 6.9.2016)   Was ist die eidestattliche Erklärung? Eine Versicherung “an Eides statt” ist es also, in der man bestätigt keine Plagiate fabriziert noch GhostwriterInnen engagiert zu haben und man weiss, dass man korrekt zitieren muss. Spannender Name für eine Versicherung, die üblicherweise nur vor einer rechtlich dazu befähigten Instanz abgenommen werden darf, oder. Der Wortlaut dieser Erklärung ist im deutschsprachigen Raum sehr ähnlich. Wie man mir von Hochschulverantwortlichen einmal erklärte, ist das durch kopieren bestehender Texte anderer Hochschulen entstanden, die ein wenig abgeändert wurden. Das sei ja „nur ein Nutztext“. Hm, bei Studierenden nennt man so eine Handhabe Plagiarismus. Ist diese Methode des Textrecyclings also doch nicht sooo schlimm, oder wie jetzt?!   (Foto von “Arno… Lesen Sie hier weiter!

Plagiarismus im Wandel der Zeit – Jahresrückblick 2014

Fast schon unvermeidlich um den Jahreswechsel herum sind ja bekanntlich die zahlreichen mehr oder weniger guten Jahresrückblicke. Dennoch (oder gerade deswegen) möchte ich drei zum Thema Plagiate und wissenschaftliche Unredlichkeiten vorstellen, die ich sehr spannend finde.   Looking back Zum einen wäre das der Amerikaner Jonathan Bailey von „Plagiarism Today“, der sich mit deutlich mehr Aspekten von Plagiarismus beschäftigt als den wissenschaftlichen: Content-Klau, Copyright-Verstöße usw. Nichtsdestotrotz auch für Wissenschaftsaffine immer wieder spannend zu lesen! Für den Blog der Hersteller eines der besten und am weitesten verbreiteten Software-Produkte stellte er eine Hitlist der Top 10 Plagiarismus-Skandale vor. Die Reihung war sicherlich nicht einfach zu machen, zu viel ist 2014 passiert, aber das wird wohl ohnedies für Rückblicke inherent sein. Herausgreifen möchte ich hier vor allem zwei Punkte, die erklären sollen, warum ich Zusammenstellungen dieser Art dennoch anregend finde. (Foto “looking back” von Alberto Otero García @ Flickr)   Neue, alte Form von Plagiarismus Mit der Nummer 4 in seiner Liste erwähnt Bailey einen besonders interessanten Nebenschauplatz von Plagiarismus: „politischen Plagiarismus“. In den USA gab es besonders 2014 erhebliche Umfrageverluste durch Aufdecken von abgekupferte Reden. Man muss sich anders als bei wissenschaftlichem oder wirtschaftlichem Plagiarismus allerdings schon wundern, wo dabei genau der Schaden liegt. Sei’s drum! Diese Art von Skandalen zeigt jedenfalls eines wunderbar – Adlerauge ist wachsam (siehe dazu auch unten)! Wie auch die Nummer 1 der Liste (der Plagiatsskandal um US-Senator Walsh) zeigt, so leicht wie es vielleicht einmal war, kommen PlagiaristInnen heutzutage nicht mehr davon. Es wird eine gewisse… Lesen Sie hier weiter!