Wann entstehen Plagiate? – Diese Mindsets fördern Fehlverhalten

BLOG-SERIE: PLAGIATSPRÄVENTION

 

Ein Manager fragte mich vor Kurzem

 

Was haben Plagiate mit seiner, der
nicht-wissenschaftlichen Arbeitswelt, zu tun?

Abgesehen davon, dass einen auch, wenn man schon lange im Berufsleben steht, ein Plagiatskandal noch einholen (und das Leben und die Karriere empfindlich stören!) kann, sieht man ja anhand der aktuellen Fälle. Darum geht es nicht.

Prüfe genau, wen Du Dir ins Haus holst

Fast hörte sich diese Frage für mich an, als ob die berufliche Vergangenheit von z.B. Jobbewerbern oder den KollegInnen nicht relevant sei.

Das kann jedoch nicht sein, wenn man den Berichten Glauben schenkt, wonach sehr viele Firmen nun auch in Mitteleuropa beginnen, den Bewerbern und Mitarbeitern auf den Social-Media-Kanälen nachzuforschen. Hier überschreitet man häufig Grenzen!

Einige gehen sogar schon so weit Plagiatsprüfungen von Abschlussarbeiten von Bewerbern durchführen zu lassen (was ich auch für bedenklich halte, wenn der Betroffene sein Einverständnis dazu nicht gegeben hat), um deren Redlichkeit zu überprüfen.

(Foto “Rausgespitzt” von “tiegeltuf” @ Flickr”)

Das kleine, zarte Pflänzchen der Unredlichkeit

Natürlich wollen Firmen die besten Mitarbeiter einstellen und sich vorher absichern. Man kann das ganze Problem der Redlichkeit aber vielleicht über einen ganz anderen Weg angehen.

Soft Skills (auch soziale Eigenschaften genannt) werden nun sehr oft als wichtigste Fähigkeiten, z.T. noch vor dem fachlichen Wissen betrachtet. Sprich – Redlichkeit und Ehrlichkeit eines Bewerbers kann man (z.B. in einem Assessment Center) “testen”.

Wie stellt sich ein Bewerber im Umgang mit Anderen an?, welche Antworten gibt er in welchen Situationen?, …

Wenn man sich überlegt, WANN Plagiate entstehen, wird man die Übereinstimmungen dieser scheinbar so weit auseinander liegenden Gebiete rasch bemerken!

Hier beginnt das Pflänzchen der Unredlichkeit

nämlich zu wachsen!

Auf das Mindset kommt es an

Bewusste(!) Plagiate und andere Formen von akademischer Unredlichkeit entstehen häufig, wenn man sich Folgendes beim Forschen, Recherchieren oder Arbeit schreiben denkt:

  • “Ach, das passt schon so! Wozu nochmals überprüfen? Um 20 Uhr will ich doch in’s Kino … .”
  • “Mein Betreuer wird schon reagieren, falls das falsch sein sollte. Was kümmert mich das jetzt?! Mache ich mir nur die doppelte Arbeit und verschwende Zeit.”
  • “Mist, bei diesem Zitat fehlt die Jahreszahl! Naja, egal, ich schreib einfach irgendwas hin, fällt eh niemandem auf! Und wenn doch spare ich mir das langwierige Raussuchen.”
  • “In diesem Artikel steht eine Quelle, unsere Unibibliothek hat das aber nicht lagernd. Ich weiss schon, man sollte Quellen aus erster Hand kennen und so. Aber was soll’s, man kann ja wohl mal eine Ausnahme machen.”
  • “Ich verändere noch schnell 3, 4 Worte, damit man die Ähnlichkeit zum Originalzitat nicht so stark bemerkt. Super, besser hätte ich das auch nicht hinbekommen!”
  • “Meine Kollegin hat das schon gut zusammengefasst, das borge ich mir mal aus. Was lässt sie auch ihre Sachen immer so herumliegen?!”

Ehrlichkeit beginnt mit Genauigkeit

In der Wissenschaft zählt das genaue Arbeiten viel. Man muss Fakten schaffen, Dinge belegen können, Hypothesen untermauern oder verwerfen. Das kann nur mit Ehrlichkeit geschehen!

Diese Einstellung, dieses Mindset – Ehrlichkeit und der Wille zu Kontrolle und Ordnung – kann man einfacher abklären als durch Plagiatsprüfungen!

Auch an der generellen Einstellung zu diesen Werten und natürlich zu anderen Menschen zeigt, wie die Mitbewerber sind. Oder, wollen Sie so jemanden, der sich im Studium schon obiges gedacht hat, bei sich einstellen?! Dazu auch in diesem Artikel mehr.

Erzieherischer Wert der Plagiatsprüfungen

Vielleicht wird der erzieherische Wert von Plagiatsprüfungen oft unterschätzt. Denn Studierende, die man durch dieses “Damoklesschwert” zu mehr Genauigkeit und Ordnung “erziehen” kann, kann man wahrscheinlich auch ein wenig zum Nachdenken bringen.

 

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(Bericht von Natascha Miljkovic, 25. November 2013; letztes update: 7. September 2014)

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About Dr. Natascha Miljkovic

Inhaberin der Firma Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention. Naturwissenschafterin mit viel Auslandsforschungserfahrung, Wissenschaftsberaterin und präventive Plagiatsprüferin. Berät Bildungseinrichtungen zum Themenkreis akademische Unredlichkeit und unterrichtet, wie man diese (z. B. Plagiate) nachhaltig vermeiden kann. Auch an allen anderen Themen in, um und durch Forschung und Bildungseinrichtungen interessiert.