Mit großer Begeisterung und viel Freude aus einem Theaterstück nachhause zu gehen, nun gut, ist nicht so selten. Eher ungewöhnlich ist es aber, wenn man sogar einige Lehren für das eigene Wirken und die Karriere von Wissenschafterinnen Karrieretipps aus dem Stück ziehen kann.
Über drei Grandes Dames der Wissenschaft
Wie in meinen Social Media-Kanälen fleißig angekündigt, wurde Mitte März in Kooperation mit dem Theater Drachengasse an der Technischen Universität Wien das Theaterstück “Curie_Meitner_Lamarr unteilbar” mit Anita Zieher (Regie: Sandra Schüddekopf) aufgeführt. Sehr passend, da zumindest zwei der drei Wissenschafterinnen große Teile ihres Lebens in Hörsälen verbrachten.
(Foto “Teknologiska Institutet” von “Tekniska museet” @ Flickr)
(Anmerkung: leider gab es keine weitere Beschreibung zu den Personen auf dem Bild)
Science-Frauen vor! Yeah!
Es beginnen sich die Biografien der Frauen vor uns ZuhörerInnen aufzurollen. Am Tag vor dem Weltfrauentag hat es auch viele Männer angelockt – wenn’s das sogar auf der TU spielen, kann’s ja nicht verkehrt sein! 😉
Die Tafel des Hörsaals wird sogleich auch als Requisite in das Stück eingebaut, als die Darstellerin als Marie Skłodowska Curie (1867-1934) beginnt von ihrem Leben zu erzählen. Ein leichtes war es nie, nur wenige glückliche Jahre mit Arbeit und Familienleben erlebt sie, bevor der Ehemann tragisch um’s Leben kommt. Da können auch ihre zwei(!) krönenden Nobelpreise wenig hinwegtrösten, denn auch die waren hart erarbeitet – und erstritten.
“A scientist in his laboratory is not a mere technician: he is also a child confronting natural phenomena that impress him as though they were fairy tales.” (Marie Curie)
Die zweite edle Ritterin von der Wissenschaft an diesem Abend ist Lise Meitner (1878-1968). [Tweet “Das brave Wiener Mädl, das meist übersehen wurde, selbst wenn es Sensationelles vollbrachte.”] An Gymnasien zu lernen war damals noch nicht üblich, für Mädchen, später war es noch nicht üblich, als Frau, den Haupteingang von Instituten zu benutzen, wenn die Herren und Meister der Schöpfung es nicht wollten.
Mein Lieblingszitat von ihr lautet:
“Ich liebe Physik, ich kann sie mir schwer aus meinem Leben wegdenken. Es ist so eine Art persönlicher Liebe, wie gegen einen Menschen, dem man sehr viel verdankt. Und ich, die ich so sehr an schlechtem Gewissen leide, bin Physikerin ohne jedes böse Gewissen.” (Lise Meitner)
Die dritte im Bunde, und sicherlich eine der schillernsten Österreicherinnen aller Zeiten, ist an diesem Abend und weit darüber hinaus Hedy Lamarr (1914-2000). Oh ja, genau die, die Hollywood-Göttin! [Tweet “Geboren als Hedwig Kiesler war sie nie auf den Mund gefallen, und auf den Kopf schon gar nicht!”] Erfindet die doch eben mal so nebenher das Frequenzsprungverfahren, das derartig vielseitige Anwendungen hat, vom Torpedo bis GPS bis zum Smartphone, dass man es auch heutzutage noch ganz gut brauchen kann. Was davon haben, Fehlanzeige! Immerhin, der Tag der Erfinder (! männliche Form, Frauen sind wohl eh mitgemeint) wird ihr zu Ehren zu ihrem Geburtstag am 9. November gefeiert.
“All creative people want to do the unexpected”. (Hedy Lamarr)
(Foto “IMG_9425-001” von “Oleg.” @ Flickr)
Take home career messages für Wissenschafterinnen
- Alle drei erlernten zunächst komplett andere Berufe (Curie Hauslehrerin, Meitner Französischlehrerin, Lamarr Schauspielerin). Doch diese Bildungs-“Umwege” störten sie nur wenig. Als sie sich ihres Interesses für Physik und Wissenschaft bewusst wurden, gingen sie wann und wie immer es ihnen möglich war dem Studium nach bzw. forschten.
- Eben diese Hartnäckigkeit fällt bei allen drei Frauen sofort ins Auge. Für den Beruf Wissenschafterin mussten sie zahlreiche Entbehrungen (Curie, Meitner) und/oder Schmähung (Lamarr) hinnehmen. Dennoch, sie ließen sich nicht beirren.
- Widrige Bedingungen – na und! Sie machten das Beste aus den jeweils vorhandenen Möglichkeiten (Curie, Meitner).
- Weitere lehrreiche Aspekte in den Biografien:
… von Curie: Unterstützung in der Familie durch Ehemann – bestand auf ihrer Anerkennung des Nobelpreises, nie aufgeben, immer das Beste geben, Familie/das Familienleben in den Beruf mit einbeziehen, Neugierde, auch einmal die mühsamen Wege gehen (z.B. um Elemente aus Tonnen von Stein zu trennen).
… von Meitner: Mentoren und Förderer gehabt, Neugierde, zulassen von Hilfe, Kooperationen, keine Angst anders zu sein (“unverheiratet”), idealistisch, Ruhe zum Nachdenken finden (Spaziergänge), unterrichten, Zusammenarbeit, anderen zu Erfolgen gratulieren.
… von Lamarr: zielgerichtet, sich selbst erfinden, unerforschte Wege gehen, netzwerken, Informationen geschickt verwerten, zu den eigenen schlechten/falschen Entscheidungen auch stehen können, analysieren, nicht daran festhalten was nicht klappt, den Leuten auch manchmal geben was sie sehen wollen, Witz.
Danke an das Team von “GenderFair” der TU Wien für die großartige Zusammenarbeit und die Einladung zu diesem wundervollen Abend im Theater!
Das könnte Sie auch interessieren!
[Tweet “Noch 2 Mal haben Sie die Möglichkeit dieses tolle Biografie-Theater zu sehen!”] – am 15. Mai in Wiener Neustadt und am 23. Juni in Graz!
Sie suchen ReferentInnen für eine Science-Veranstaltung? Hier finden Sie mein Profil auf speakerinnen.org !
Bleibt beim Beruf WissenschafterIn die Berufung auf der Strecke?
Besser Arbeiten, besser Leben – Aufbau von Resilienz gegen Stressbelastungen
(M)Ein Blick auf unterschiedliche Bildungshistorien
Die wichtigsten must have skills von AkademikerInnen
(Artikel von Natascha Miljković, 15. April 2014)
© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.
Den Plagiatpräventions-Blog der Zitier-Weise als E-Mail lesen
Mit einem Feed-Reader abonnieren
Der Wissenschaftlichkeits-Blog von Natascha Miljkovic ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. Wenn Sie über diese Lizenz hinausgehend Erlaubnis zur Verwendung meiner Inhalte haben möchten, können Sie diese sehr gerne unter www.plagiatpruefung.at/kontakt anfragen!
Pingback: Rezension - Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Wissenschaft (UTB)