Dem Ethos in den Wissenschaften auf der Spur (Rezension)

Diesen Herbst wird in meinem Blog viel über Literatur zu lesen sein. So auch heute, da ich Ihnen ein weiteres enorm spannendes Springer-Buch zu wissenschaftlicher Ethik bzw. dem “Ethos” präsentieren darf. Die zentrale Frage meiner Arbeit und in David Koepsells Sachbuch sind: Was darf einE WissenschafterIn eigentlich tun? Zwei Sätze aus Koepsells Einleitung blieben mir lange nach dem Lesen in Gedächtnis: „As a human institution, it [science] is fallible. As an institution embedded and dependend upon numerous other institutions, it is prone to pressures from those who are not necessarily „part“ of scientific endeavours per se.“ (Koepsell, 2017) Der Autor hat völlig recht, wenn er feststellt, dass wissenschaftliche Unredlichkeit ansich nichts Neues ist. Und er hat zudem auch recht, dass es nicht nur die Wissenschaft an sich schädigt, wenn es zu Unredlichkeit kommt, sondern dadurch auch das Ansehen der Wissenschaft in der Bevölkerung verletzt wird, gerade heutzutage, wo man sich über vieles so schneller informieren kann. Das alles hat weitreichenden Folgen, wie zum Beispiel weniger Gelder zu bekommen. „(…) this text embodies what I think is a way to discuss scientific integrity using cases but guided by a coherent philosophy which does not itself require ascribing to a particular ethical system.“ (Koepsell, 2017) Koepsell verspricht anhand von mehr oder minder berüchtigten Beispielen aus der Wissenschaftsgeschichte schlechte Entscheidungen von WissenschafterInnen zu analysieren und dadurch Anleitungen zu deren Vermeidung geben zu können.   (Abb.: Cover des vorgestellten Buches von D. Koepsell; (c) Springer) Die Gliederung Schon die Gliederung von Koepsells Buch ist… Lesen Sie hier weiter!

Bloginterview: Wie funktioniert eigentlich ein Schreibzentrum?

Was macht so ein akademisches Schreibzentrum eigentlich? Und warum sind die plötzlich so beliebt? Schreiben kann doch jede/r, oder braucht es da doch noch Nachhilfe an Hochschulen?! Fragen über Fragen! Die Zitier-Weise hat Antworten gefunden! An einem wunderbaren Sommermorgen im Juli hatte ich mich mit einer Expertin getroffen, die ich für ein Interview für die „Zitier-Weise“ ganz rasch begeistern konnte. Ich freue mich Frau Dr.in Katharina Fleissner-Rösler vom Zentrum für wissenschaftliches Schreiben an der FH Campus Wien mit Fragen zum Schreiben, Schreibblockaden und Plagiate löchern zu dürfen. Frau Fleissner-Rösler ist Germanistin und Historikerin mit Zusatzausbildungen in Bibliothekswesen. Ihre Fachbereiche sind Biografieforschung und natürlich das wissenschaftliche Schreiben. Zusammen mit ihrem Team bestehend aus Frau Mag.a Florentina Astleithner und Herrn René Fischbacher BA betreut sie an der FH Campus Studierende und Lehrende gleichermassen für effizienteres Schreiben aber auch für mehr Schreiben und Textnutzung in der Lehre.   (Foto: “Mic” von Cristian Allendes @ Flickr)   Zitier-Weise (ZW): Katharina, danke, dass ich Dich heute vor dem Mikrofon haben darf! Ihr habt an der FH Campus schon länger ein Schreibzentrum. Was waren denn für Euch die Hauptgründe dafür so eine Servicestelle zu errichten? Katharina Fleissner-Rösler (KFR): Wir hatten schon 2012 mit dem Projekt „Schreibwerkstatt“ an der FH Campus begonnen. Ich bin sehr froh von Anbeginn an mit dabei zu sein und den Fortgang des Projektes bis zum Zentrum für wissenschaftliches Schreiben (ZEWISS) in seiner jetzigen Form begleitet zu haben. Ganz massgeblich für das Gelingen war auf jeden Fall unsere Vizerektorin Frau Dr.in Roswitha Engel,… Lesen Sie hier weiter!

Buch-Rezension: Plagiatserkennung, Plagiatsvermeidung und Plagiatssanktionierung (Eul-Verlag)

Aus der Reihe „Transparenz in der Wirtschaft(sic!)“ des Josef-Eul-Verlages stammt diese Sammlung von fünf exklusiven Artikeln zu Themen rund um Plagiate. Der Untertitel „Interdisziplinäre Lösungsansätze für die Korrekturpraxis an Universitäten und Fachhochschulen“ zeigt genauer, in welche Stoßrichtung dieser Band der JungwissenschafterInnen gehen soll. Den „Waschzettel“ zum Buch finden Sie auf der Verlags-Website!   ((c) Buchcover: Eul-Verlag) Die gesamte Rezension können Sie auch als pdf herunterladen!   Markus GROTTKE (der neben Markus DILLER auch einer der beiden Herausgeber der Reihe ist) betont schon im ersten Absatz der Einleitung, dass die gehäuften Plagiatsskandale der letzten Jahre hauptsächlich dem Wissenschaftsbetrieb selbst anzulasten seien. Es mangle noch immer an Präventionsmaßnahmen, man würde lieber abschätzig auf einzelne Personen gezeigt. Grottke fordert stattdessen alle WissenschafterInnen auf sich aktiv für Vermeidung. Eine sehr interessante Anmerkung macht der Herausgeber mit dem Kommentar darüber, dass aus dem ureigensten Sinn der Wissenschaft heraus neues Wissen zu schaffen sich automatisch ein Grund gegen Plagiate ergeben muss. Das Publizieren von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen dient vorwiegend dem transparenten Informationsfluss zwischen den Forschenden. Um das Zitieren besser zu verstehen, kann man sich auch dessen vier bedeutendste Funktionen besehen: archivieren reduzieren Vertrauen bildend und Freiheit erhalten   Artikel 1: „Vom magischen Plagiatsviereck zum Wettbewerb als Entdeckungsverfahren – Ökonomische Ansätze zur Erkennung und Bekämpfung von Plagiaten“ von Eduard BRAUN und Markus GROTTKE Ausgehend von der Annahme, dass Plagiate zu verfassen irgendwelche Vorteile haben muss (dazu auch bei mir im BLOG einen Beitrag), analysieren die Autoren die tatsächliche Plagiatsgefahr. Abgeleitet aus der Korruptionsforschung bedienen sie sich hier des… Lesen Sie hier weiter!

Schämen soll er sich! – Machen shamelists Sinn?

Wie kürzlich bekannt geworden ist, ist der süd-koreanische Klonforscher Hwang Woo-suk wieder bzw. noch immer fleißig am forschen und publizieren.   (Foto “Facepalm” von Brandon Grasley @ Flickr)   Alte Bekannte agieren wieder Den kennen Sie nicht? Ich denke schon! Bekannt wurde er vor allem durch seine vor nunmehr 10 Jahren aufgedeckten Betrügereien im Rahmen seiner Forschungstätigkeiten. Der Fall wurde sehr lange und weltweit besprochen. Interessant, dass er nun wieder publizieren kann, und wie es scheint auch recht erfolgreich an seine ehemalige Karriere anknüpft.   Dieser Fall zeigt einige interessante Aspekte von akademischer Unredlichkeit auf: 1) Die Publisher (im Fall von Hwang damals “Nature” und “Science”) mussten sich auch massive Kritik am Peer-Review-System gefallen lassen. Von Verblendung bei großen Namen oder Shooting Stars der Forschung war letztens bei einem aktuellen Betrugsfall wieder die Rede. Seit Hwangs Skandal haben sich die Strukturen der Kontrolle und das Peer-Reviewing sicherlich verbessert, nicht zuletzt wegen eben diesen Fällen. Optimal sind die Abläufe jedoch noch lange nicht.   2) Shamelists, quasi ein digitaler Pranger, wie sie manche bei schweren und/oder wiederholter akademischer Unredlichkeit vorgeschlagen haben (besonders von der amerikanischen scientific community), halte ich gerade vom Aspekt der Rehabilitation aus gesehen für sehr problematisch. Wer stellt wen wann auf eine Liste, ist nachvollziehbar wie die Schwere des akademischen Betrugs war, wie lange bleibt man dann auf der Liste und wie kann man wieder rehabilitiert werden? Überspitzt formuliert – wenn man zwei, drei Absätze plagiiert hat, wiegt das mehr oder weniger schwer, als ein Foto ohne Copyright… Lesen Sie hier weiter!

Rasanter Datenverlust unterminiert wissenschaftlichen Fortschritt

Was passiert nach Veröffentlichung einer Publikation? Nun ja, es werden wohl auch einige Anfragen und Anmerkungen auf die Autoren zum Thema allgemein und zu vorherigen Publikationen zukommen, Einladungen zu Kongressen, usw. Möglicherweise meldet sich sogar eine Kollegin oder ein Kollege und bittet Sie um Zusammenarbeit oder darum, ob er Ihre Daten weiter verwenden kann. Auch ich bekam zu meinen Anatomie-Zeiten einmal eine solche Anfrage.   (Foto “FOUND: rrrrrrrrrbbbb” von “troy farah is dead” @ Flickr)   Wissenschaftliche Schnitzeljagd – sucht die Daten! Alle diese Vorkommnisse sind wohlbekannt, sicher nicht selten und fast immer sehr gerne gesehen. In neuen Erhebungen stellt sich allerdings ein gröberes Problem dar. Man fand heraus, dass 20 Jahre nach einer Publikation die meisten Rohdaten verloren gegangen sind. Im banalsten Falle, weil die E-Mail-Adressen der ForscherInnen nicht mehr stimmen und man sie nicht mehr kontaktieren kann.   “Publicly funded science generates an extraordinary amount of data each year. Much of these data are unique to a time and place, and are thus irreplaceable, and many other data sets are expensive to regenerate.” (Quelle)   Soll schlimmeres geben … wirklich? Ich denke nicht, ganz im Gegenteil! Ist es nicht DAS Grundprinzip von Wissenschaft (besonders der Naturwissenschaften) schlechthin, reproduzierbare und kontrollierbare Ergebnisse zu liefern? Was tun also bei Datenverlust ? Sind die in den Publikationen beschriebenen Resultate nach einigen Jahren also grundsätzlich nicht mehr “wissenschaftlich”?!   “Als die Biotechfirma Amgen mehr als 50 wichtige Krebsstudien wiederholte, bestätigten sich deren Resultate nur in zehn Prozent der Fälle. Das heißt, neun… Lesen Sie hier weiter!