Teil 2 der BLOG-SERIE
Vielen ist nach wie vor unverständlich, wie es überhaupt zu so vielen Plagiatsskandalen kommen kann. Fast monatlich stellt es jemandem karrieretechnisch „die Patschen auf“, wie man in Wien sagen würde. „Das weiss man doch!“ und „Lernen Studierende denn heutzutage gar nix mehr?!“ sind häufige Reaktionen darauf.
Natürlich lernt man das an einer Hochschule und natürlich sollte man wissen, wie man korrekt zitiert. Und doch gibt es diese Probleme mit Plagiaten. Ein sehr wichtiger Schritt, den ich auch in meiner Beraterpraxis als Wissenschaftsberaterin mit Spezialgebiet Plagiatsprävention, immer wieder wärmstens ans Herz lege ist nachzufragen, ob das was über das Zitieren vermittelt wird tatsächlich bei den Studierenen ankommt.
Dazu heute mehr in Teil 2 meiner Analyse möglicher didaktischer Herausforderungen (Teil 1 können Sie hier nachlesen) beim Zitieren wissenschaftlicher Literatur im Blog der Zitier-Weise!
5) Studierende bekommen zu Beginn des Studiums theoretischen Unterricht zu Zitationsregeln und sitzen dann alleine damit herum, wenn sie selbst schreiben müssen.
Theoretischer Unterricht ist großartig und sehr wichtig, zumal man das wie im Punkt 1 (nochmals der Link zu Teil 1 der Blog-Serie) angesprochen wirklich nicht voraussetzen kann und sollte. Doch bleibt Theorie immer so lange Theorie bis man sie selbst das erste Mal anwendet. Da begann auch für mich als Studentin das große Rätselraten – welcher Zitierstil ist nun wirklich zu nehmen?, was tun bei dieser oder jener Textform?, usw.
Einfach nur fantastisch ist es, wenn man dann jemanden anderen als den Betreuenden der Abschlußarbeit hat, ab den man sich bei Fragen wenden kann. Das Aufkommen der Schreibzentren an Hochschulen (z.B. wie an der FH WKW Wien) kann ich auch im Sinne der Plagiatsprävention nur begeistert begrüßen!
Denn, klar ist – Ihre Lehrenden oder Betreuuenden sind für ein „Händchenhalten“ für so ganz basale Dinge wie zitieren können nicht zuständig! Suchen Sie sich stattdessen die geeigneten Informationen zusammen und holen Sie sich idealerweise bei älteren Studierenden und in den vielen zusätzlichen(!) Kursangeboten „Zitat-Nachhilfe“!
(Foto “FACEPALM” von “hugoroyd” @ Flickr)
6) Studierende üben die gelernten theoretischen Zitationsregeln nicht an eigenen Texten.
Dieser Punkt kommt leider durch die noch immer häufigen Massen-Vorlesungen und einige vorherrschende, passive oder schlecht getimte Unterrichtsformen (siehe auch Punkt 5) vor.
Sehr empfehlenswert ist sich immer für schriftliche Abschlußarbeiten bestmöglich zu bemühen und sich, auch wenn es gar nicht explizit verlangt wird, bei ALLEN schriftlichen Arbeiten im Vorfeld(!) schon während des Studiums genauestens mit den Zitierregeln zu beschäftigen!
Ja, das kostet zu Beginn ein wenig mehr Zeit, aber richtig gemacht üben Sie sich damit schon sehr ressourcenschonend für die spätere Abschlußarbeit und sparen sich dafür DANN viel Zeit und Ärger!
Fragen Sie, falls nicht angegeben oder nicht eindeutig für Ihr Fach, nach welchem Zitatierstil die Unterrichtenden zitiert haben wollen. Üben Sie sich dann auch im Umgang mit den diversen Recherchemöglichkeiten, entwickeln Sie ein gutes Notizenmanagement– und Ablagesystem (sehr, sehr hilfreich für fast alle Prüfungen, vorallem die in späterer Folge!), führen Sie regelmäßig ein Arbeits-/Ideenbuch (reflektieren Sie immer wieder, ob Ihre darin notierten Vorgehensweisen noch zu verbessern sind) und nutzen Sie ein Referenzmanagersystem (stellen viele Hochschulen zur Vefügung, auf den Bibliotheks-Websites gibt es meist Informationen dazu).
Geben Sie wirklich NICHTS schriftlich ab und zeigen Sie keine Präsentationen OHNE korrekte Quellenangaben!
7) Studierende hören zu selten, dass sie alle fremden Quellen zitieren müssen, die sie in schriftlichen Arbeiten verwenden.
Wie auch schon in Teil 1 der Blogserie angesprochen passiert es häufiger, als allen Beteiligten lieb sein kann, dass unter dem Druck der Unmengen kleiner Details und großer Zusammenhänge, die unterrichtet werden müssen, auf Zitieren und Quellen verwenden nur einmal eingegangen wird oder werden kann.
Doch – Sie sind doch alle erwachsen!! Holen Sie sich eigenverantwortlich, was Sie benötigen! Recherchieren Sie in Büchern (meine Literaturempfehlungen zu wissenschaftlich schreiben), üben Sie so oft es geht (siehe meine Tipps in Punkt 6 oben), fordern Sie wenn möglich Rückmeldungen Ihrer Unterrichtenden zu Ihren schriftlichen Arbeiten ein, nicht nur bezüglich Inhalt sondern auch einmal zur formeller Qualität.
(Foto “Study” von Simon du Vinage @ Flickr)
8) Studierende hören zu oft, dass sie Quellen angeben müssen, fühlen sich aber nicht angesprochen, weil sie meinen, es ginge nur die Abschlußsemester etwas an.
Heijeijei! Auch das kann – leider – passieren. Gerade in Zeiten wie diesen, wo der Plagiatschrecken bei vielen tief sitzt, werden Studierende fast schon wieder zu sehr mit den diversen Zitierregeln und deren Ausnahmen und Anpassungen bedrängt. Allerdings kommt es oft falsch an, als seien das NUR Probleme, die Abschlußarbeiten betreffen.
Seien Sie froh und sehen Sie es von der positiven Seite – immerhin wird Ihnen so etwas Wichtiges auf dem Silbertablett serviert! Sie können also nichts verpassen und nicht zufällig nicht mitbekommen haben! 😉
Man muss auch die Lehrenden und die Hochschulen verstehen – hier geht es um den guten Ruf! Und wie schnell der ruiniert sein kann, zeigen diese Skandale mit aller Deutlichkeit. Keiner will in solche Dinge verwickelt werden und manchmal schießt man mit den Gegenmaßnahmen über das Ziel hinaus. Es soll schon Schlimmeres vorgekommen sein! 😉
Im Ernst, lassen Sie sich als Studierende (und als Lehrende natürlich auch) nicht von Zeitungsberichten irritieren. Ja, das sind wichtige Themen, alle wollen gut abschließen und nicht nach 10, 20 oder noch mehr Jahren riesen Probleme über sich zusammenbrechen haben. Nutzen Sie alle Informationen, die Sie bekommen können, üben Sie, machen Sie alles in Ihrer Macht stehende korrekt zu arbeiten, aber verlieren Sie nicht die Freude am Unterrichten wie auch am Recherchieren und Texte Schreiben! Viel Erfolg dabei!!
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(Artikel von Natascha Miljković, 10. März 2014; letztes Update: 7. September 2014)
© aller Texte: Dr.in Natascha Miljković, Agentur Zitier-Weise, 2012-2014.
© Abbildungen: wie angegeben.
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