Publikationen für die Nichtigkeit – viel Wert, aber wenig bis nicht gelesen

Irritierend, ignorant, fehlgeleitet, anmassend bis schlicht lächerlich! So empfinde ich es, wenn ich als Praktikerin und Lehrende bei Anträgen diverser Art nach meiner Publikationsliste gefragt werde, um festzustellen wie „gut“ ich mein Fach ausübe bzw. lehren kann. Das ist diese Woche gleich mehrmals der Fall gewesen. Give me some slack, please!   Das Impact Factor-Gespenst Das „Gespenst“ der Impact Factors eilt immer noch durch die AkademikerInnen-Köpfe und spukt kräftig herum. Seit Jahren wird ihm der Abgesang gezwitschert, und doch, die IF sind beliebt wie eh und je. Und werden doch nutzloser jeden Tag! In diesem Artikel auf „Smithsonian.com“ wird eine Studie diskutiert, die schon 2007 erhoben hatte, wie selten ein sehr großer Teil aller wissenschaftlichen Publikationen gelesen werden. Vor kurzem habe ich ihn wieder gesehen und – es ist immer noch halbwegs akkurat, auch 10 Jahre danach. „In the 2007 study, the authors introduce their topic by noting that “as many as 50% of papers are never read by anyone other than their authors, referees and journal editors.” They also claim that 90 percent of papers published are never cited.“   (Abb.: “Knowledge Management” von Felix Montino @Flickr)   UFF! 50% aller wissenschaftlichen Artikel werden nie gelesen und 90% nie zitiert! So die traurigen und auch erschreckenden Resultate der Studie. Wofür schreiben und publizieren dann WissenschafterInnen so frenetisch?! Das System ist definiv überholungswürdig! Wenn man nur daran gemessen wird, wie viel und wo man publiziert (Impact Factor des Journals!), nicht aber der „wirkliche Impact“ (Zitierrate des Artikels), ist was in… Lesen Sie hier weiter!

Plagiarismus in den Wissenschaften – Salami-Publikationen

Plagiarismus. Ein großer Begriff hinter dem sich jedoch eine Vielzahl an akademischen Problemen und Vergehen verbergen.

In einer Anfang Oktober bekannt gegebenen Studie einer der Hersteller von Plagiatsprüfsoftware wurden mehr als 330 Forschende befragt, welche Arten von Plagiarismus ihnen schon unter die Augen gekommen sind (oder sie meinen gefunden zu haben) und wie schlimm sie diese finden.

Es wurden die 10 häufigsten Arten von Plagiarismus abgefragt und im Link Verteilungen samt Grafiken vorgestellt.

 

theft deterrent

(Foto “theft deterrent” von Bruce Turner @ Flickr)

Klingt doch lecker

Interessant finde ich den Aspekt “repetitive research“, zu Deutsch gerne “Salami-Publikationen” genannt. Klingt lecker, ist aber bei näherer Betrachtung äußerst unschön. Dennoch, 71% der Befragten gaben an diese Form des akademischen Fehlverhaltens schon gesehen zu haben.

Dabei reichen Forschende Daten und anderes Material, dass sie schon einmal publiziert haben, nochmal in leicht abgeänderter Aufmachung zur Publikation ein.

Diese Vorgehensweise ist natürlich zutiefst unakademisch, denn sie widerspricht allen Grundsätzen der Wissenschaft neue Erkenntnisse zu generieren und zu dokumentieren.

 

Salami-Publikationen dennoch nicht so schlimm genommen

Als wäre dieser hohe Prozentsatz nicht erschreckend genug, gaben die meisten jedoch viele andere Formen von Plagiarismus als noch gravierender an. Das ist mir etwas unverständlich.

Ich spekuliere als Grund für dieses Vergehen: allgemein fällt beim Forschen viel Datenmaterial an, dass halt zu einem ganzen wissenschaftlichen Artikel in einem “guten” Journal nicht reicht. Durch diverse Indices und Rankings wird es aber für den einzelnen Forscher, für das einzelne Labor ungemein wichtig, viele “gute” Publikationen nachzuwiesen.

Der Schritt hin zu mehr Output durch Recycling ist da natürlich ein kurzer. Wenn dann auch noch die Editoren wissenschaftlicher Journale und deren peer reviewer (Gutachter) überlastet sind und dadurch nicht umfassend plagiatprüfen, werden “Salami-Publikationen” auch schon mal abgedruckt.

Möglicherweise sieht man den KollegInnen diesen Druck nach?

 

Sehr ernst aber selten auftretend

Ein Ergebnis beruhigt dann allerdings wieder etwas: die Mehrzahl der Befragten gab an “total plagiarism” – wenn bespielsweise das Manuskript eines Forschenden unter anderem Namen eingereicht und veröffentlicht würde – als sehr gravierend, aber auch als sehr selten auftretend an. Immerhin etwas!

 

“The issue rated most problematic in the survey, Complete Plagiarism, defined as taking a manuscript from another researcher and submitting it under another name, was deemed serious by 88 percent of respondents, but was also viewed as being the least probable to occur—66 percent of researchers believed complete plagiarism was uncommon.”

 

Diese Erhebung machte indirekt jedoch u.a. auch klar, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten sein wird. Denn in diesem Fall gab man die Definitionen zu den Fragemöglichkeiten bereits vor. Tut man dies nicht, werden Plagiarismusdefinitionen auch von Forschenden völlig anders interpretiert.

 

Die erwähnte Studie können Sie hier als pdf abrufen.

Mehr zu den 10 häufigsten Plagiarismus-Typen finden Sie hier.

 

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(Bericht vom 6. November 2013)

Angst vor der Plagiatsprüfung durch Verbreiten von Medienberichten schüren?

Plagiatberichte verbreiten oder nicht beachten?!

Soll man Berichte über Plagiat- und ähnliche Skandale und die (angebliche?) Verunsicherung der Studierenden denn überhaupt in den Social Media-Kanälen teilen? Könnte sein, dass man dadurch dazu beiträgt, künstlich noch mehr Angst zu diesem Thema aufzubauen?   Ein auf meiner Facebook-Fanpage gepostetes Kommentar hat mich neulich auf diese Frage gebracht. Ich möchte sie hier gerne näher beleuchten und einige, mir wichtige Aspekte dazu anführen.   Angsthasen aufgepasst! Meine Motivation warum ich Plagiat-Links doch teile Schon seit einigen Jahren beschäftige ich mich hauptberuflich intensiv mit diesen Themen (wissenschaftliche Redlichkeit, Plagiate, Präventionsmaßnahmen), ihren Entstehungsgeschichten und Hintergründen.   Ich bin KEINE „Plagiatsjägerin“ und arbeite NICHT in und für Plagiat-Foren, weder namentlich noch anonym!   Ich bin der Meinung, dass  (auch, wenn es durchaus auch nicht so günstige Entwicklungen auf diesem Gebiet gibt, z.B. Rufmord durch als akademisches whistle blowing getarntes „Vernadern“, wie ich nicht müde werde zu betonen) es entscheidend für das Vorankommen Einzelner und der Hochschulen insgesamt ist, wenn man über diese Dinge offen spricht und sie diskutieren darf.   Ja, manche Einzelne haben vielleicht nun ein wenig Angst vor der Plagiatsprüfung, weil sie (noch) nicht genug darüber informiert wurden; andere mögen die Wichtigkeit des Themas wissenschaftliche Redlichkeit verleugnen. Doch die große Mehrheit ist interessiert mehr darüber zu erfahren!   Besonders auf Facebook sammle ich daher informative, manchmal auch ironisch gemeinte, Links, auf die ich während meiner Arbeit stoße. Es steht natürlich jedem frei diese zu lesen und gerne auch zu kommentieren. Oder eben nicht! Ich sehe das als Service an meinen… Lesen Sie hier weiter!