Twitter-Diskussion zu wissenschaftliche Daten sichern

Einige tolle Antworten und Diskussionen ergab sich Ende der letzten Woche im Bezug auf meinen Blogbeitrag zum enormen Datenverlust in den Wissenschaften auf meinem Twitter-Account.

 Twitter-Diskussion zu DatenembargoTwitter-Diskussion zu Datenembargo (Bild: N. Miljkovic)

 

Ich gab in meinem Artikel besonders zu bedenken, dass wissenschaftliche Daten mit den Publikationen zur Sicherung mit abzugeben wohl besonders bei NaturwissenschafterInnen auf wenig Gegenliebe stoßen würde. Diese leben ja vom Kapital Daten, sie aus der Hand zu geben bevor alle Analysen fertig sein, könnte sehr heikel werden.

Ein Diskussionsteilnehmer gab auf Twitter zu bedenken, dass es technisch kein Problem wäre, der zur Zeit festgestellte Datenverlust wohl eher auf dem Unwillen der Journal-Herausgeber liege sich diese Arbeit anzutun, denn technisch wäre es sehr leicht und günstig Daten zu sichern (z.B. per Cloud-Dienste). Das Problem des Zugriffs könnte man einfach mit einem Embargo Herr werden.

 

Bis hier hin und später erst weiter

Grundsätzlich finde ich seinen Vorschlag eines zeitlichen Embargos auf alle eingereichten Daten sehr gut! Die WissenschafterInnen könnten so ihre Daten nach Publikation der ersten Beiträge selbst noch weiter verwerten. Erst nach einer gewissen Zeit werden die Daten dann Gemeingut. Das schadet niemandem und nützt allen!

 

Weitere Vorteile dieser Methode wären

  • die wissenschaftlichen Daten werden dauerhaft gespeichert (das war ja das Hauptziel dieser Idee!),
  • Daten können nach Ablauf des Embargos weltweit von Experten deutlich einfacher überprüft und weiter verwendet werden,
  • es gäbe wahrscheinlich auch viel mehr Diskussion darum welche Experimente und Daten wissenschaftlich sind, was die Wissenschaften an sich beleben und bereichern würde,
  • der wissenschaftliche Output, der in vielen Ländern hauptsächlich von Steuergeldern finanziert wird, würde transparent gemacht und so ein Verständnis für Kosten und Möglichkeiten der Wissenschaften (scientific literacy) wohl sogar gesteigert werden,
  • zahlreiche ungeahnte interdisziplinäre Möglichkeiten werden wahr,
  • durch das leichtere und gemeinsam unternommene Datamining könnten endlich Großprojekte durchgeführt werden, die in herkömmlicher Form viel zu viel Geld gekostet hätten und
  • Daten von zurückgezogenen Publikationen könnten auch wieder entfernt werden, wenn sie bei Überprüfung nicht dem Stand wissenschaftlich-ethischer Richtlinien genügt haben (das fände ich einen der größten Vorteile!).

 

It’s all about the money, honey!

Den Kostenfaktor hingegen sehe ich nicht ganz so harmlos, denn Archive aufzubauen, die die Daten auch nach Jahrzehnten noch auslesbar(!) bereithalten, ist SEHR aufwendig und dadurch SEHR teuer.

Wie kann man das finanzieren? Meine Befürchtung ist, dass Verleger (sollten sie diese Aufgabe übernehmen (müssen)) auf lange Sicht noch mehr für wissenschaftliche Literatur verlangen werden als sie es jetzt schon tun.

Ein noch größeres Problem sehe ich darin einer einzigen Gruppe die Archive zu überlassen, den Verlegern. Sie stehen außerhalb von Hochschulen und der Scientific Community im engeren Sinne und haben zuvorderst NICHT die Wissenschaft und ihren Fortschritt im Sinn zu haben, sondern Gewinne.

Und wer garantiert uns, dass die Cloud-Dienste oder die Verleger die wissenschaftlichen Daten tatsächlich gut genug und lange genug sichern und dann auch kostenfrei wieder hergeben?

Tatsache ist – man muss hier Lösungen erarbeiten, um mehr Interdisziplinarität und Datensicherheit zu fördern. Man darf also gespannt sein wie es weitergeht im Wissenschaftsbetrieb!

 

Nochmals Danke für das Interesse am Artikel, die Retweets und besonders an Herrn Muschall für seine Inputs!

 

Das könnte Sie auch interessieren!

Formen akademischen Fehlverhaltens – mehr als nur Texte und Fotos klauen

Plagiatsprävention – das muss man vermeiden

Plagiate an Hochschulen – Intransparenz statt Aufarbeitung?

Plagiarismus in den Wissenschaften – Salamipublikationen

Wissenschafter und das Urheberrecht – massive Probleme mit Fotoklau

Wir sind alle Plagiaristen! – oder die Welt ist paranoider geworden

Filmrezension zu “The Words” – Ghostwriting künstlerisch aufbereitet

 

(Artikel von Natascha Miljković, 14. Jänner 2014; letztes Update: 15. März 2014)

 

© aller Texte: Dr.in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.

 

Den Plagiatpräventions-Blog der Zitier-Weise als E-Mail lesen

Mit einem Feed-Reader abonnieren

follow us in feedly

Creative Commons Lizenzvertrag
Der Wissenschaftlichkeits-Blog von Natascha Miljkovic ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. Wenn Sie über diese Lizenz hinausgehend Erlaubnis zur Verwendung meiner Inhalte haben möchten, können Sie diese sehr unter www.plagiatpruefung.at/kontakt anfragen!

Print Friendly, PDF & Email
Tagged , , , , , , . Bookmark the permalink.

About Dr. Natascha Miljkovic

Inhaberin der Firma Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention. Naturwissenschafterin mit viel Auslandsforschungserfahrung, Wissenschaftsberaterin und präventive Plagiatsprüferin. Berät Bildungseinrichtungen zum Themenkreis akademische Unredlichkeit und unterrichtet, wie man diese (z. B. Plagiate) nachhaltig vermeiden kann. Auch an allen anderen Themen in, um und durch Forschung und Bildungseinrichtungen interessiert.

Leave a Reply