Wissenschaft als Beruf – und wo bleibt die Berufung dabei?

Die Zeit um 1880 bis 1930 war weltweit fantastisch und einzigartig für die Wissenschaft! Beinahe unzählige wissenschaftliche Theoreme, Naturgesetze und Hypothesen unterschiedlichster Fachrichtungen – die meist heute noch geltend! – wurden damals aufgestellt.

Wie eine Kollegin aus der Wissenschaftskommunikation feststellte: annähernd 100 Jahre sind seit Aufstellen der Relativitätstheorie schon vergangen! Und doch fühlt sie sich noch so frisch und irgendwie zeitlos an, finde ich! Genial!

Diese fruchtbare und bereichernde Zeit kam in den meisten Fächern (eine Ausnahe sind fast alle Bio-Wissenschaften) nie wieder. Besonders in (Mittel-)Europa natürlich, wo man durch die diversen politischen Regime viele Gelehrte vertrieb oder ermordete.

Manch unkritischere Stimmen sagen – vielleicht ist halt einfach schon so viel erforscht worden und das Wissen erschöpft sich irgendwann einfach? Also ich für meinen Teil finde mehr als genug Staunenswertes in der Welt!

 

 

Nicht die Welt, sondern die Wissenschaftswelt hat sich verändert!

Liest man jedoch heutzutage aufmerksam Zeitung stolpert man mit größtem Entsetzen auch heute noch auf Meldungen wie diese: Zugang zu Wissen und Archiven (in ihrer Funktion als Geschichtsspeicher) werden neben den Medienstationen meist als erste für die Bevölkerung geschlossen. Die Ressource Wissen ist auch ein höchst politischer Faktor, immer noch!

 

Science
(Foto “Science” von Jeffrey Beall” @ Flickr)

 

Wissenschaft als Beruf

Zwei spannende und für mich persönlich maßgebliche Zitate stammen von bereits genanntem Wissenschafter, Albert Einstein

“The important thing is not to stop questioning. Curiosity has its own reason for existing.”

 

und Plutarch

 “The mind is not a vessel to be filled, but a fire to be kindled.”

 

 

Studium – avanti!

Aus meinem Erfahrungen an mehreren österreichischen Hochschulen (auch im Vergleich mit einigen internationalen, die ich persönlich kenne) orte ich hier die größten Befürchtungen für die Wissenschaft der Zukunft: machen “Fast track-Studien” nachhaltig Sinn?

Viel wird über Geld und andere Ressourcen und deren gefährliche Verknappung in Österreich gesprochen. Doch kommt es nicht ebenso, wenn nicht gar noch mehr, auf die Gedankenwelten und gegenseitige Bereicherung der Lehrenden und Lernenden an?

Darf man sich kritische Fragen erlauben, frech “alte” Konstrukte hinterleuchten, um daraus lernen zu können?

Darf man “Umwege” gehen, denn Bildung ist ja wohl keine Autobahn? Oder sollte sie das doch sein, um mithalten zu können?

Wodurch werden Die “Feuer” der Studierenden entfacht und angetrieben? Durch die zum Teil didaktisch immer noch wirklich schlechten Vorträge und Vorlesungen an Hochschulen sicherlich nicht, im Gegenteil.

 

Viele junge Studierende seien heutzutage “getrieben”, “ECTS-Sammler statt “richtige” Studierende. Die Unken unken: “Die Bologna-Architektur ist Schuld!” Wirklich?

Auch ich und sehr viele meiner bekannten und unbekannten KollegInnen haben noch “vor Bologna” sehr rasch und sehr erfolgreich studiert. Dennoch konnten und wollten wir nebenher Freifächer machen, die uns auch mal “nichts” (also keine direkt verwertbaren Zeugnisse) brachten.

Haben wir unsere Zeit rund um Studium, Nebenjob und Prüfungen also besser oder schlechter eingeteilt?

 

Science Fish
(Foto “Science Fish” von “steevithak” @ Flickr)

 

Die Wissenschaft ist frei – der Geist muss es auch sein

Das große Problem liegt meiner Ansicht nach in der Horizontverengung durch diverse konstante – und leider ja großteils auch durchaus notwendige – Problemwälzungen der heutigen Wissenschaft.

Studierende erkennen heute klarer und viel früher, was der “Beruf Wissenschaft” wirklich ist bzw. auch bedeutet! Berufung sehen Sie im Lehr- und Forschungspersonal selten, bei denen ist das Überborden mit anderen Funktionen vielfach schon zu groß.

Eingangs erwähnte Wissenschaftskommunikatorin brachte es sehr treffend auf den Punkt – Studierende sehen, dass die Arbeit, die ihr Professor hauptsächlich machen muss, die eines Managers ist.

Dank ausufernder Bürokratie und unzähligen Arbeitsgruppentreffen für Organisation der Schadensbegrenzungen an Hochschulen ist Wissenschaft ein Randphänomen. Ja, ich gehe hier sehr provokativ noch weiter und sage – die “richtige” wissenschaftliche und auch lehrende Tätigkeit wird zu häufig auf unterbezahlte Postdocs und an der Armutsgrenze lebende DoktorantInnen abgewälzt.

Eine “schöne, neue Wissenschaftswelt” also?

 

 

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was sich am wissenschaftlichen Schreiben durch Plagiatsprüfungen ändert
(Artikel von Natascha Miljković, 2. April 2014)

© aller Texte: Dr. in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.

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About Dr. Natascha Miljkovic

Inhaberin der Firma Zitier-Weise, Agentur für Plagiatprävention. Naturwissenschafterin mit viel Auslandsforschungserfahrung, Wissenschaftsberaterin und präventive Plagiatsprüferin. Berät Bildungseinrichtungen zum Themenkreis akademische Unredlichkeit und unterrichtet, wie man diese (z. B. Plagiate) nachhaltig vermeiden kann. Auch an allen anderen Themen in, um und durch Forschung und Bildungseinrichtungen interessiert.

2 Responses to Wissenschaft als Beruf – und wo bleibt die Berufung dabei?

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