betrügerische Sprache – Ghostwriting enttarnt sich selbst

Im Vergleich zu Plagiaten ist akademisches Ghostwriting technisch deutlich schwierig festzustellen. Doch es ist weder unmöglich, noch bedarf es zum Aufdecken immer komplexer semantischer bzw. linguistischer Analysen.

 

Den Mantel des Betruges lüften

Über Ghostwriting kann man und habe ich auch schon so einiges geschrieben (z. B. im Blog hier und hier). Ein spannendes Gebiet, denn tatsächlich ist Ghostwriting fast überall außerhalb der Wissenschaften keineswegs ein Problem: es stellt einen im besten Fall durchaus originären Text einer Autorin bzw. eines Autors dar, den jemand anderes in ihrem/ seinen eigenen Namen weiterverwendet.

 

Jüngste Untersuchungen zeigen, dass man auch ohne aufwendige Analysen schon erste kleinere Anhaltspunkte erhalten kann, ob ein Text tatsächlich von der Autorin/vom Autor selbst stammt. Analog zu bestimmten stressbedingten Gesten oder Augenbewegungen beim Lügen von Angesicht zu Angesicht, können sich Lügen mit fremden Texten unter anderem durch

  • mehr negative Wendungen,
  • mehr Verstärker (wie z. B. extrem, deutlich, o.ä.),
  • weniger persönliche Begriffe (obwohl ich das für hinfällig halte, weil besonders in Europa das “ich” in wissenschaftlichen Texten ohnedies sehr verpönt ist) und
  • weniger abschwächende Worte (wie z. B. relativ, etwas, o.ä.) verraten.

Wie gesagt, das könnten HINWEISE auf Ghostwriting sein. Allzu zuverlässig sind die Ergebnisse laut eigenen Aussagen der AutorInnen nicht!

 

Pinocchio(Foto “Pinocchio” von Michiel Jelijs @ Flickr)

 

Tatsächlich wird bereits seit einiger Zeit nicht zuletzt von HerstellerInnen von Plagiatprüf-Software heftig an neuen Tools gearbeitet um auch Ghostwriting in den Wissenschaften habhaft zu werden. Ich bin schon sehr gespannt, wann diese Entwicklungen funktionieren werden!

 

P.S.: An österreichischen Hochschulen wird Ghostwriting übrigens bei Aufdeckung mit einem Vollplagiat gleichgesetzt und die betreffende Abschlußarbeit negativ bewertet. Unehrlichkeit zahlt sich also wahrlich nicht aus!!

 

 

Artikel von Natascha Miljković, 7. Oktober 2014

© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.

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Originality kills Plagiarism

BLOG-SERIE: GRÜNDE UND AUSREDEN FÜR PLAGIATE

 

Wenn es nach diesem Artikel geht, ist eine der Waffen gegen Plagiarismus die Originalität von Schülern und Studierenden zu stärken.

“The absence of creativity breeds plagiarism”

 

So sollen einige regelmäßige Einheiten Kreativität schon sehr gute Fähigkeiten aufbauen helfen, die auch im späteren Berufsleben weiterbringen, sagt eine UNESCO-Expertin.

 

Heute bin ich mal kreativ

Interessant, denn in diese Annahme spielt Vieles rein. Wenn die Studierenden kreativ sein sollen, bedeutet es gleichzeitig ja auch mehr kreativen, sprich vielseitigeren Unterricht zu bringen.

Ich lese gerade das Buch “Trotzdem lehren” von Vera F. Birkenbihl (die viele hauptsächlich durch ihr Werk “Stroh im Kopf?” kennen). Es ist toll!

Doch alleine die Aufmachung – bunt, teils unorthodox ungeordnet, mit handgeschriebenen bzw. handgezeichneten Inserts – macht es für mich etwas schwierig mich voll auf die Inhalte zu konzentrieren.

Da sieht man gleich wie wenig man Kreativität im Alltag überhaupt gewohnt ist!

 

Im Gegensatz zu mir haben Schüler meist noch Zeichen- und Musikunterricht, beschäftigen sich mit komplexen Computerspielen in ihrer Freizeit und nutzen die “neuen Medien” mit links. Jüngeren Menschen sollte Kreativität eigentlich nicht so schwer fallen. Oder?

equipment
(Foto “equipment” von Susann Jehnichen @ Flickr)

 

Die Kreativität zurückerobern

Was mir an der Schulzeit nicht so gut gefallen hat ist, dass man mein Talent in Zeichnen wohl erkannt, aber nicht gefördert hat. Es gab halt irgendwann eine Note. Punkt.

Wozu gab und gibt es auch in diesen vermeintlich kreativeren Fächern wie Kunst und Musik auch Noten?! Kann man Kreativität etwa mit einer Skala beurteilen, abgeurteilen und mit anderen (Standards) vergleichen)?!

 

Und, kann man Kreativität durch Noten messen und fördern?!

 

Bei Studierenden sieht es natürlich ein wenig anders aus. Nicht zuletzt da diese als Erwachsene für sich selbst und ihr Lernen verantwortlich sind und sich selbst fördern können. Sie können sich die Kreativität zurückerobern!

Doch auch hier könnte man den Unterricht anders gestalten. Um Plagiate zu vermeiden wäre grundsätzlich mehr Schreiben im Studium inklusive mehr konstruktivem Feedback deutlich wichtiger, als Fachwissen per Multiple Choice abzuprüfen. Meiner Erfahrung nach fördert das ohnehin nur das sogenannte “Bulimie-Lernen“, also Reinpauken in das Kurzzeitgedächtnis.

Auch das Lehrmaterial müsste viel variabler sein, angepasst an die unterschiedlichen Lerntypen – für die visuellen, auditiven, kommunikativen UND haptisch-motorischen Typen gleichermaßen.

Und – jetzt muss ich mich bei Studierenden kurz sehr unbeliebt machen! 😉 – natürlich ist es sinnvoll NICHT immer die selben Fragen zum selben Thema zu stellen. Ein Fragenkatalog mag eine Erleichterung des Lernens im Moment darstellen, aber optimaler wäre es, wenn … na, Sie wissen schon!

 

Neue Medien im Unterricht

Vielleicht schafft man es diesen ganzen neuen Anforderungen schon ein wenig durch neue Medien im Unterricht (allen voran Lern-Plattformen wie “Moodle”) mehr gerecht zu werden.

Ich finde, das ist schon ein toller Schritt in eine richtige Richtung. Das Umdenken hat schon begonnen, nun muss es nur noch gedeihen! Was denken Sie zu diesem Ansatz? Ich freue mich über Ihre Kommentare im Blog bzw. Ihre Meinung per E-Mail!

 

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(Bericht vom 27. November 2013)

In eigener Sache: mein Bruder Mario wird heute 30 Jahre alt! Jippie! Da wir uns heute leider nicht sehen werden können, gratuliere ich auch auf diesem Wege ganz ganz herzlich!  😀

Plagiarismus in den Wissenschaften – Salami-Publikationen

Plagiarismus. Ein großer Begriff hinter dem sich jedoch eine Vielzahl an akademischen Problemen und Vergehen verbergen.

In einer Anfang Oktober bekannt gegebenen Studie einer der Hersteller von Plagiatsprüfsoftware wurden mehr als 330 Forschende befragt, welche Arten von Plagiarismus ihnen schon unter die Augen gekommen sind (oder sie meinen gefunden zu haben) und wie schlimm sie diese finden.

Es wurden die 10 häufigsten Arten von Plagiarismus abgefragt und im Link Verteilungen samt Grafiken vorgestellt.

 

theft deterrent

(Foto “theft deterrent” von Bruce Turner @ Flickr)

Klingt doch lecker

Interessant finde ich den Aspekt “repetitive research“, zu Deutsch gerne “Salami-Publikationen” genannt. Klingt lecker, ist aber bei näherer Betrachtung äußerst unschön. Dennoch, 71% der Befragten gaben an diese Form des akademischen Fehlverhaltens schon gesehen zu haben.

Dabei reichen Forschende Daten und anderes Material, dass sie schon einmal publiziert haben, nochmal in leicht abgeänderter Aufmachung zur Publikation ein.

Diese Vorgehensweise ist natürlich zutiefst unakademisch, denn sie widerspricht allen Grundsätzen der Wissenschaft neue Erkenntnisse zu generieren und zu dokumentieren.

 

Salami-Publikationen dennoch nicht so schlimm genommen

Als wäre dieser hohe Prozentsatz nicht erschreckend genug, gaben die meisten jedoch viele andere Formen von Plagiarismus als noch gravierender an. Das ist mir etwas unverständlich.

Ich spekuliere als Grund für dieses Vergehen: allgemein fällt beim Forschen viel Datenmaterial an, dass halt zu einem ganzen wissenschaftlichen Artikel in einem “guten” Journal nicht reicht. Durch diverse Indices und Rankings wird es aber für den einzelnen Forscher, für das einzelne Labor ungemein wichtig, viele “gute” Publikationen nachzuwiesen.

Der Schritt hin zu mehr Output durch Recycling ist da natürlich ein kurzer. Wenn dann auch noch die Editoren wissenschaftlicher Journale und deren peer reviewer (Gutachter) überlastet sind und dadurch nicht umfassend plagiatprüfen, werden “Salami-Publikationen” auch schon mal abgedruckt.

Möglicherweise sieht man den KollegInnen diesen Druck nach?

 

Sehr ernst aber selten auftretend

Ein Ergebnis beruhigt dann allerdings wieder etwas: die Mehrzahl der Befragten gab an “total plagiarism” – wenn bespielsweise das Manuskript eines Forschenden unter anderem Namen eingereicht und veröffentlicht würde – als sehr gravierend, aber auch als sehr selten auftretend an. Immerhin etwas!

 

“The issue rated most problematic in the survey, Complete Plagiarism, defined as taking a manuscript from another researcher and submitting it under another name, was deemed serious by 88 percent of respondents, but was also viewed as being the least probable to occur—66 percent of researchers believed complete plagiarism was uncommon.”

 

Diese Erhebung machte indirekt jedoch u.a. auch klar, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten sein wird. Denn in diesem Fall gab man die Definitionen zu den Fragemöglichkeiten bereits vor. Tut man dies nicht, werden Plagiarismusdefinitionen auch von Forschenden völlig anders interpretiert.

 

Die erwähnte Studie können Sie hier als pdf abrufen.

Mehr zu den 10 häufigsten Plagiarismus-Typen finden Sie hier.

 

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(Bericht vom 6. November 2013)

Sorry isn’t the hardest word to say!

Leider auch gerade wieder im eigenen Freundeskreis erleben müssen: manche haben eine sehr dehnbare Auffassung von Offenheit und Ehrlichkeit.

 

Es tut mir leid – ein kurzer, schwerer Satz

Anderer Auffassung zu sein von etwas ist grundsätzlich kein Problem. Auch Fehler zu machen gehört zum Leben dazu. Aber zu stolz zu sein seine Fehler dann auch einzugestehen, um davon lernen zu können, ist mir unverständlich.

Auch verstehe ich nicht, wie man Menschen wochen- oder gar monatelang an der Nase herumführen kann, anstatt einmal Klartext zu reden und alles ist sofort gut. Für mich ein großer Vertrauensbruch und in einem gewissen Sinne finde ich es unehrlich!

Sorry(Foto “Sorry” von p-a-t-r-i-c-k @ Flickr)

 

Dazu passt ein Bericht über Bollywood. Ja richtig gelesen! Was das hier zu suchen hat, in einem Anti-Plagiat-Blog? Ganz einfach – jemand wurde von einem Bollywood-Schauspieler sehr öffentlich plagiiert.

Niemand geringerer als Superstar J. K. Rowling, die Harry Potter-Mama. Von niemand geringerem als Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan, SRK himself! OMG! Drama!!!

Plagiat-No-goes a la Bollywood

SRK hat laut Bericht eine öffentliche Rede von Rowling, die sie vor einigen Jahren in Harvard gehalten hatte. Der öffentlich denunzierte SRK ließ daraufhin verlautbaren, dass sie stattdessen eine von ihm zuvor gehaltene Rede, in der er sie erwähnt hat, teilweise plagiiert hätte.

Anti-Plagiat-Regeln für Star-Dummies und deren Schreiberlinge

Ein paar vielleicht ganz nützliche Regeln gibt der Bericht auch noch an, “wenn schon Plagiat, denn schon gscheit”:

  • Regel 1: Die Nahrungskette runter- nicht raufkopieren, dann wird man weniger (schnell) erwischt.
  • Regel 2: Die “Ich bin berühmt”-Verteidigung ist relativ, wenn die/der andere berühmter ist als man selbst und die auch noch öffentlich(!) und noch dazu in Harvard(!) vorgetragen hat.
  • Regel 3: Wenn man schon selbst behauptet, man hätte betreffende Person schon mal zitiert/erwähnt, wieso dann nicht einfach ein zweites Mal zitieren und gut ist’s?!
  • Regel 4: In ersten Person reden sollte nur man nur, wenn man auch tatsächlich eigene Erlebnisse schildert.
  • Regel 5: Entschuldigung ist wirklich nicht so ein schwieriges Wort zu sagen.
  • Regel 6: Das ist die echte Welt, nicht ein Bollywood-Drama. (–> Das ist mein Favorit! 😉)

Superstar-Battle deluxe

Egal wer da von wem geflaucht hat, nun hat jeder genug Publicity erreicht (und nun gar in meinem weltberühmten Blog Erwähnung gefunden 😉). Der Superstar-Battle deluxe ist anscheinend ohnehin schon wieder vorbei, also – back to business.

Was mich an diesem Episödchen fasziniert hat, ist nicht so sehr die Anhäufung berühmter westlicher und östlicher Namen, sondern, dass Khan einen – Achtung, jetzt kommt’s! – “Chief Digital Strategist” hat.

Berufe gibt’s … gibt’s die echt?! LOL!

Laugh_funny face

(Foto “funny face” von N. Miljkovic)

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(Bericht vom 4. November 2013)

Plagiarismus ok? – Jobanzeige geriet zu leger

Wieder gibt es einen Gegenbeweis. Allen, die meinen, Plagiarismus ist doch klar (nicht ganz, lesen Sie dazu auch meinen Beitrag zu Definitionen) und die negativen Auswirkungen, die copy & paste haben kann, MUSS doch heutzutage schon jeder verstanden haben, lege ich diesen Link ans Herz.

 

Copy and Paste
(Abbildung “Buzzword Bingo: Copy and Paste” von “planeta”/Ron Mader @ Flickr)

 

Plagiarismus – leider doch nicht so klar

Anscheinend ist es doch noch nicht so ganz durchgedrungen. Dieses kanadische Jobinserat erregte diese Woche nämlich die Gemüter, nicht nur in Toronto.

 

“One must use proper English and if there is
need for plagiarism, then so be it, but citation
must be done in correct order.”

Ich dachte beim ersten Lesen “Was soll das denn?! Solche Scherzkekse!”. Vermutlich hat hier jemand die Handlung copy & paste mit Plagiarismus gleichgesetzt, denn die Notwendigkeit zu einer Zitation ist angeführt.

Naja, insgesamt wohl eine eher legere Jobanzeige! Auch im Journalismus gilt: die Geister, die man rief, wird man nur schwer wieder los, darum – besser nicht verschreien!

 

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(Bericht vom 30. Oktober 2013)