Studien belegen immer wieder – es wird sehr viel im Internet recherchiert. Und anscheinend daraus auch für wissenschaftliche Arbeiten “geborgt”. Neben Open Access-Journalen steht allen Internet-Quellen voran dabei Wikipedia, die größte kollaborative Datenbank des Menschheitswissens schlechthin.
Die größten Kritikpunkte sind, dass Wikipedia zum einen nicht genau genug ist und viele Fehler darin vorkommen, sowie, dass Schüler und Studierende daraus abschreiben würden.
Gestern konnte ich an einem Wikipedia-Webinar teilnehmen, das in Zusammenarbeit mit dem derzeit erfolgreichsten Hersteller von Plagiatsprüfprogrammen stattfand. Ich fasse hier die interessantesten Punkte daraus für Euch zusammen!
Die Wurzel … allen Übels?
Zunächst ging es hauptsächlich um Wikipedia selbst. Einer der rund 1400 Administratoren, die im Hintergrund dafür sorgen das ‚Gedächtnis des Internets’, wie ich Wikipedia gerne nenne, am Laufen zu halten und es verbessern, erzählte von den Anfängen und den mitunter mühsamen Abläufen des Editierens und Redigierens von Wikipedia-Artikeln (er hat alleine ca. 4000 Seiten zu betreuen … uff).
Die Dimensionen von Wikipedia sind einfach un-glaub-lich! Es gibt u.a.
- ca. 30 Mio. Artikeln
- 286 Sprachversionen
- 20 Mio. Beitragende
- 2 Mrd. Editierungen
Das ganze Projekt Wikipedia wird von einer Non-Profit-Organisation getragen, umfasst mittlerweile neben dem allseits bekannten und beliebten Lexikon noch 17 weitere Projekte (wie z.B. Foto-Datenbanken und einen Tier- und Pflanzenarten-Katalog) und der Zugang ist weltweit immer gratis.
Für alle Beitragenden das wichtigstese Credo ist, ihr Hauptaugenmerk auf nich mehr Genauigkeit und Belegbarkeit der Daten zu richten! Mittlerweile ist Wikipedia schon genau so exakt wie die renommierte Encyclopedia Britannica.
Tausende, wenn nicht gar Millionen Augenpaare sehen Fehler eben auch sehr viel rascher und die digitale Verfügbarkeit hat in diesem Fall einen großen Vorteil gegenüber Printlexika.
(Foto “Encyclopedia Britannica, Eleventh Edition (1911)” von Stewart Butterfield @ Flickr)
Start from here
Ein für mich interessanter Aspekt ist, dass in Umfragen zwar 60% der Schüler angeben Wikipedia als Startpunkt für Recherchen zu verwenden, aber sich die wenigsten wirklich damit auskennen und der Umgang damit im Rahmen eines internet/ information literacy programs im Unterricht nicht besprochen wird.
Unter Akademikern schämen sich viele gar zuzugeben, dass sie Wikipedia für ihre Recherchen verwenden. Es ist ja nicht so, dass man bei den gefundenen Anganben bleiben würde und absolut keine anderen Quellen heranziehen würde. Warum also die Aufregung?! Ich verwende es jedenfalls! So jetzt ist es heraussen!
Als Plagiatsprüferin kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum Wikipedia als ‘Plagiatorenschatzkiste’ angesehen wird. Das zeigen mir die vielen Prüfergebnisse, die ich bislang in meiner Karriere gesehen habe, nicht!
Tatsache ist, dass in Wikipedia immer wieder plagiierte Artikel vorkommen, die, sollte jemand die selbe Studie verwendet oder daraus Textteile entnommen haben, ebenfalls im Prüfbericht seiner Abschlussarbeit aufscheinen werden. Das ja.
Und ja, man sollte Wikipedia in wissenschaftlichen Abschlussarbeiten nicht als Quelle zitieren, außer die gesamte Arbeit hat mit Wikipedia selbst zu tun. Das ist einfach keine wissenschaftliche Quelle!!!
Das Klassenzimmer werde digital und multimedial
Der zweite Teil des Webinars über Wikipedia befasste sich mit Möglichkeiten, wie Lehrende Wikipedia im Unterricht sinnvoll einsetzen können, anstatt es generell zu verbieten.
Ein möglicher Fokus könnte so zum Beispiel auf die Bewertung der Zuverlässigkeit von Quellen gelegt werden. Auch Probleme wie Plagiate und das korrekte wissenschaftliche zitieren kann man so interaktiv und multimedial unterrichten.
Auf diesen Wikipedia Education-Seiten und besonders im Untermenü „Classroom“ sind für unterschiedliche Stufen und Projekte Unterrichtsmaterialien zusammengestellt worden. Ich finde das Material sehr gut brauchbar!
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(Artikel von Natascha Miljković, 17. Jänner 2014; letztes Update: 15. März 2014)
© aller Texte: Dr.in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.
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