Systemfehler – Warum fällt ein Plagiat jahrelang niemandem auf?

Jemand arbeitet jahrelang an ihrer/seiner Dissertation. Neben vielen KollegInnen. Jemand publiziert wissenschaftliche Artikel und Fachbücher. Die KollegInnen lesen und besprechen diese. Jemand berichtet bei Konferenzen über ihre/seine Arbeit. Doch den KollegInnen fällt nicht auf, dass alles nur Betrug ist. Wie kann das denn sein? Unter so vielen klugen Leuten? Sieben kritische Gedanken zu Systemfehlern im Hochschulwesen. (Abb. Systemfehler behindern oder – Wo geht es hier zu mehr akademischer Redlichkeit?; (c) Fotolia Foto Nr. 188269064_M von “ras2 Studio”) Systemfehler 1 – „Wer“ sein wollen Gerade in unseren „westlichen“ Ländern wird Individualität hoch angesehen: Jede/r fühlt sich berufen, praktisch alle sind wir heute Genies, denn – Hand auf’s Herz – Durchschnitt sein ist fad. Das kann ja jede/r, wo käme man denn da hin? Gut ist nur, wer aus der Masse herausstechen kann! „Stärken stärken“ ist unser Zauberwort, denn Fehler haben andere, man macht lieber „Power Posing“. Bei so vielen Besonderen ist die Konkurrenz allerdings echt stark und damit wohl auch der Wunsch noch mehr herauszuragen. Systemfehler 2 – Mehr Schein als Sein Wir mögen Großartige, ganz klar. Und wieso denn auch nicht! Sieht man sich Wertungen und Bewertungen, Rankings und dergleichen mehr an, meint man jedoch, viele verstecken sich nur all zu oft hinter Zahlen. Auch das großzügige Herumschleudern mit Unmengen an Fachbegriffen könnte ein Hinweis sein, dass mangelnde Substanz damit versteckt werden soll. Die „Schleudern“ dann auch mal darauf anzusprechen und sie für ihren Schmafu aufzublättern, wird nicht so gerne praktiziert – die verwendeten Fachbegriffe hat man vielleicht selbst nicht… Lesen Sie hier weiter!

Schummeln vermeiden – Was lernen wir von James M. Lang?

Wünscht sich das nicht jede/jeder Lehrende: SchülerInnen und Studierende, die aufmerksam zuhören, mitdenken, diskutieren, intelligente Fragen stellen? Oft sieht die Realität ein wenig anders aus: Vor einer Masse aus hunderten gelangweilten, übermüdeten oder schwätzenden Gören stehen müssen, die am Handy oder Tablet alles machen, nur nicht dem Unterricht folgen.   Und dann schummeln sie auch noch! Wie kann man solche Situationen vermeiden oder zumindest etwas sinnvoller für alle Beteiligten angehen?! In meiner Branche wird das “Warum” allerdings oft nicht allzu zweckmässig abgehandelt, meist nur im Sinne von “Warum plagiieren Studis?” Das ist meiner Meinung nach das falsche Fragewort in diesem Zusammenhang bzw. die falsche Reihenfolge an Fragen (Studien dazu, warum Studierende und auch Forschende plagiieren und betrügen gibt es seit Jahrzehnten). Sinnvoller wäre es nach dem “WAS” zu fragen: “WAS machen wir jetzt daraus?”   In der Schule schon lernen wir … zu Schummeln Das Buch “Cheating lessons” von James M. Lang (2013) beginnt provokant: Studierende betrügen, weil WIR ihnen falsche Anreize und reichlich Möglichkeiten dazu geben! Ja, richtig gelesen! Die Bildungseinrichtungen verleiten zum Schummeln! Und, ist es nicht wirklich genau so? Tatsache ist, dass viele Schul-bzw. Lernsysteme den Prozess des Lernens nicht reflektieren und schon gar nicht gute Fortschritte (gemessen am persönlichen(!) Level jeder/jedes Einzelnen) abbilden. Gemessen wird viel mehr, was eine/ein Einzelne/r im Vergleich zu den Erwartungen der Lehrenden, im Hinblick auf den Lehrstoff und im Vergleich zu seiner KollegInnen-Gruppe alles kann, weiß oder eben nicht. Zudem belohnen wir Faktenwissen immer noch überproportional stärker und viel zu häufig!… Lesen Sie hier weiter!

Liebe Lehrende – warum treiben Sie Ihre Studierenden absichtlich in die Hände von Ghostwritern?!

ICH doch nicht! Nein, die kann nicht MICH meinen! Nie im Leben! Ich täte das niemals! Also wirklich … Wenn Sie an diesem Punkt sind, haben Sie zumindest schon mal mein Mini-Experiment durchgeführt und meine Theorie bestätigt, dass Clickbaiting auch bei gescheiten Menschen funktioniert – ich bilde mir nämlich immer ein, ich täte das nie und lande dann auf Seiten, die ich nie gesucht hatte. 😉   Höchste Zeit für die Notbremse Zurück zu meinem eigentlichen Thema. Ab diesem Punkt sollten Sie sich nun ernsthaft mit Ihrer Kommunikation Ihren Studierenden* gegenüber auseinandersetzen. Ja, kein verantwortungsvoller Mensch, Lehrender,* WissenschafterIn* würde seinen Studierenden* bei vollem und noch halbwegs intaktem Verstand anschaffen, GhostwriterInnen* zu beauftragen und das selbst schreiben schleunigst bleiben zu lassen. Dennoch bekomme ich leider sehr regelmässig Feedback von Studierenden*, die vorsichtshalber eine Plagiatsprüfung durchführen lassen möchten, über Mythen und schlichte Mißinformation, die ihnen ihre Lehrenden* zukommen lassen. Wie gesagt, scheinbar leider keine Einzelfälle. Hier ein live Bericht aus meiner Praxis als Plagiatsprüferin*!   Aus der Praxis Ein Anruf vor zwei Wochen: einE StudierendeR* lässt sich dreimal bestätigen, ob man wirklich wirklich wirklich nicht erfahren kann, ob sie/er* eine Plagiatsprüfung durchführen ließ. Auf meine Bestätigung, dass ich nichts weitergeben darf noch werde, zudem ja ein eingetragenes legales Business habe und alles mit rechten Dingen zugehe, fragte ich genauer nach, denn nun war ich schon ein wenig stutzig geworden, warum sie/er da gar so panisch ist. Sie/er* berichtet mir daraufhin, dass ihnen Lehrende* strengstens eingebläut hätten, dass das Beauftragen einer Plagiatsprüfung jedenfalls… Lesen Sie hier weiter!